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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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wollte, stellte er sich ihr in den Weg.
    »Was ist, Eragon?«, fragte sie. »Ich kann nicht länger bleiben.«
    »Hast du Katrina das Kleid und die Mitgift gegeben?«
    »Bist du damit nicht einverstanden?«
    »Ich bin dankbar für diese Großzügigkeit meiner Familie gegenüber, aber ich frage mich...?«
    »Ja?«
    »Brauchen die Varden das Gold nicht dringender?«
    »Schon«, bestätigte Nasuada, »aber nicht mehr so dringend wie früher. Nach meinem Triumph bei der Probe der Langen Messer haben mir die Nomadenstämme Treue bis in den Tod geschworen und Zugriff auf ihre Reichtümer gewährt. Dazu kommt der Handel mit magisch gefertigter Spitze. Im Moment laufen die Varden wohl weniger Gefahr zu verhungern, als in der Schlacht zu sterben, weil sie weder Schild noch Speer haben.« Ihre Lippen umspielte ein Lächeln. »Was ich Katrina gegeben habe, ist bedeutungslos im Vergleich zu den ungeheuren Summen, die es verschlingt, diese Armee zu unterhalten. Außerdem glaube ich nicht, dass ich mein Gold verschwendet, sondern etwas Wertvolles damit erworben habe. Nämlich Ansehen und Selbstachtung für Katrina und dadurch indirekt Rorans Wohlwollen. Vielleicht bin ich zu optimistisch, aber ich ahne, dass seine Loyalität sich als kostbarer erweisen wird als hundert Schilde oder Speere.«
    »Du bist immer dabei, die Aussichten der Varden zu verbessern, stimmt’s?«, erkundigte sich Eragon.
    »Immer. Und das solltest du auch.« Nasuada wollte weitergehen, drehte sich jedoch noch einmal um. »Komm irgendwann vor Einbruch der Dämmerung zu meinem Zelt, dann besuchen wir die Männer, die heute verwundet wurden. Es wird ihnen guttun, zu sehen, dass uns ihr Wohl am Herzen liegt und wir ihr Opfer zu würdigen wissen.«
    Er nickte. »Ich komme.«
    »Gut.«
     
    Stunden verstrichen, in denen Eragon lachte, aß und trank und mit alten Freunden Geschichten austauschte. Der Met floss in Strömen und das Hochzeitsfest wurde immer ausgelassener. Die Männer räumten einen Platz zwischen den Tischen frei und maßen sich im Ringkampf und Bogenschießen. Zwei Elfen, ein Mann und eine Frau, führten ihre Geschicklichkeit im Schwertkampf vor, wobei die Zuschauer ehrfürchtig die Geschwindigkeit und Anmut ihrer tanzenden Klingen bestaunten. Und Arya ließ sich sogar dazu überreden, ein Lied vorzutragen. Ihre Stimme jagte Eragon wohlige Schauer über den Rücken.
    Roran und Katrina redeten während der Feier wenig, sie hatten nur Augen füreinander und nahmen ihre Umgebung kaum wahr.
    Als der untere Rand der orangefarbenen Sonnenscheibe den fernen Horizont berührte, verabschiedete Eragon sich widerwillig. Begleitet von Saphira, ließ er die fröhlich lärmende Feier hinter sich und ging zu Nasuadas Pavillon. Die kühle Abendluft half ihm, den Kopf freizubekommen. Die Anführerin der Varden wartete bereits vor dem roten Kommandozelt auf ihn, umringt von ihren Nachtfalken. Ohne ein Wort machten sie sich auf den Weg zu den verletzten Kriegern in den Zelten der Heiler.
    Über eine Stunde verbrachten Nasuada und Eragon bei den Männern, die Gliedmaßen oder Augen verloren oder sich im Kampf gegen das Imperium unheilbare Infektionen zugezogen hatten. Manche waren an diesem Morgen verwundet worden, andere schon auf den Brennenden Steppen. Sie hatten sich immer noch nicht erholt, trotz der gründlichen Behandlung mit Kräutern und Heilzaubern. Bevor sie zwischen die Pritschen der Verwundeten getreten waren, hatte Nasuada ihn davor gewarnt, sich nicht noch mehr zu erschöpfen, indem er jeden von ihnen zu heilen versuchte. Aber er konnte nicht anders; er musste hier und da mit einem Zauberspruch einen Schmerz lindern, einen Abszess austrocknen, einen gebrochenen Knochen richten oder eine entstellende Narbe glätten.
    Einer der Männer hatte das linke Bein direkt unterhalb des Knies sowie zwei Finger der rechten Hand verloren. Er hatte einen kurzen grauen Bart und seine Augen waren mit einem schwarzen Tuch verbunden. Als Eragon ihn grüßte und sich nach seinem Befinden erkundigte, umklammerte der Mann seinen Ellbogen mit der versehrten Hand. »Ah, Schattentöter«, stieß der Verletzte heiser hervor. »Ich wusste, dass Ihr kommen würdet. Ich habe seit dem Licht auf Euch gewartet.«
    »Was meinst du damit?«
    »Das Licht, das alles Fleisch erhellt. In einem einzigen Augenblick nahm ich jedes Lebewesen um mich herum wahr, vom größten bis zum kleinsten. Ich sah die Knochen durch die Haut meiner Arme schimmern. Ich erblickte die Würmer in der Erde, die

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