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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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verschwunden, als ich Saphira aus dem Rauch über den Brennenden Steppen aufsteigen sah. Ich weiß nur nicht, was ich wegen Helen machen soll. Aber ich vergesse mich. Das sind schließlich nicht deine Probleme und ich sollte dich nicht damit belasten.«
    Eragon tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Schriftrollen. »Dann sag mir, wozu die vielen Papiere? Bist du zum Kopisten geworden?«
    Die Frage erheiterte Jeod. »Kaum, auch wenn meine Arbeit häufig genauso ermüdend ist. Da ich es war, der in Urû’baen den geheimen Gang in Galbatorix’ Schloss entdeckt hat, und außerdem ein paar seltene Bücher aus meiner Bibliothek in Teirm mitnehmen konnte, hat Nasuada mich darauf angesetzt, nach ähnlichen Schwachpunkten in anderen Städten des Imperiums zu forschen. Wenn ich zum Beispiel in meinen Schriften auf einen Tunnel stoßen würde, der unter den Mauern von Dras-Leona hindurchführt, könnten wir uns möglicherweise eine Menge Blutvergießen ersparen.«
    »Wo suchst du danach?«
    »Überall.« Jeod strich die Haarsträhne aus der Stirn. »Geschichte, Mythologien, Sagen, Gedichte, Lieder, religiöse Traktate, Aufzeichnungen von Drachenreitern, Magiern, Wanderern, Verrückten, obskuren Potentaten, verschiedenen Generälen, jedem, der von einer versteckten Tür, einem geheimen Mechanismus oder etwas Ähnlichem gewusst haben könnte, was uns zum Vorteil gereichen würde. Die Menge des Materials, das ich sichten muss, ist immens, denn all diese Städte bestehen schon seit Hunderten von Jahren, und einige gehen sogar auf eine Zeit zurück, als es noch keine Menschen in Alagaësia gab.«
    »Ist es wahrscheinlich, dass du etwas findest?«
    »Nein. Es ist nie wahrscheinlich, dass man die Geheimnisse der Vergangenheit ausgräbt. Aber vielleicht gelingt es mir ja trotzdem, wenn ich genug Zeit habe. Ich habe keinen Zweifel, dass das, was ich suche, in jeder dieser Städte existiert. Sie sind zu alt, um 
keine
 geheimen Zu- oder Ausgänge zu haben. Allerdings ist es eine ganz andere Frage, ob es Aufzeichnungen darüber gibt und ob wir diese Aufzeichnungen besitzen. Leute, die über verborgene Falltüren und dergleichen Bescheid wissen, behalten das normalerweise für sich.« Jeod griff nach einer Handvoll Papiere und hielt sie sich näher vors Gesicht, dann schnaubte er verächtlich und warf sie wieder hin. »Ich versuche hier, die Rätsel von Leuten zu lösen, die nicht wollten, dass jemand sie löst.«
    Dann unterhielten sich die beiden über weniger gewichtige Dinge, bis Helen mit drei Bechern dampfenden Rotklee-Tees wiederkam. Als sie Eragon einen davon reichte, fiel ihm auf, dass ihr Missmut sich offenbar gelegt hatte, und er fragte sich, ob sie wohl draußen gelauscht hatte. Nachdem sie Jeod seinen Becher gegeben hatte, holte sie von irgendwo hinter Eragon einen Zinnteller mit flachen Keksen und einen kleinen irdenen Honigtopf hervor. Dann trat sie ein paar Schritte zurück und blies, an den Mittelpfosten gelehnt, auf ihren Tee.
    Jeod wartete höflich, bis Eragon sich einen Keks genommen und ein Stück davon abgebissen hatte, bevor er fragte: »Welchem Umstand verdanke ich eigentlich deine Gesellschaft, Eragon? Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dies kein zufälliger Besuch.«
    Eragon nippte an seinem Tee. »Nach der Schlacht auf den Brennenden Steppen habe ich versprochen, dir zu erzählen, wie Brom gestorben ist. Deshalb bin ich gekommen.«
    Die Farbe auf Jeods Wangen wich einem bleichen Grau. »Oh.«
    »Ich muss nicht, wenn du es nicht willst«, sagte Eragon schnell.
    Mit etwas Überwindung schüttelte Jeod den Kopf. »Nein, nein. Es geht schon. Ich war einfach nur überrascht.«
    Als er Helen nicht hinausschickte, war Eragon unsicher, ob er fortfahren sollte, doch dann kam er zu dem Schluss, dass es keine Rolle spielte, ob sie oder irgendjemand anders die Geschichte hörte. Langsam und bedächtig berichtete er, was sich zugetragen hatte, nachdem Brom und er Jeods Haus verlassen hatten. Er beschrieb ihren Zusammenstoß mit der Bande Urgals, ihre Suche nach den Ra’zac in Dras-Leona, wie die Ra’zac ihnen außerhalb der Stadt aufgelauert und auf ihrer Flucht vor Murtaghs Angriff Brom erstochen hatten.
    Der Hals schnürte sich ihm zu, als er von Broms Sterbestunde erzählte, von der kühlen Sandsteinhöhle, in der er gelegen hatte. Wie hilflos er selbst sich dabei gefühlt hatte, als Brom langsam von ihm ging. Vom Geruch des Todes, der die trockene Luft erfüllte. Von Broms letzten Worten. Von dem

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