Die Weisheit des Feuers
einstweilen ruhen zu lassen, damit ich, mit eurer Erlaubnis, den hier Anwesenden einige Fragen stellen kann.«
Die Clan-Oberhäupter tuschelten untereinander, bis schließlich Íorûnn, die kluge Grimstborith, mit einem Lächeln das Wort ergriff: »Ich habe keine Einwände, Grimstborith Gannel. Du hast mit deinen geheimnisvollen Andeutungen nur meine Neugier geweckt. Lass uns deine Fragen hören.«
»Ja, lass uns hören«, meinte Nado.
»Sprich sie aus«, stimmte auch Manndrâth und nach ihm der Rest der Clan-Oberhäupter zu, Vermûnd eingeschlossen.
Nachdem er die gewünschte Erlaubnis erhalten hatte, stützte Gannel sich mit den Knöcheln am Tisch ab und schwieg einen Moment, bis er sich der Aufmerksamkeit aller im Raum sicher war. »Gestern«, sagte er dann, »während wir zu Mittag gegessen haben, hörten Knurlan in den Tunneln unter dem südlichen Viertel von Tronjheim Lärm. Die Berichte darüber, wie laut es war, gehen auseinander, aber es kann kein unbedeutender Zwischenfall gewesen sein, da so viele den Lärm an vielen verschiedenen Stellen Tronjheims gehört haben. Wie ihr habe ich die üblichen Warnungen vor einem möglichen Tunneleinbruch erhalten. Ihr wisst aber wahrscheinlich noch nicht, dass vor nur zwei Stunden...«
Hûndfast zögerte und flüsterte dann hastig: »Das Wort ist schwer in Eurer Sprache wiederzugeben. Am besten trifft es wohl
Tunnelläufer.
« Dann dolmetschte er weiter.
»...Tunnelläufer Spuren eines erbitterten Kampfes in einem der uralten Tunnel entdeckten, den unser berühmter Vorfahr, Korgan Langbart, gegraben hat. Der Boden war blutverschmiert, die Wände voller Ruß durch eine Laterne, die die Klinge eines achtlosen Kriegers zerschlagen hat. Das Gestein weist Risse auf und am Ort des Geschehens lagen die Körper von sieben verkohlten und verstümmelten Zwergen. Einiges deutet darauf hin, dass weitere Leichen weggeschafft wurden. Dies waren keineswegs die Überreste eines bislang unbekannten Scharmützels bei der Schlacht um Farthen Dûr. Nein! Denn das Blut war noch nicht getrocknet, der Ruß weich, die Risse waren neu, und wie man mir sagte, lag über dem Tatort noch die Aura mächtiger Magie. In diesem Moment versuchen gerade einige unserer fähigsten Zauberer, die Bilder von dem, was dort geschehen ist, heraufzubeschwören. Allerdings hegen sie wenig Hoffnung auf Erfolg, weil die Beteiligten von einem Gespinst teuflischer Hexerei umgeben waren. Also lautet meine erste Frage an die Versammlung wie folgt: Weiß irgendeiner von euch mehr über diesen mysteriösen Vorfall?«
Als Gannel zu Ende gesprochen hatte, spannte Eragon seine Muskeln an, bereit, sofort aufzuspringen, sollten die verschleierten Az Sweldn rak Anhûin zu ihren Waffen greifen.
Orik räusperte sich. »Ich glaube«, sagte er, »dass ich deine Neugier in einigen Punkten befriedigen kann, Gannel. Aber da meine Antwort notwendigerweise ausführlicher ausfallen wird, schlage ich vor, du stellst deine anderen Fragen, bevor ich beginne.«
Gannels Miene verfinsterte sich. Er klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Also gut«, meinte er. »Mir liegen Berichte vor, wonach zahlreiche Knurlan Tronjheim durchstreifen und sich an verschiedenen Stellen und in aller Heimlichkeit zu größeren bewaffneten Einheiten zusammenschließen. Zweifelsohne besteht hier eine Verbindung zu dem Kampf in Korgans Tunnel. Meine Agenten konnten nicht feststellen, zu welchem Clan diese Krieger gehören, aber dass einer von uns still und leise seine Streitkräfte sammelt, während wir dabei sind, den Nachfolger von König Hrothgar zu bestimmen, lässt die finstersten Absichten vermuten. Also lautet meine zweite Frage an diese Versammlung wie folgt: Wer ist dafür verantwortlich? Wenn keiner der hier Anwesenden bereit ist, seine Schuld zuzugeben, dann rege ich mit allem Nachdruck an, alle Krieger, ungeachtet ihrer Clan-Zugehörigkeit, für die Dauer der Beratungen aus Tronjheim zu verbannen und sofort einen Wächter des Rechts zu berufen, der diese Vorfälle untersucht und uns den Verantwortlichen nennt.«
Gannels Worte lösten eine hitzige Diskussion unter den Clan-Oberhäuptern aus, bei der die Vorwürfe, Unschuldsbeteuerungen und Gegenanschuldigungen immer lauter hin und her flogen. Als eine wutentbrannte Thordris einen zornesroten Gáldhiem anschrie, räusperte Orik sich erneut, woraufhin alle verstummten und ihn anstarrten.
»Auch das, so glaube ich, kann ich erklären, Gannel«, sagte Orik in besänftigendem Tonfall,
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