Die Weisheit des Feuers
funkelten, als sie lachte und Roran umarmte. »Das sind wir!«
Eragon wurde wieder ernst. »Euch ist hoffentlich klar, wie glücklich ihr euch schätzen dürft, dass ihr heute beide hier seid. Roran, wenn es dir nicht gelungen wäre, die Dörfler um dich zu scharen und sie zu den Brennenden Steppen zu führen, und wenn die Ra’zac dich, Katrina, nach Urû’baen verschleppt hätten, keiner von euch wäre...«
»Ja, aber ich habe es geschafft und sie nicht«, fiel Roran ihm ins Wort. »Wir sollten uns diesen Tag nicht mit düsteren Gedanken über das, was hätte sein können, verderben.«
»Das ist auch nicht der Grund, warum ich es anspreche.« Eragon warf einen kurzen Blick auf die Wartenden hinter ihm und überzeugte sich, dass niemand sie belauschen konnte. »Wir drei sind Feinde des Imperiums. Der heutige Tag hat gezeigt, dass wir nirgendwo sicher sind, nicht einmal hier bei den Varden. Wenn sich Galbatorix die Gelegenheit bietet, einen Streich gegen einen von uns zu führen, wird er sie ergreifen, um die anderen damit zu treffen, was dich einschließt, Katrina. Deshalb habe ich die hier für euch gemacht.« Aus der Gürteltasche zog Eragon zwei schlichte, auf Hochglanz polierte Goldringe. Er hatte sie in der vergangenen Nacht aus der letzten der drei Goldkugeln gegossen, die er aus der Erde gezogen hatte. Den größeren reichte er Roran, den kleineren Katrina.
Roran musterte den Ring, hob ihn gegen die Sonne und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Zeichen der alten Sprache, die in die Innenseite des Reifs geprägt waren. »Sehr hübsch, aber wie können sie uns beschützen?«
»Sie sind mit einem dreifachen Zauber belegt«, erwiderte Eragon. »Falls ihr jemals meine oder Saphiras Hilfe benötigt, dreht den Ring einmal am Finger und sagt: ›Hilf mir, Schattentöter; hilf mir, Schimmerschuppe.‹ Wir werden euch hören und so schnell wie möglich herbeieilen. Sollte einer von euch dem Tode nahe sein, wird der Ring außerdem uns und dich, Roran, oder dich, Katrina, warnen, je nachdem wer von euch beiden in Gefahr ist. Und drittens werdet ihr euch nie verlieren, wie weit ihr auch voneinander entfernt sein mögt, solange die Ringe eure Haut berühren.« Er zögerte. »Ich hoffe«, fuhr er dann fort, »ihr seid damit einverstanden, sie zu tragen.«
»Natürlich sind wir das«, erklärte Katrina.
Rorans Brust hob sich, als er tief Luft holte. »Danke«, sagte er mit belegter Stimme. »Vielen Dank. Ich wünschte, wir hätten diese Ringe schon getragen, als Katrina und ich in Carvahall getrennt wurden.«
Da beide nur eine Hand frei hatten, streifte Katrina ihrem Mann den Ring auf den rechten Mittelfinger und er schob ihren Ring auf den Mittelfinger ihrer linken Hand.
»Ich habe noch ein Geschenk für euch«, meinte Eragon, drehte sich um und stieß einen Pfiff aus. Ein Stallbursche drängte sich durch die Menge, der Schneefeuer zu ihnen führte. Er reichte Eragon die Zügel des Hengstes, verbeugte sich und zog sich zurück. »Du wirst ein gutes Schlachtross brauchen, Roran«, erklärte Eragon. »Das hier ist Schneefeuer. Er hat Brom gehört, dann mir und jetzt schenke ich ihn dir.«
Roran ließ den Blick anerkennend über den Hengst gleiten. »Ein prachtvolles Tier.«
»Er ist der Beste. Wirst du ihn als Geschenk annehmen?«
»Mit Vergnügen.«
Daraufhin winkte Eragon den Stallburschen wieder heran, übergab Schneefeuer zurück in seine Obhut und erklärte ihm, dass Roran der neue Besitzer des Hengstes sei. Als der Mann mit dem Pferd davonging, betrachtete Eragon die lange Schlange der Gratulanten mit ihren Geschenken und sagte lachend: »Heute Morgen mögt ihr beide noch arm gewesen sein, heute Abend jedoch werdet ihr wohlhabende Leute sein. Sollten Saphira und ich uns jemals niederlassen können, werden wir bei euch in der riesigen Halle leben, die ihr für eure vielen Kinder errichten werdet.«
»Was immer wir auch bauen«, erwiderte Roran, »für Saphira dürfte es schwerlich groß genug sein.«
»Dennoch seid ihr bei uns immer willkommen«, setzte Katrina hinzu. »Ihr beide.«
Nachdem Eragon ihnen noch einmal Glück gewünscht hatte, machte er es sich an einem der Tische bequem und vertrieb sich die Zeit damit, Saphira Brathähnchen zuzuwerfen, die sie aus der Luft schnappte. Er wartete dort, bis Nasuada mit Roran und Katrina gesprochen und ihnen einen kleinen Gegenstand überreicht hatte, wobei er nicht erkennen konnte, was es war. Als die Anführerin der Varden die Feier verlassen
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