Die Weisheit des Feuers
heranmarschierenden Soldaten. »Ich sehe keinen Grund, warum wir uns ihnen auf freiem Feld stellen sollten. Sobald sie in Reichweite sind, erledigen unsere Bogenschützen sie. Falls sie die Brustwehr erreichen, werden die Gräben und Pfähle sie aufhalten... Kein Einziger von ihnen wird lebend davonkommen.«
»Sobald sie nahe genug sind, könnte ich sie mit meinen Reitern von hinten angreifen«, sagte Orrin. »Sie werden nicht wissen, wie ihnen geschieht, und gar nicht dazu kommen, sich zu verteidigen.«
»Das Schlachtenglück mag...«, entgegnete Nasuada, als das Horn, das die Ankunft der Soldaten verkündet hatte, erneut ertönte, so laut, dass Eragon, Arya und die restlichen Elfen sich die empfindlichen Ohren zuhalten mussten.
Woher kommt das Signal?,
fragte Eragon Saphira.
Die wichtigere Frage lautet doch, warum uns die Soldaten vor ihrem Angriff warnen sollten, falls sie tatsächlich für diesen Höllenlärm verantwortlich sind.
Vielleicht ist es ein Ablenkungsmanöver oder
...
Eragon vergaß, was er hatte sagen wollen, als er am anderen Ufer des Jiet-Stroms hinter dem Schleier einiger Trauerweiden eine Bewegung wahrnahm. Rot wie ein in Blut getauchter Rubin, rot wie schmiedeheißes Eisen, rot wie die brennende Glut des Hasses und des Zornes tauchte Dorn über den Baumkronen auf. Und auf dem Rücken des glitzernden Drachen saß Murtagh in seiner schimmernden Rüstung, das Schwert Zar’roc hoch über den Kopf erhoben.
Sie sind unseretwegen gekommen,
sagte Saphira.
Eragon krampfte sich der Magen zusammen, und er spürte, wie Saphiras Furcht seinen Geist durchströmte wie bittere Galle.
FLAMMENDER HIMMEL
W ährend Eragon beobachtete, wie Dorn und Murtagh in den nördlichen Himmel aufstiegen, hörte er Narheim »Barzûl« flüstern und Murtagh für den Mord an König Hrothgar verfluchen.
Arya wirbelte herum. »Nasuada, Euer Majestät...« Ihre Augen flogen zu Orrin. »Ihr müsst die Soldaten aufhalten, bevor sie das Lager erreichen. Ihr dürft nicht zulassen, dass sie unser Bollwerk angreifen. Sollten sie so weit kommen, werden sie wie eine Sturmflut über uns hinwegspülen und ein nie dagewesenes Blutbad anrichten, denn zwischen den Zelten können wir uns nicht verteidigen.«
»Nie dagewesenes Blutbad?«, höhnte Orrin. »Habt Ihr so wenig Vertrauen in unsere Fähigkeiten, Botschafterin? Menschen und Zwerge mögen in der Kampfkunst nicht so begnadet sein wie Elfen, aber wir werden kaum Schwierigkeiten mit diesem armseligen Haufen haben, das versichere ich Euch.«
Aryas Miene versteinerte. »Eure Tapferkeit ist ohnegleichen, Majestät. Daran hege ich keinen Zweifel. Aber hört: Das Ganze ist eine Falle. Die beiden dort«, sie deutete mit einer schwungvollen Geste auf Dorn und Murtagh, »sind gekommen, um Eragon und Saphira gefangen zu nehmen und nach Urû’baen zu verschleppen. Galbatorix hätte niemals so wenige Soldaten entsendet, wenn er nicht sicher wäre, dass sie die Varden so lange beschäftigen können, bis Murtagh Eragon überwältigt hat. Galbatorix
muss
diese Männer mit Zaubern belegt haben, die ihnen bei ihrer Mission helfen. Um welche Magie es sich dabei handelt, kann ich nicht sagen, aber eines weiß ich genau: Die Soldaten sind gefährlicher, als sie scheinen, und wir müssen verhindern, dass sie ins Lager eindringen.«
Eragon hatte sich von seinem anfänglichen Schock erholt. »Ihr solltet nicht zulassen, dass Dorn über uns hinwegfliegt. Er könnte schon bei einem einzigen Überflug die Hälfte der Zelte in Brand setzen.«
Nasuada faltete die Hände über dem Sattelknauf, und es schien, als bemerke sie den feindlichen Drachenreiter und die Soldaten gar nicht, die jetzt weniger als eine Meile entfernt waren. »Aber warum haben sie das Überraschungsmoment nicht genutzt und uns sofort angegriffen?«, wollte sie wissen. »Warum haben sie uns auf sich aufmerksam gemacht?«
Narheim beantwortete ihre Frage. »Weil sie nicht wollen, dass Eragon und Saphira in die Bodenkämpfe verwickelt werden. Wenn ich mich nicht irre, sieht ihr Plan vor, dass die beiden sich Dorn und Murtagh in der Luft stellen, während die Soldaten unsere Stellungen angreifen.«
»Ist es dann klug, ihnen den Gefallen zu tun und Eragon und Saphira sehenden Auges in die Falle tappen zu lassen?« Nasuada hob eine Braue.
»Ja«, erklärte Arya nachdrücklich, »denn wir haben einen Vorteil, von dem sie nichts wissen.« Sie deutete auf Bloëdhgarm. »Diesmal wird der Schattentöter Murtagh nicht allein
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