Die Weisheit des Feuers
festen Schrittes auf Eragon zu. Roran trug ein neues Wams, das er sich von einem Varden geliehen hatte. Sein Haar war gebürstet, der Bart gestutzt und die Stiefel blank geputzt. Sein Gesicht strahlte vor unaussprechlicher Freude. Alles in allem fand Eragon ihn gut aussehend und würdevoll. Es war jedoch Katrina, die seine Aufmerksamkeit fesselte. Sie trug ein hellblaues Kleid, wie es sich für eine Braut bei ihrer Hochzeit ziemte, von schlichtem Schnitt, aber mit einer zwanzig Fuß langen Schleppe aus Spitze, die von zwei Mädchen getragen wurde. Vor dem blassen Blau schimmerten ihre offenen Locken wie poliertes Kupfer. In den Händen hielt sie einen Brautstrauß aus Wildblumen. Sie sah stolz, gelassen und wunderschön aus.
Einige Frauen schnappten nach Luft, als sie Katrinas Schleppe sahen. Eragon nahm sich vor, Nasuada zu danken, denn sie musste die Du Vrangr Gata gebeten haben, das Kleid für Katrina zu schneidern.
Drei Schritte hinter Roran ging Horst, und in ähnlichem Abstand zu Katrina folgte Birgit, die sorgfältig darauf achtete, nicht auf die Schleppe zu treten.
Als Roran und Katrina die Hälfte der Strecke zur Hügelkuppe zurückgelegt hatten, stiegen zwei weiße Tauben aus den Weiden am Jiet-Strom auf. In den Krallen hielten sie einen Kranz aus gelben Narzissen. Katrina verlangsamte ihre Schritte und blieb schließlich stehen, als die Vögel sich ihr näherten. Sie umkreisten die Braut dreimal, flatterten herab und legten ihr den Kranz behutsam um den Kopf, bevor sie zum Fluss zurückflogen.
»Hast du das arrangiert?«, murmelte Eragon Arya zu.
Die Elfe lächelte nur.
Oben auf dem Hügel blieben Roran und Katrina schließlich vor Eragon stehen und warteten, bis die Dorfbewohner zu Ende gesungen hatten. Als der letzte Refrain verklungen war, hob der Drachenreiter die Hände. »Seid alle gegrüßt. Heute sind wir hier zusammengekommen, um die Vereinigung der Familien von Roran Garrowsson und Katrina Ismirastochter zu feiern. Sie genießen beide hohes Ansehen, und ich kann nach bestem Wissen und Gewissen sagen, dass weder ihre noch seine Hand bereits vergeben sind. Sollte das doch der Fall sein oder es einen anderen Grund geben, warum sie nicht Mann und Frau werden sollten, dann erhebt eure Einwände jetzt vor diesen Zeugen, auf dass wir sie prüfen können.« Eragon wartete eine angemessene Frist ab und fuhr dann fort. »Wer von den Anwesenden spricht für Roran Garrowsson?«
Horst trat vor. »Roran hat weder Vater noch Onkel, also spreche ich, Horst Ostrecsson, für ihn als einen von meinem Blut.«
»Und wer spricht für Katrina Ismirastochter?«
Birgit trat vor. »Katrina hat weder Mutter noch Tante, also spreche ich, Birgit Mardrastochter, für sie als eine von meinem Blut.« Trotz ihrer Fehde mit Roran war es nach der Tradition Birgits Recht und auch ihre Pflicht, Katrina zu vertreten, denn sie war eine enge Freundin ihrer Mutter gewesen.
»So gehört es sich. Was bringt nun Roran Garrowsson in die Ehe ein, auf dass es ihm und seinem Eheweib wohlergehe?«
»Er bringt seinen Namen ein«, erwiderte Horst, »und seinen Hammer. Er bringt ein die Stärke seiner Hände. Und er bringt weiterhin ein das Versprechen auf einen Hof in Carvahall, wo beide in Frieden leben mögen.«
Ein Raunen ging durch die Menge, als den Leuten klar wurde, was Roran da tat: Er verkündete in aller Öffentlichkeit, dass er sich vom Imperium nicht abhalten lassen würde, mit Katrina nach Hause zurückzukehren und ihr dort das Leben zu bieten, das sie ohne Galbatorix’ Einmischung geführt hätten. Roran gab damit sein Ehrenwort als Mann und Gemahl, das Imperium zu stürzen.
»Nimmst du dieses Angebot an, Birgit Mardrastochter?«, fragte Eragon.
Birgit nickte. »Das tue ich.« »Und was bringt Katrina Ismirastochter in diese Ehe ein, auf dass es ihr und ihrem Gemahl wohlergehe?«
»Sie bringt ihre Liebe und Hingabe ein, mit der sie Roran Garrowsson dienen wird, dazu ihr Geschick, einen Haushalt zu führen. Und außerdem eine Mitgift.« Überrascht sah Eragon, wie Birgit zwei Männern neben Nasuada einen Wink gab, die daraufhin vortraten. Zwischen sich trugen sie eine eiserne Kassette. Birgit öffnete das Schloss, hob den Deckel und zeigte dem Drachenreiter den Inhalt. Ihm blieb der Mund offen stehen, als er den Berg von Schmuck sah. »Sie bringt eine goldene Halskette ein, die mit Diamanten besetzt ist. Weiterhin eine Brosche mit roten Korallen aus der südlichen See und ein mit Perlen besetztes Haarnetz. Sie bringt
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