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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Aaskrähen am Himmel, ja selbst die Milben auf den Schwingen der Krähen. Die Götter haben mich berührt, Schattentöter. Sie haben mir diese Vision aus einem bestimmten Grund geschickt. Ich sah Euch auf dem Schlachtfeld, Euch und Euren Drachen, Ihr leuchtetet wie eine gleißende Sonne in einem Wald armseliger Kerzen. Und ich sah Euren Bruder, Euren Bruder und seinen Drachen, auch sie waren wie eine Sonne.«
    Eragons Nacken prickelte bei den Worten des Mannes. »Ich habe keinen Bruder«, gab er zurück.
    Der Verwundete lachte auf. »Ihr könnt mich nicht täuschen, Schattentöter. Ich weiß es besser. Die Welt um mich herum steht in Flammen und aus diesem Feuer höre ich das Flüstern von Wesen, die mir Dinge verraten. Ihr verbergt Euch vor mir, aber ich kann Euch trotzdem sehen, einen Mann, der lodert wie eine gelbe Flamme, und um Eure Taille schweben zwölf Sterne und auf Eurer Hand leuchtet ein weiterer Stern heller als die anderen.«
    Unwillkürlich tastete Eragon nach dem Gürtel Beloths des Weisen. Waren die zwölf eingenähten Diamanten noch darin verborgen? Sie waren es.
    »Hört mir zu, Schattentöter«, flüsterte der Mann und zog Eragon zu seinem faltigen Gesicht herunter. »Ich sah Euren Bruder und er brannte. Aber er brannte nicht wie Ihr, oh nein. Das Licht seiner Seele leuchtete durch ihn 
hindurch,
 als käme es von woanders. 
Er
 war leer, nur eine Hülle. Und durch diese Hülle drang der brennende Glanz. Versteht Ihr? 
Andere
 erleuchteten ihn!«
    »Wer waren diese anderen? Hast du sie auch gesehen?«
    Der Krieger zögerte. »Ich konnte sie fühlen, sie waren nah, wüteten gegen die Welt, aber ihre Körper entzogen sich meinem Blick. Sie waren da und doch nicht da. Besser kann ich es nicht beschreiben... Ich würde mich von diesen Kreaturen fernhalten, Schattentöter. Sie sind nicht menschlich, dessen bin ich sicher, und ihr Hass war wie der gewaltigste Sturm, den Ihr Euch vorstellen könnt. Ein Sturm, den man in eine winzige Glasflasche gezwungen hat.«
    »Und wenn die Flasche bricht...«, murmelte Eragon.
    »Ganz genau, Schattentöter. Manchmal frage ich mich, ob es Galbatorix gelungen sein mag, die Götter selbst gefangen zu nehmen und zu versklaven. Doch dann lache ich und schimpfe mich einen Narren!«
    »Aber wessen Götter? Die der Zwerge? Oder die der umherziehenden Stämme?«
    »Spielt das eine Rolle, Schattentöter? Ein Gott ist ein Gott, ganz gleich, woher er kommt.«
    Eragon knurrte. »Vielleicht hast du recht.«
    Als er den Mann verließ, zog ihn eine Heilerin beiseite. »Verzeiht ihm, Gebieter. Der Schock seiner Verletzung hat ihm den Verstand geraubt. Er faselt unaufhörlich von Sonnen und Sternen und glühenden Lichtern, die er zu sehen glaubt. Manchmal scheint er Dinge zu wissen, die er unmöglich wissen kann. Aber lasst Euch davon nicht täuschen, er erfährt sie von den anderen Patienten. Sie tratschen die ganze Zeit. Das ist alles, was ihnen geblieben ist, den armen Teufeln.«
    »Ich bin kein Gebieter«, gab Eragon zurück, »und er ist nicht verrückt. Ich kann zwar nicht sagen, was er ist, aber er besitzt eine höchst ungewöhnliche Gabe. Verständigt die Du Vrangr Gata, wenn sich sein Zustand ändert, ganz gleich, ob zum Besseren oder zum Schlechteren.«
    Die Heilerin machte einen Knicks. »Wie Ihr wünscht, Schattentöter. Verzeiht mir meinen Irrtum.«
    »Wie hat er sich diese Verletzungen zugezogen?«
    »Ein Soldat hat ihm die Finger abgetrennt, als er versuchte, einen Schwerthieb mit bloßen Händen abzuwehren. Später landete eines der Geschosse von den Katapulten des Imperiums auf seinem Bein und hat es zermalmt. Wir mussten es amputieren. Die Männer, die neben ihm kämpften, sagen, er hätte angefangen, von dem Licht zu schreien, als er getroffen wurde. Als sie ihn wegtrugen, bemerkten sie, dass seine Augen ganz weiß geworden waren. Selbst die Pupillen waren verschwunden.«
    »Ah. Du hast mir sehr geholfen, danke.«
     
    Es war bereits dunkel, als Eragon und Nasuada die Zelte der Heiler verließen. Die Anführerin seufzte: »Jetzt könnte ich einen Becher Met vertragen.« Eragon nickte und starrte vor sich auf den Boden. Sie gingen zurück zu Nasuadas Pavillon und nach einer Weile des Schweigens fragte sie: »Was denkst du, Eragon?«
    »Dass wir in einer seltsamen Welt leben und dass ich glücklich wäre, wenn ich mehr als nur einen winzigen Bruchteil davon verstehen würde.« Dann schilderte er ihr die Unterhaltung mit dem Mann, die sie ebenso faszinierend fand

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