Die Weisheit des Feuers
nur um uns beide ginge, würde ich mich der Gefahr stellen, aber hier geht es um das Leben unseres Babys. Ich liebe dich, Roran, ich liebe dich so sehr. Aber das Wohlergehen unseres Kindes muss über unseren eigenen Wünschen stehen. Sonst verdienen wir es nicht, Eltern genannt zu werden.« Tränen schimmerten in ihren Augen, und Roran spürte, wie auch seine feucht wurden. »Schließlich warst du es, der mich überzeugt hat, Carvahall zu verlassen und mich im Buckel zu verstecken, als wir von den Soldaten angegriffen wurden. Das hier ist nichts anderes.«
Die Sterne verschwammen vor Rorans Augen. »Ich würde lieber einen Arm verlieren, als erneut von dir getrennt zu werden.«
Katrina brach in Tränen aus. Er spürte ihre leisen Schluchzer an seiner Brust. »Ich will dich doch auch nicht verlassen.«
Er zog sie noch enger an sich und wiegte sie sacht. Schließlich hörte sie auf zu weinen. Er flüsterte ihr ins Ohr: »Ich würde lieber einen Arm verlieren, als von dir getrennt zu werden, aber ich würde eher sterben, als zuzulassen, dass dir ein Leid geschieht … oder unserem Kind. Wenn du gehen willst, solltest du es jetzt tun, solange du noch bequem reisen kannst.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich möchte Gertrude als Hebamme. Sie ist die Einzige, der ich vertraue. Und falls es bei der Geburt Komplikationen gibt, wäre ich lieber hier, wo es genug Magier gibt, die sich aufs Heilen verstehen.«
»Es wird nichts schiefgehen«, meinte er. »Sobald unser Kind geboren ist, reist du nicht nach Dauth, sondern nach Aberon, dort ist es sicherer. Und sollte es dort auch zu gefährlich werden, wanderst du ins Beor-Gebirge und lebst bei den Zwergen. Und wenn Galbatorix zum Schlag gegen die Zwerge ausholt, flüchtest du zu den Elfen nach Du Weldenvarden.«
»Und wenn Galbatorix Du Weldenvarden überrennt, fliehe ich auf den Mond und ziehe unser Kind zwischen den Geistern groß, die im Himmel wohnen.«
»Und sie werden sich vor dir verneigen und dich zu ihrer Königin machen, wie du es verdienst.«
Katrina schmiegte sich dichter an ihn.
So saßen sie da und betrachteten die Sterne, die einer nach dem anderen verschwanden, ausgelöscht von der Morgenröte im Osten. Als nur noch der Morgenstern zu sehen war, meinte Roran: »Du weißt, was das bedeutet, stimmt’s?«
»Was denn?«
»Ich brauche einfach nur dafür zu sorgen, dass wir Galbatorix’ Soldaten bis auf den letzten Mann töten, alle Städte des Imperiums erobern, Murtagh und Dorn bezwingen und schließlich Galbatorix und seinen verräterischen Drachen köpfen, und das alles möglichst, bevor du niederkommst. Dann musst du nicht mehr weggehen.«
Sie schwieg einen Augenblick. »Wenn du das könntest«, erwiderte sie dann, »wäre ich sehr glücklich.«
Sie wollten gerade ins Zelt zurückkehren, als aus dem leuchtenden Himmel ein winziges Schiff heransegelte, das aus trockenen Gräsern geflochten war. Es schwebte vor dem Zelt, schaukelte sacht auf unsichtbaren Luftwellen und schien sie mit seinem drachenkopfförmigen Bug anzublicken.
Roran und Katrina erstarrten.
Wie ein lebendiges Wesen schoss das Schiff vor ihrem Zelt über den Weg, stieg auf, kehrte um und jagte einer verirrten Motte nach. Als die Motte ihm entkommen war, glitt es wieder zu dem Zelt zurück und schwebte direkt vor Katrinas Gesicht in der Luft.
Roran überlegte noch, ob er das Schiff aus der Luft fangen sollte, da wendete es und entschwebte in Richtung Morgenstern. Die beiden sahen dem Gefährt staunend nach, bis es in den endlosen Weiten des Himmels verschwunden war.
BEFEHL IST BEFEHL
T ief in der Nacht suchten Visionen von Tod und Gewalt seine Träume heim und drohten ihn zu überwältigen. Unruhig wälzte Eragon sich auf seinem Lager hin und her und versuchte vergeblich, sich von den Schrecken zu befreien. Bildfetzen von zustechenden Schwertern, schreienden Männern und Murtaghs hasserfülltem Gesicht blitzten vor seinen Augen auf.
Schließlich spürte er, wie Saphira in sein Bewusstsein trat. Sie rauschte wie ein mächtiger Wind durch seine Gedanken und fegte den bedrohlichen Albtraum hinweg. In der folgenden Stille hörte er ihr Flüstern:
Alles ist gut, mein Kleiner. Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit und ich bin bei dir
...
Ganz ruhig.
Ein Gefühl tiefen Friedens ergriff von Eragon Besitz. In dem tröstlichen Bewusstsein, dass Saphira bei ihm war, rollte er sich auf die Seite und versank in glücklichere Erinnerungen.
Als Eragon eine Stunde vor
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