Die Weisheit des Feuers
wie er.
»Du solltest Arya davon berichten«, schlug die Nachtjägerin vor. »Sie weiß vielleicht, wer diese ›anderen‹ sein könnten.«
Vor dem Kommandozelt verabschiedeten sie sich. Nasuada ging hinein, um noch einen Bericht zu lesen, während Eragon und Saphira weiter zu seinem Zelt gingen. Dort legte Saphira sich auf den Boden und rollte sich zum Schlafen zusammen. Eragon setzte sich neben sie und blickte zu den Sternen auf, doch alles, was er sah, war der Aufmarsch der Verwundeten, der in seinem Geist vorüberzog.
Und wieder hörte er, was viele dieser Männer zu ihm gesagt hatten:
Wir haben für dich gekämpft, Schattentöter.
NACHTGEDANKEN
R oran schlug die Augen auf und starrte auf die durchhängende Zeltplane über seinem Kopf. Schwaches graues Licht sickerte ins Zelt, saugte die Farben aus und verwandelte die Dinge in blasse Schatten ihrer selbst. Er fröstelte. Die Decken waren bis zu seiner Hüfte heruntergerutscht und hatten seinen Oberkörper der kalten Nachtluft ausgesetzt. Als er sie hochzog, bemerkte er, dass Katrina nicht mehr neben ihm lag.
Sie saß am Eingang des Zeltes und blickte zum Himmel hinauf. Über ihr Nachtgewand hatte sie einen Umhang geworfen. Das Haar hing ihr in einem zerzausten dunklen Strang bis zur Taille.
Bei ihrem Anblick bildete sich ein Kloß in Rorans Kehle.
In die Decke gewickelt, stand er auf und setzte sich zu ihr. Dann legte er einen Arm um ihre Schultern und sie lehnte sich an ihn. Ihr Kopf und ihr Hals lagen warm an seiner Brust. Er küsste ihre Stirn. Eine Weile betrachtete er mit ihr die funkelnden Sterne und lauschte Katrinas regelmäßigen Atemzügen; zusammen mit seinen waren sie das einzige Geräusch in der tief schlummernden Welt.
»Die Sternbilder sehen hier anders aus. Hast du das schon bemerkt?«
»Ja.« Er ließ den Arm zur Rundung ihrer Hüfte wandern und fühlte die leichte Schwellung ihres Bauchs. »Was hat dich geweckt?«
Sie erschauerte. »Ich habe nachgedacht.«
»Und?«
Das Licht der Sterne schimmerte in ihren Augen, als sie sich in seinem Arm umwandte und ihn ansah. »Ich habe über dich und uns nachgedacht... und über unsere gemeinsame Zukunft.«
»Das sind aber ernste Gedanken für diese späte Stunde.«
»Wie willst du für mich und unser Kind sorgen, jetzt, da wir verheiratet sind?«
»Sorgst du dich deswegen?« Er lächelte. »Du wirst nicht verhungern. Wir haben genug Gold. Außerdem werden die Varden dem Cousin des Drachenreiters immer Kost und Logis stellen. Und selbst wenn mir etwas zustieße, würden sie sich weiter um dich und das Baby kümmern.«
»Schon. Aber was willst
du
tun?«
Verwirrt suchte er in ihrem Gesicht nach dem Grund für ihre Unruhe. »Ich werde Eragon helfen, den Krieg zu beenden, damit wir ins Palancar-Tal zurückkehren und uns dort niederlassen können, ohne Angst haben zu müssen, von Soldaten nach Urû’baen verschleppt zu werden. Was sonst?«
»Du wirst also an der Seite der Varden kämpfen?«
»Das weißt du doch.«
»So wie du auch heute gekämpft hättest, wenn Nasuada nicht eingeschritten wäre?«
»Ja.«
»Und was ist mit unserem Baby? Ein Feldlager ist kein geeigneter Ort, um ein Kind großzuziehen.«
»Wir können nicht weglaufen und uns vor dem Imperium verstecken, Katrina. Sollten die Varden nicht gewinnen, wird Galbatorix uns aufspüren und töten, oder unsere Kinder oder unsere Kindeskinder. Und ich glaube kaum, dass die Varden den Sieg erringen werden, wenn nicht jeder sein Möglichstes gibt, um ihnen dabei zu helfen.«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Du bist meine einzige Liebe. Kein Mann wird je wieder mein Herz erobern. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um einen Teil der Last von deinen Schultern zu nehmen. Ich werde deine Mahlzeiten kochen, deine Kleidung flicken und deine Rüstung putzen... Aber sobald ich unser Kind zur Welt gebracht habe, werde ich das Lager verlassen!«
Roran erstarrte. »Verlassen? Das ist doch Unsinn! Wohin willst du denn gehen?«
»Vielleicht nach Dauth. Erinnerst du dich? Fürstin Alarice, die Gouverneurin, hat angeboten, uns Zuflucht zu gewähren, und einige unserer Leute sind dort geblieben. Ich wäre nicht allein.«
»Wenn du glaubst, dass ich dich und unser neugeborenes Kind schutzlos durch Alagaësia ziehen lasse, dann...!«
»Du brauchst nicht gleich zu schreien!«
»Ich schreie nicht...!«
»Doch, das tust du!« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihr Herz. »Hier sind wir nicht sicher. Wenn es
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