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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Preis des Castleton-Buttermarktes. Lord Hugh war ein gescheiter Mann mit gnadenlosem Auge. Das beste war, Probleme außerhalb seiner Reichweite zu lösen.
    Die Eltern ignorierten Tom. Sie gingen heimlich zur Äbtissin des Klosters und boten ihr Alys an. Sie behaupteten, das Kind sei mit der heiligen Gabe des Heilens gesegnet, sie wisse alles über die geheimen Wirkungen der Kräuter, aber sie sei sehr gefährdet durch das Leben bei ihrem Vormund, der alten Morach. Sie versprachen dem Kloster eine reiche Mitgift als Geschenk, wenn sie sie aufnehmen und in ihren Mauern halten würden.
    Mutter Hildebrande, die selbst bei Fremden Lügen sofort heraushörte — und sie vergeben konnte —, fragte, warum sie denn das Mädchen so dringend loshaben wollten. Da fing Toms Mutter an zu weinen und erzählte ihr, daß Tom verrückt nach dem Mädchen sei, aber daß sie ihnen nicht taugen würde. Sie war zu seltsam und fremdartig. Sie hatte Tom den Kopf verdreht, vielleicht mit einem Tränklein — wieso sollte ein Junge sonst aus Liebe heiraten wollen? Er würde sich schon erholen, aber solange er noch von diesem Wahn besessen war, mußte man sie trennen.
    »Ich werde sie mir ansehen«, hatte Mutter Hildebrande gesagt.
    Sie schickten Alys mit einer falschen Botschaft in die Abtei, und man führte sie durch die Küche und das angrenzende Refektorium zu Mutter Hildebrande. Diese saß im Medizingarten auf der lichten Westseite der Abtei, mit Blick auf den Fluß, der hier tief und fischreich war. Alys war im Schein der Abendsonne durch den Garten auf die Äbtissin zugegangen; wie ein Heiligenschein schimmert ihr goldbraunes Haar, hatte Mutter Hildebrande gedacht. Sie hörte sich Alys' Botschaft an, lächelte dem Mädchen zu und spazierte dann mit ihr zwischen den Blumen- und Kräuterbeeten hindurch. Sie fragte das Mädchen, ob sie die Blumen kenne und wofür sie sie verwenden würde. Alys sah sich in dem ummauerten Garten um, als wäre sie von einer langen Reise nach Hause zurückgekehrt, und berührte alles, was sie sah; ihre kleinen braunen Hände huschten wie Feldmäuse von einem Blatt zum anderen. Mutter Hildebrande lauschte der kindlich hohen Stimme und der sehr unkindlichen Bestimmtheit. »Das hier ist Mehlkraut«, sagte Alys. »Gut für Bauchleiden mit viel Ausfluß. Das sieht aus wie Raute, das Kraut der Reue.« Ein ernstes Kopfnicken. »Ein sehr wirksames Kraut gegen Schweißfieber, wenn man es mit Ringelblume, Fieberkraut, Pimpinelle, Sauerampfer und Drachenwurz dämpft.« Sie schaute auf zu Mutter Hildebrande. »Als Essig kann es Krankheit verhindern, habt Ihr das gewußt? Aber das hier kenne ich nicht.« Sie berührte es, beugte ihren kleinen Kopf und roch daran. »Es riecht wie ein gutes Kraut für Spreu«, sagte sie. »Ein sauberer, klarer Geruch. Ich habe es noch nie gesehen.«
    Mutter Hildebrande nickte. Sie ließ das kleine Gesicht keine Sekunde aus den Augen und zeigte Alys Blumen, die diese nie zuvor gesehen hatte, Kräuter aus fernen Ländern, deren Namen Alys noch nie gehört hatte.
    »In meinem Arbeitszimmer wirst du sie auf einer Karte sehen«, versprach Mutter Hildebrande. Alys' herzförmiges Gesicht wandte sich zu ihr auf. »Und vielleicht könntest du hierbleiben. Ich könnte dir lesen und schreiben beibringen«, sagte die alte Äbtissin. »Ich brauche eine kleine Schreiberin, eine kluge, kleine Schreiberin.«
    Alys' Lächeln erinnerte an ein verwirrtes Kind, das selten freundliche Worte hörte. »Ich würde für Euch arbeiten«, sagte sie zögernd. »Ich kann umgraben, Wasser aus dem Brunnen ziehen und Kräuter suchen. Wenn ich für Euch arbeiten würde, könnte ich dann bleiben?«
    Mutter Hildebrande streckte ihre Hand nach Alys' blasser geschwungener Wange aus. »Möchtest du das denn?« fragte sie. »Würdest du den heiligen Regeln folgen und die Welt, die du kennst, weit hinter dir lassen? Es ist ein großer Schritt, vor allem für ein kleines Mädchen. Und du hast doch sicher Verwandte, die dich lieben? Du hast doch sicher Freunde und eine Familie, die du liebst?«
    »Ich habe keine Verwandten«, gestand Alys. »Ich lebe bei der alten Morach. Sie hat mich vor zwölf Jahren aufgenommen, als ich noch ein Baby war. Sie braucht mich nicht, sie ist nicht mit mir verwandt. Ich bin alleine auf der Welt.«
    Die alte Frau zog die Augenbrauen hoch. »Und keiner, den du liebst?«
    Alys' tiefblaue Augen öffneten sich weit. »Keiner«, sagte sie bestimmt.
    Die Äbtissin nickte. »Du willst bleiben.«
    »Ja«, sagte

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