Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
Vom Netzwerk:
kräftigen Arm auf und ab, und der glockenartige Klang, mit dem der Hammer auf ein gelb glühendes Stück Eisen herabsauste, ließ die Luft erzittern. Funken stoben in die Luft und erloschen auf dem Boden. Noch viermal hämmerte der Schmied das Metall glatt, dann hob er die Stange vom Amboss und warf sie in einen Trog mit Öl. Gespenstische, bläulich-durchscheinende Flammen leckten über die Oberfläche, bevor sie mit einem wütenden Fauchen verschwanden. Horst nahm die Stange aus dem Trog und sah Eragon finster an. »Was willst du hier, Eragon?«
    »Ich brauche ein Schwert für einen Drachenreiter.«
    »Verschwinde! Ich habe keine Zeit, dir eine solche Waffe zu schmieden. Siehst du nicht, dass ich an einem Topfhaken für Elain arbeite? Sie braucht ihn für die Schlacht. Bist du allein?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wo sind dein Vater und deine Mutter?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Eine andere Stimme ertönte, kräftig, machtvoll. »Guter Schmied«, erklärte sie, »er ist nicht allein. Er ist mit mir gekommen.«
    »Und wer bist du?«, wollte Horst wissen.
    »Ich bin sein Vater.«
    Aus der Dunkelheit zwischen den klaffenden Türflügeln erschien eine hünenhafte, von fahlem Licht umrahmte Gestalt und trat auf die Schwelle der Schmiede. Ein roter Umhang bauschte sich über Schultern, die ausladender waren als die eines Kull. In der linken Hand des Mannes schimmerte Zar’roc, scharf wie der Schmerz. Durch die Schlitze des glänzenden Helms bohrte sich der Blick der blauen Augen in Eragon wie ein Pfeil in einen Hasen. Der Mann streckte Eragon die leere Rechte entgegen. »Mein Sohn, komm mit mir. Zusammen können wir die Varden vernichten, Galbatorix töten und ganz Alagaësia erobern. Gib mir dein Herz, dann sind wir unbesiegbar.
    Gib mir dein Herz, mein Sohn.«
    Mit einem erstickten Schrei sprang Eragon von dem Sofa hoch und starrte auf den Boden. Er ballte die Fäuste, die Brust hob und senkte sich unter seinen keuchenden Atemzügen. Oriks Wachen warfen ihm fragende Blicke zu, aber er war zu aufgelöst, um seinen Ausbruch zu erklären.
    Es war noch früh, deshalb machte er es sich nach einer Weile wieder auf dem Sofa bequem, vermied es jedoch aus Furcht vor den Erscheinungen, die ihn dort quälen könnten, erneut ins Reich der Träume zu versinken.
     
    Eragon lehnte an der Wand, die Hand auf dem Knauf seines Zwergenschwertes, und sah zu, wie die Clan-Oberhäupter allmählich in dem kreisrunden Sitzungsraum tief unter Tronjheim eintrafen. Vor allem Vermûnd, Grimstborith der Az Sweldn rak Anhûin, beobachtete er scharf. Doch falls der verschleierte Zwerg überrascht war, Eragon gesund und munter anzutreffen, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Eragon spürte, wie Orik ihn mit dem Stiefel anstieß. Ohne den Blick von Vermûnd zu nehmen, beugte er sich zu Orik hinunter. »Denk dran, links und dann der dritte Durchgang«, flüsterte der Zwerg. Dort hatte Orik ohne Wissen der Clan-Oberhäupter hundert seiner Krieger stationiert.
    »Wenn schon Blut vergossen wird«, erwiderte Eragon ebenfalls flüsternd, »sollte ich die Gelegenheit beim Schopfe packen und diese heimtückische Schlange Vermûnd töten.«
    »Tu das bitte nicht, es sei denn, er versucht, dich oder mich zu töten.« Orik lachte leise. »Du würdest dich bei den Grimstborithn nicht gerade beliebt machen... Ah, ich muss gehen. Bete zu Sindri, dass sie uns gewogen ist, ja? Wir sind dabei, ein glühendes Lavafeld zu betreten, das noch keiner vor uns zu beschreiten wagte.«
    Eragon betete.
    Als die Clan-Oberhäupter ihre Plätze am Tisch in der Mitte der Kammer eingenommen hatten, setzten sich auch die Zuschauer einschließlich Eragon auf die Stühle, die an der Wand aufgestellt waren. Doch anders als viele der Zwerge ließ er sich nicht entspannt zurücksinken, sondern hockte sich auf die Stuhlkante, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr zu kämpfen.
    Als Gannel, der schwarzäugige Kriegerpriester des Dûrgrimst Quan, sich erhob und anfing zu sprechen, trat Hûndfast neben Eragon und dolmetschte. »Seid gegrüßt, werte Clan-Oberhäupter. Ob dies ein glückliches Zusammentreffen ist oder nicht, muss sich erst noch herausstellen, denn mir sind beunruhigende Gerüchte zu Ohren gekommen. Gerüchte über Gerüchte, genauer gesagt. Es ist nur vages und verstörendes Geraune, mehr nicht, und mir liegen auch keinerlei Beweise für ein Vergehen vor. Da ich jedoch heute den Vorsitz über diese Versammlung habe, schlage ich vor, unsere wichtigen Debatten

Weitere Kostenlose Bücher