Die Weisheit des Feuers
es mit verhexten Soldaten zu tun haben.«
»Haben die Zwerge schon einen neuen König oder eine neue Königin gewählt?«
Nasuada verzog das Gesicht. »Narheim versichert mir, dass die Wahl zügig voranschreitet. Aber wie die Elfen nehmen auch die Zwerge die Zeit anders wahr als wir. Was sie
zügig
nennen, kann mehrere Monate sorgfältige Beratungen bedeuten.«
»Ist ihnen denn die Dringlichkeit der Lage nicht bewusst?«
»Einigen schon. Aber es gibt etliche, denen die Vorstellung missfällt, uns in diesem Krieg zu unterstützen. Sie versuchen, das Verfahren in die Länge zu ziehen und einen der Ihren auf den Marmorthron von Tronjheim zu setzen. Die Zwerge leben schon so lange isoliert von den anderen Völkern, dass sie jedem Außenstehenden argwöhnisch gegenübertreten. Falls jemand den Thron besteigt, der unsere Pläne ablehnt, werden wir die Zwerge als Verbündete verlieren. Das darf nicht geschehen. Ebenso wenig können wir warten, bis die Zwerge ihre Streitigkeiten in aller Gemächlichkeit beigelegt haben. Aber...«, Nasuada hob einen Finger, »ich kann von hier aus keinen Einfluss auf ihre Politik nehmen. Und selbst wenn ich in Tronjheim wäre, könnte ich einen Erfolg nicht garantieren. Die Zwerge reagieren nicht gerade freundlich darauf, wenn sich jemand von außen in ihre Politik einmischt. Deshalb möchte ich, Eragon, dass du an meiner statt nach Tronjheim reist und alles tust, was in deiner Macht steht, damit die Zwerge schnell einen neuen Monarchen bestimmen - einen Monarchen, der unserer Sache gewogen ist.«
»Ich? Aber...!«
»König Hrothgar hat dich in den Dûrgrimst Ingietum aufgenommen. Laut ihrer Gesetze und Bräuche giltst du als Zwerg, Eragon. Du hast das Recht, an den Hallenversammlungen des Ingietum teilzunehmen. Orik ist fest entschlossen, ihr neuer Clanführer zu werden. Er ist dein Stiefbruder und zudem ein Freund der Varden. Deshalb wird er gewiss einverstanden sein, wenn du ihn zu den geheimen Ratssitzungen der dreizehn Clans begleitest, wo sie ihren Herrscher wählen.«
Eragon fand ihren Vorschlag absurd. »Was ist mit Murtagh und Dorn? Saphira und ich sind die Einzigen, die euch gegen sie verteidigen können, wenn sie zurückkommen, was sie zweifellos tun werden. Und selbst wir benötigen dabei Unterstützung. Wenn wir nicht da sind, kann keiner sie daran hindern, dich, Arya, Orrin und den Rest der Varden zu töten.«
Nasuada zog unwillig die Brauen zusammen. »Du hast Murtagh gestern eine empfindliche Niederlage bereitet. Höchstwahrscheinlich befinden Dorn und er sich genau in diesem Moment auf dem Rückweg nach Urû’baen, wo Galbatorix sie verhören und für ihr Versagen bestrafen wird. Er wird sie erst wieder angreifen lassen, wenn er sicher ist, dass sie dich bezwingen können. Murtagh dürfte jetzt verunsichert sein, was deine wahre Stärke angeht, also könnte es noch eine Weile dauern, bis es zu diesem unseligen Ereignis kommt. Ich denke, dass du bis dahin gewiss genug Zeit haben wirst, nach Farthen Dûr zu reisen und wieder zu uns zurückzukehren.«
»Du könntest dich irren«, argumentierte Eragon. »Und wie willst du verhindern, dass Galbatorix von unserer Abwesenheit erfährt und angreift, während wir weg sind? Ich bezweifle, dass du alle seine Spione in den Reihen der Varden aufgespürt hast.«
Nasuada trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen ihres Stuhls. »Ich sagte, ich will, dass du nach Farthen Dûr reist, Eragon. Ich habe nichts davon gesagt, dass Saphira dich begleitet.« Saphira schwang den Kopf in ihre Richtung herum und stieß eine kleine Rauchwolke aus, die zur Spitze des Zeltes hinaufschwebte.
»Ich werde nicht...«
»Lass mich bitte ausreden!«
Er biss die Zähne zusammen und starrte seine Lehnsherrin finster an, während seine linke Hand den Knauf des Schwertes umklammerte.
»Du bist mir zwar nicht unterstellt, Saphira, aber ich hoffe, dass du einwilligst hierzubleiben, während Eragon zu den Zwergen reist. So können wir sowohl das Imperium als auch die Varden über den Verbleib des Drachenreiters täuschen. Wenn wir deine Abreise«, sie deutete auf Eragon, »vor den Truppen verheimlichen, kommt keiner auf die Idee, dass du gar nicht hier bist. Wir müssen uns nur eine plausible Erklärung ausdenken, warum du plötzlich tagsüber in deinem Zelt bleiben willst - vielleicht weil ihr in der Nacht Erkundungsflüge über feindliches Territorium durchführt und du deshalb unter Tag ruhen musst.
Damit diese List funktioniert, müssen
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