Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
könnte.«
Sie zog an ihrer Hand, denn sie hatte keine Lust, ihm zuzuhören.
»Lach mich aus, Rodena«, fuhr er fort. »Aber ich war fest entschlossen, selbst um dich zu werben. Auch habe ich verzweifelt versucht, deine Verlobung mit Malcolm zu verhindern – es ist mir nicht gelungen. Aber auch jetzt bin ich bereit, dir meinen Schutz und meine Hand zu bieten.«
Verblüfft sah sie ihn an. Meinte er das tatsächlich im Ernst?
»Ich bin ein alter Mann, Rodena«, sagte er leise. »Aber ich besitze Land, und ich bin nicht arm. Nach meinem Tod wirst du sicher und gut leben können. Denke darüber nach, bevor du Hals über Kopf davonläufst und vielleicht gar im Elend endest. Ich bitte dich sehr, Rodena!«
Sie musste schlucken, denn sein Angebot war aufrichtig gemeint. Wollte er sein schlechtes Gewissen beruhigen? Oder wollte er einfach nur sichergehen, dass sie keinesfalls Ewans Frau wurde. Es war schwer zu entscheiden, denn sie kannte seine unbedingte Ergebenheit für die Sache seines Lairds.
»Ich danke Euch, Roger«, sagte sie gedehnt. »Ich werde darüber nachdenken und Euch meine Entscheidung mitteilen.«
»Entscheide dich klug, Rodena«, flüsterte er, beugte sich über ihre Hand und küsste sie.
Dann trat er wieder in die Hütte und verkündete, dass man sich rasch umkleiden sollte, denn oben in der Burg sei bereits alles vorbereitet. Seine Stimme hörte sich jetzt froh und erleichtert an, doch Caja empfing ihn mit düsterem Blick.
»Du wirst nichts damit erreichen«, raunte sie ihm zu.
Er gab ihr keine Antwort, doch es war deutlich, dass diese beiden, die so lange Jahre für ein gemeinsames Ziel gekämpft hatten, nun, da es erreicht war, unterschiedlicher Meinung waren.
Rodenawidersetzte sich stur den Bitten ihrer Eltern, die sie ermuntern wollten, an der Feier teilzunehmen, und auch Cajas ärgerliche Aufforderung trug keine Früchte. Nein, sie würde bleiben, auf diesem Fest hatte sie nichts zu suchen.
Kaum hatten Wagen und Reiter den Hof verlassen, da begann sie, aufgeregt umherzulaufen, um einige Dinge zusammenzusuchen, die sie mitnehmen würde. Die Kisten und Pakete, die man von der Burg gebracht hatte, rührte sie nicht an. Statdessen nahm sie etwas Brot, ein paar getrocknete Beeren, ein warmes Plaid und einen Trinkschlauch aus Ziegenhaut, den sie mit Wasser füllte. Münzen oder andere Wertgegenstände gab es nicht in der ärmlichen Hütte, und sie hätte ihren Eltern solche Dinge auch niemals entwendet. Hastig schnürte sie ihr Bündel und überlegte, in welche Richtung sie gehen sollte. Auf keinen Fall zum See hinunter, besser gleich nach Süden, dort würde sie in einsamen Gehöften einkehren, das Gastrecht genießen und sich irgendwie durchschlagen.
Als sie vor die Hütte trat, fielen feine Schneeflöckchen vom grauen Winterhimmel auf die gefrorene Erde, und sie spürte die Kälte durch das Plaid hindurch. Einen kurzen Augenblick dachte sie an Roger de Brionne, der ihr Schutz und Sicherheit geboten hatte. Doch es war unmöglich. Sie konnte nicht als Rogers Ehefrau an Ewans Hof leben, ihn täglich sehen, seinen Zorn und seine Enttäuschung spüren und schließlich mitansehen, wie er sich mit einer anderen verheiratete. Lieber würde sie in die eisige Kälte hinauslaufen und darauf hoffen, irgendwo aufgenommen zu werden.
Sie gab den Ziegen noch ein Bündel Heu, streichelte das Zicklein ein letztes Mal, dann ging sie entschlossen zum Gatter und zog es auf.
In diesem Augenblick hörte sie eilige Hufschläge, und sie seufzte ärgerlich. Vermutlich war es der eifrige Melwin, der sie überreden wollte, doch beim Fest zu erscheinen.
Doch der Reiter, der jetzt auf das kleine Anwesen zugaloppierte, war kein Knabe. Rodena fuhr heftig zusammen, als sie das blonde Haar erblickte, ihr Herz hämmerte, und sie versuchte verzweifelt, über die schneebedeckte Ebene zum Wald hinüber zu entkommen.
Sie hatte keine Chance, denn Ewan ritt zu ihr auf, lenkte sein Pferd neben sie und trabte neben ihr her.
»Wohin so eilig, Lady Rodena?«
»Das geht Euch nichts an, Laird!«
»Oh doch!«, rief er zornig, beugte sich herab und fasste sie bei den Oberarmen. Ein kurzer Ruck und die Zappelnde saß vor ihm auf dem Pferd, und so sehr sie sich auch wehrte und ihn ankeifte – er hielt sie mit eisernem Griff um die Taille fest.
»Lasst mich runter! Ihr habt nicht über mich zu bestimmen!«
»Ich bin dein Laird und werde mit dir tun, was mir gefällt!«
Er lenkte das Pferd zurück zur Hütte, ließ Rodena
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