Die Weisheit des Feuers
Zauberer herum... Hast du Murtagh und Dorn schwer verletzt? Sind sie deshalb geflohen?«
»Wir haben sie zwar vertrieben, konnten ihnen aber keine bleibenden Schäden zufügen.« Eragon wartete, doch als weder Roran noch Katrina etwas sagten, erkundigte er sich, ob sie nach wie vor an diesem Tag heiraten wollten. »Nasuada schlägt zwar vor, eure Heiratspläne wie geplant durchzuziehen, aber vielleicht wäre es besser, etwas zu warten. Die Toten müssen bestattet werden und es gibt vieles zu erledigen. Der morgige Tag wäre gewiss... angemessener.«
»Nein.« Roran trat wieder gegen den Stein, diesmal mit der Stiefelspitze. »Das Imperium kann jeden Moment erneut angreifen. Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Wenn... wenn ich sterbe, bevor wir verheiratet sind, was soll dann aus Katrina und unserem...?« Er verstummte errötend.
Katrina wandte sich an Roran und nahm zärtlich seine Hand. »Außerdem«, meinte sie, »sind die Speisen bereitet, alles ist geschmückt und unsere Freunde haben sich für die Zeremonie versammelt. Jammerschade, wenn all diese Vorbereitungen umsonst wären.« Sie streichelte Rorans Bart. Er lächelte sie an und schlang den Arm um ihre Taille.
Ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem, was zwischen den beiden vorgeht,
beschwerte sich Eragon bei Saphira. Laut sagte er: »Und wann soll die Vermählung stattfinden?«
»In einer Stunde«, erwiderte Roran.
MANN UND FRAU
V ier Stunden später stand Eragon auf einem niedrigen, von gelben Wildblumen übersäten Hügel. Eine saftige Wiese erstreckte sich unterhalb des Hügels bis zum Jiet-Strom, der in einer Entfernung von ein paar Hundert Fuß vorbeirauschte. Es war ein strahlender, klarer Tag und die Sonne tauchte das Land in weiches Licht. Kein Windhauch rührte sich und die Luft war kühl und frisch, als hätte es gerade geregnet.
Um den Hügel hatten sich die Bewohner von Carvahall versammelt, die alle unversehrt die Schlacht überstanden hatten, sowie etwa die Hälfte der Varden. Viele Krieger hielten lange Speere in den Händen, die mit bestickten Wimpeln in allen erdenklichen Farben geschmückt waren. Trotz Nasuadas Bemühungen hatte es länger gedauert als gedacht, bis sämtliche Hochzeitsgäste versammelt waren.
Am anderen Ende der Wiese standen etliche Pferde auf einer Koppel, unter ihnen auch Schneefeuer.
Der Luftzug unter Saphiras Schwingen zerzauste Eragons vom Waschen noch feuchtes Haar, als sie über die Menge dahinglitt und flügelschlagend neben ihm landete. Er lächelte sie an und berührte sanft ihre Schulter.
Mein Kleiner.
Unter normalen Umständen wäre Eragon nervös gewesen, weil er vor so vielen Leuten sprechen und eine so feierliche und ernste Zeremonie abhalten sollte. Aber nach dem Kampf mit Murtagh erschien ihm alles irgendwie unwirklich, als wäre es nur ein besonders lebhafter Traum.
Am Fuß des Hügels standen Nasuada, Arya, Narheim, Jörmundur, Angela, Elva und andere wichtige Persönlichkeiten. König Orrin fehlte. Seine Verletzungen hatten sich als schwerer herausgestellt, als es zunächst den Anschein gehabt hatte, und seine Heiler kümmerten sich immer noch um ihn. Irwin, der Premierminister des Königs, nahm an seiner Stelle teil.
Von den Urgals waren nur die beiden von Nasuadas Leibwache anwesend. Eragon war dabei gewesen, als die Anführerin der Varden Garzhvog zu den Feierlichkeiten eingeladen hatte. Zu seiner Erleichterung war der Kull so klug gewesen abzulehnen. Die Dörfler hätten eine große Anzahl Urgals niemals bei der Hochzeit geduldet. Selbst bei ihren beiden Leibwächtern hatte Nasuada nur mit viel Überredungskunst erreicht, dass sie bleiben durften.
Kleider raschelten, als Dorfbewohner und Varden eine lange Gasse bis zum Hügel bildeten. Dann stimmten die Menschen von Carvahall die uralten Hochzeitslieder des Palancar-Tals an. Sie kündeten vom Wechsel der Jahreszeiten, von der fruchtbaren Erde, die jedes Jahr aufs Neue Getreide hervorbrachte, von Frühlingskälbern, nistenden Rotkehlchen und laichenden Fischen und von der Bestimmung der Jungen, die Alten zu verdrängen. Eine von Bloëdhgarms Magierinnen, eine Elfe mit silbernem Haar, zog eine kleine goldene Harfe aus einem Samtfutteral und begleitete den Gesang der Dörfler, schmückte die schlichten Melodien aus und verlieh der vertrauten Musik eine sehnsüchtige Note.
Am Ende der Gasse traten nun Roran und Katrina aus der Menge heraus, wandten sich dem Hügel zu und gingen, ohne sich zu berühren, gemessenen
Weitere Kostenlose Bücher