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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Zwerg mit dem Speer aus und schleuderte ihn seinem Kontrahenten entgegen. Dieser versuchte gar nicht erst, sich mit seinem Schild zu schützen, sondern beugte sich vor und pflückte den Speerschaft mit erstaunlichem Geschick aus der Luft. Triumphierend reckte er ihn in die Höhe. Die am Feldrand versammelten Zuschauer jubelten und auch Eragon klatschte begeistert.
    »Das war meisterhaft!«, rief Orik. Lachend trank er seinen Becher Met leer, sein Kettenhemd schimmerte im frühabendlichen Licht. Er trug einen mit Gold, Silber und Rubinen verzierten Helm und an den Fingern fünf große Ringe. An der Hüfte hing die allgegenwärtige Streitaxt. Hvedra war noch prächtiger herausgeputzt: Sie trug ein wallendes, kunstvoll besticktes Bordürenkleid, Perlen- und verschlungene Goldketten um den Hals und im Haar einen Schildpattkamm, der mit einem Smaragd, so groß wie Eragons Daumen, besetzt war.
    Eine Reihe Zwerge erhob sich und blies in geschwungene Hörner, deren Töne blechern von den Bergen widerhallten. Dann trat ein breitschultriger Zwerg vor und verkündete, natürlich in der Sprache der Zwerge, den Gewinner der letzten Runde sowie die Namen der Kontrahenten, die als Nächstes im Ghastgar gegeneinander antreten würden.
    Als der Zeremonienmeister fertig war, beugte Eragon sich zu Hvedra hinüber und fragte: »Wirst du uns nach Farthen Dûr begleiten?«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Ich kann nicht. Ich muss hierbleiben und mich um die Angelegenheiten des Clans kümmern, damit Orik bei seiner Rückkehr nicht hungernde Krieger und leere Goldtruhen vorfindet.«
    Schmunzelnd hielt Orik einem der bereitstehenden Diener seinen Becher entgegen. Der Zwerg eilte herbei und füllte das Gefäß mit frischem Met aus einem Krug. An Eragon gewandt, sagte Orik stolz: »Hvedra übertreibt nicht. Sie ist nicht nur meine Gattin, sie ist... Ach, ich weiß nicht, wie ich das in deiner Sprache ausdrücken soll. Sie ist die Grimstcarvlorss unseres Clans. Grimstcarvlorss bedeutet: ›Vorsteherin eines Hauses‹. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Familien unseres Clans die vereinbarten Abgaben an die Festung Bregan leisten und dass unsere Herden zur rechten Zeit auf die Felder getrieben werden, dass uns die Vorräte nicht ausgehen, die Frauen des Ingietum genügend Tuch weben, unsere Krieger gut ausgerüstet sind und unsere Schmiede immer genug Erz für die Eisengewinnung haben, kurz gesagt, dass unser Clan gut geführt wird und blüht und gedeiht. Ein Sprichwort meines Volkes lautet: Eine gute Grimstcarvlorss erschafft einen Clan erst -«
    »Und eine schlechte zerstört ihn«, sagte Hvedra.
    Orik lächelte und nahm ihre Hand. »Und meine Hvedra ist die beste Grimstcarvlorss von allen. Es ist kein geerbter Titel. Man muss ihn sich verdienen. Und es kommt nur selten vor, dass die Frau eines Clan-Oberhaupts die Grimstcarvlorss ist. Auch in dieser Hinsicht habe ich großes Glück.« Er und Hvedra beugten sich vor und rieben die Nasen aneinander. Eragon sah woanders hin, fühlte sich plötzlich einsam und ausgeschlossen. Orik lehnte sich zurück und trank einen Schluck Met. »Es hat in unserer Geschichte viele große Grimstcarvlorssn gegeben. Es heißt immer, das Einzige, wozu wir Clan-Oberhäupter gut sind, ist, uns gegenseitig den Krieg zu erklären. Daher ist es den Grimstcarvlorssn ganz recht, wenn wir unsere Zeit mit kleinlichem Gezänk verbringen, damit wir uns nicht in ihre Arbeit einmischen können.«
    »Ach was, Skilfz Delva«, schalt Hvedra. »Du weißt, dass das nicht stimmt. Zumindest wird es bei uns beiden nicht so sein.«
    »Mhm«, machte Orik und legte die Stirn an Hvedras. Wieder rieben die beiden ihre Nasen aneinander.
    Als die Zuschauermenge plötzlich anfing, laut zu buhen und Schmährufe auszustoßen, richtete Eragon seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ghastgar. Er sah, dass einer der Wettkämpfer die Nerven verloren, sein Feldûnost in letzter Minute herumgerissen und die Flucht ergriffen hatte. Der Zwerg mit dem Speer verfolgte ihn, und als er nahe genug herangeritten war, stellte er sich in den Steigbügeln auf, schleuderte die Waffe und traf seinen Gegner von hinten in die linke Schulter. Mit einem Aufschrei kippte der Zwerg von seiner Ziege, lag nun auf der Seite und packte den Speerschaft, dessen Spitze sich ihm tief ins Fleisch gebohrt hatte. Ein Heiler eilte zu ihm. Kurz darauf wandten die Zuschauer sich von dem Spektakel ab.
    Orik verzog angewidert den Mund. »Bah! Es wird viele Jahre dauern,

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