Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
werden.«
»Ist der Laird denn von seiner Verwundung genesen?", erkundigte sich Rodena vorsichtig.
»Noch nicht ganz, aber er brennt darauf, Mathew Cameron Revanche zu bieten, und er wird ganz sicher nicht davon abzubringen sein.«
»Das sieht ihm ähnlich«, knurrte Caja.
»Oh – er wird ihn gewiss zum zweiten Mal besiegen«, rief Melwin. voller Begeisterung. »Es gibt keinen Ritter, der ihm gewachsen wäre. Er hat versprochen, mich zum Knappen zu nehmen und mich auszubilden.«
»Meinen Glückwunsch!«, sagte Rodena lächelnd. »Aber mach dich darauf gefasst, dass es hart werden wird, denn der Laird hat selbst einen strengen Lehrmeister gehabt.«
Melwin zuckte die Schultern – er wussten, was ihn erwartete, denn er hatte beim Training seines Lairds oft genug zugeschaut.
Dann erzählte er, dass trotz der Überfüllung weitere Gäste angekommen seien. Unter ihnen ein Mädchen, das Rodena grüßen ließ.
»Ich erzähle das nur, weil sie mich so sehr darum gebeten hat«, meinte er und errötete leicht. »Sie wollte sogar mit mir hierherreiten – aber ich reite doch nicht mit einem Mädchen durch die Gegend.«
»Wie heißt sie denn?«
»Sie ist Mathew Camerons Tochter und heißt Bonnie.«
Rodena schmunzelte, denn Melwin schien ganz außerordentlich verlegen.
»Ist sie hübsch?«
»Überhaupt nicht«, sagte er rasch und kratzte sich das verwuschelte, rote Haar. »Sie ist eher hässlich, und sie weiß alles besser. Und dann ist sie auch zwei Jahre älter als ich.«
Jetzt hatte er es auf einmal schrecklich eilig, wieder zur Burg zurückzureiten.
»Achja, das hätte ich fast vergessen. Ihr seid alle zum Fest eingeladen!«, rief er noch über die Schulter, als er schon sein Reittier anspornte. »Ich hoffe, der Laird schickt Euch ein schönes Gewand, Lady Rodena. Denn so könnt Ihr Euch auf der Burg wirklich nicht sehen lassen.«
Rodena schwieg und wischte mit der Hand den Schnee von der Mauer. Dann setzte sie sich vor den Webstuhl und arbeitete ohne Unterlass bis zum Abend. Dieses Mal achtete sie auf nichts anderes als auf ihre Arbeit, und der Stoff wurde fest und gerade, als habe sie ihr Lebtag nichts anderes getan, als fein gesponnene Wolle zu verweben.
Zwei Tage später erschienen Berittene vor der Hütte, die einen Wagen voller Kisten und Bündel mitführten. Es war Roger de Brionne, der die kleine Gruppe anführte, und er grüßte alle in der Hütte mit Ehrerbietung.
»Der Laird sendet Euch Pferde, einen Wagen und einige andere Dinge, denn er wünscht, dass Ihr Euch schön gekleidet und geschmückt zum Fest einfindet«, erklärte er und warf dabei einen schrägen Seitenblick auf Caja. Die Alte verzog keine Miene, doch etwas in ihrem Gesicht drückte Zufriedenheit aus, was Roger jedoch keineswegs zu gefallen schien. Leicht verärgert wandte er die Augen ab und sah zu Rodena hinüber, die die Nachricht ohne besondere Begeisterung aufgenommen hatte.
»Besonders auf Euer Erscheinen legt der Laird großen Wert«, sagte er. »Deshalb sendet er Euch Kleider und Schmuck und allerlei Zeug, das für Frauen von Wert ist.«
»Nehmt die Sachen wieder mit, Roger«, gab sie gleichmütig zurück. »Denn ich werde bei diesem Fest nicht erscheinen.«
Sie vernahm einen ärgerlichen Laut, den Caja ausgestoßen hatte, doch Roger de Brionne nickte befriedigt, bot ihr den Arm und bat sie, mit ihm vor die Hütte zu treten.
»Was ich dir jetzt sage, muss sonst niemand hören, Rodena«, begann er leise. »Ich sehe, dass du klug bist und begriffen hast, dass der Laird einen schweren Fehler begehen würde, wenn er auf einer Heirat mit dir bestünde.«
Sie versteifte sich vor Abwehr. Dieser Mann hatte von Anfang an gewusst, wer sie war, und natürlich hatte er ihre Liebe zu Ewan immer als ein Hindernis für seine eigenen Pläne gesehen. Jetzt also wollte er ihr schon wieder ins Gewissen reden.
»Ihr braucht mir nichts zu sagen, Roger de Brionne«, gab sie kühl zurück und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich weiß selbst, was ich tue. Ihr werdet mich morgen nicht mehr an diesem Ort finden, denn ich werde dieses Land verlassen, um den Laird nicht in Versuchung zu führen. Seid Ihr zufrieden?«
Doch anstatt erleichtert zu sein, senkte Roger bekümmert den Blick und fasste ihre Hand.
»Nein, Rodena, das bin ich nicht. Ich habe dein Schicksal stets im Auge gehabt und schon vor Jahren darüber nachgedacht, dass ich dir – auch wenn die Wahrheit an den Tag kommen würde – eine sichere Zukunft bieten
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