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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Natur aus eigentlich gut gewesen war und ihre Gräueltaten darauf zurückzuführen waren, dass Morzan sie verdorben hatte. Hätte er annehmen müssen, dass sein Vater und seine Mutter durch und durch böse gewesen waren, er hätte den Verstand verloren.
    »Sie hat ihn geliebt«, sagte er und betrachtete versonnen die Teekrümel auf dem Becherboden. »Zu Anfang hat sie ihn geliebt, später vielleicht nicht mehr. Murtagh ist ihr Sohn.«
    Jeod zog eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich? Das hat er dir gesagt, nehme ich an?« Eragon nickte. »Nun, das erklärt ein paar Dinge, die ich mich immer gefragt habe. Murtaghs Mutter... Ich bin überrascht, dass Brom dieses Geheimnis nie herausgefunden hat.«
    »Morzan hat alles getan, um Murtaghs Existenz geheim zu halten, selbst vor den anderen Abtrünnigen.«
    »Wenn man den Werdegang dieser machthungrigen, hinterhältigen Schurken kennt, hat er Murtagh damit wahrscheinlich sogar das Leben gerettet. Leider.«
    Nun schlich sich das Schweigen zwischen sie wie ein scheues Tier, bereit, bei der geringsten Bewegung die Flucht zu ergreifen. Eragon starrte noch immer in seinen Becher. Eine Unmenge Fragen trieb ihn um, doch er wusste, dass Jeod sie nicht beantworten konnte und wahrscheinlich auch niemand anderes. Warum hatte Brom sich ausgerechnet in Carvahall versteckt? Um ein Auge auf Eragon zu haben, den Sohn seines meistgehassten Feindes? War es ein grausamer Scherz gewesen, dass er ihm Zar’roc, das Schwert seines Vaters, gegeben hatte? Und warum hatte Brom ihm nicht die Wahrheit über seine Eltern erzählt? Seine Hand verkrampfte sich so fest um den Becher, dass er zerbrach.
    Sie schraken alle drei hoch.
    »Hier, ich mach das schon«, sagte Helen und beeilte sich, mit einem Lappen sein Wams abzutupfen. Verlegen entschuldigte sich Eragon mehrmals, aber Jeod und Helen versichertem ihm, es sei nicht weiter schlimm und er solle sich keine Gedanken machen.
    Während Helen die Tonscherben auflas, fing Jeod an, in den Schriften und losen Blättern auf dem Feldbett herumzukramen, und sagte: »Ach, fast hätte ich’s vergessen. Ich hab was für dich, Eragon, was sich einmal als nützlich erweisen könnte. Wenn ich es nur finden würde...« Mit einem freudigen Ausruf richtete er sich auf und schwenkte ein Buch, das er Eragon reichte.
    Es war die 
Domia abr Wyrda - Die Macht des Schicksals.
 Eine Geschichte Alagaësias, verfasst von Heslant dem Mönch. Eragon hatte das Buch zum ersten Mal in Jeods Bibliothek in Teirm gesehen und nicht gedacht, dass er noch einmal Gelegenheit finden würde, darin zu blättern. Andächtig fuhr er mit den Händen über den verzierten Ledereinband, der ganz abgegriffen war. Dann schlug er das Buch auf und bewunderte die fein säuberlich mit glänzend roter Tinte gemalten Schriftzeichen. Voller Ehrfurcht vor dem enormen Wissensschatz, den er in Händen hielt, fragte er: »Du möchtest, dass ich das bekomme?«
    »Ja«, erklärte Jeod und machte Helen Platz, die eine Tonscherbe unter dem Bett hervorholte. »Ich glaube, du wirst es noch mal brauchen können. Du bist in historische Ereignisse verwickelt, Eragon, und die Herausforderungen, denen du dich gegenübersehen wirst, wurzeln wiederum in anderen Ereignissen, die Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende zurückliegen. An deiner Stelle würde ich mich den Lektionen, die uns die Geschichte lehrt, bei jeder Gelegenheit widmen, denn sie können dir bei den Problemen von heute helfen. Mir selbst hat das Studium der Vergangenheit oft zu dem Mut und der Einsicht verholfen, den richtigen Weg einzuschlagen.«
    Eragon hätte das Geschenk nur zu gern angenommen, aber er zögerte. »Brom hat gesagt, die 
Domia abr Wyrda
 sei das Wertvollste in deinem ganzen Haus. Und sehr selten... Außerdem, was ist mit deiner Arbeit? Brauchst du sie nicht für deine eigenen Nachforschungen?«
    »Die 
Domia abr Wyrda
 ist tatsächlich wertvoll und selten«, sagte Jeod, »aber nur im Imperium, wo Galbatorix jedes Exemplar verbrennt, das er findet, und den unglückseligen Besitzer hängen lässt. Hier im Lager sind mir schon sechs Exemplare angeboten worden, alle von König Orrins Leuten. Dabei kann man das hier ja nicht gerade als Ort großer Belesenheit bezeichnen. Zugegeben, ich trenne mich nicht leichten Herzens davon, sondern nur weil du größeren Nutzen daraus ziehen kannst als ich. Bücher sollten dort sein, wo sie am meisten gewürdigt werden, und nicht ungelesen in irgendeinem Regal stehen und Staub ansetzen, findest du

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