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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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mit dem Kopf zu den gefesselten Zwergen hinüber. »Was ist mit ihnen? Genügen ihre Erinnerungen nicht als Beweis?«
    Orik schnitt eine Grimasse. »Das sollten sie eigentlich, aber die Clan-Oberhäupter werden darauf bestehen, ihre Erinnerungen mit deinen abzugleichen, weil sie gründlich vorgehen wollen. Solltest du dich weigern, werden die Az Sweldn rak Anhûin behaupten, dass wir der Clan-Versammlung etwas verheimlichen und unsere Anschuldigungen nur verleumderische Hirngespinste sind.«
    »Also gut«, gab Eragon nach. »Wenn es sein muss. Aber sollte sich einer der Magier, und sei es auch nur aus Versehen, irgendwohin verirren, wo er nichts zu suchen hat, habe ich keine andere Wahl, als alles, was er gesehen hat, aus seinem Gedächtnis zu löschen. Es gibt einige Dinge, die auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen dürfen.«
    Orik nickte. »Ja, ich denke da ganz besonders an eine dreibeinige Kunde, die uns ganz schön zu schaffen machen würde, wenn man sie im ganzen Land herumposaunte, was? Ich bin sicher, dass die Clan-Oberhäupter deine Bedingungen akzeptieren. Sie alle hüten Geheimnisse, die sie nicht herumerzählt haben wollen. Trotzdem werden sie ihren Magiern befehlen, deinen Geist zu untersuchen, wie gefährlich es auch sein mag. Dieser Vorfall könnte zu Unruhen in unserem Volk führen. Die Grimstborithn werden sich genötigt sehen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, selbst wenn es sie ihre besten Zauberer kostet.«
    Orik richtete sich zu seiner ganzen geringen Größe auf und befahl, die Gefangenen wegzuschaffen. Dann schickte er alle bis auf Eragon und sechsundzwanzig seiner besten Krieger hinaus. Mit einer schwungvollen Bewegung ergriff Orik ihn am Ellbogen und führte Eragon in die inneren Räume seiner Gemächer. »Du musst heute bei mir bleiben. Die Az Sweldn rak Anhûin würden es niemals wagen, dich hier anzugreifen.«
    »Falls du vorhast zu schlafen«, sagte Eragon, »muss ich dich warnen. Ich werde heute Nacht keine Ruhe finden. Mein Blut kocht immer noch von dem Kampf und meine Gedanken sind genauso aufgewühlt.«
    »Schlafe oder wache«, erwiderte Orik, »meinen Schlummer wirst du nicht stören, denn ich werde mir eine dicke Wollmütze über Augen und Ohren ziehen. Ich würde dir allerdings dringend raten, ebenfalls zu ruhen und deine Kräfte zu sammeln, vielleicht mithilfe der Techniken, die die Elfen dich gelehrt haben. Der Morgen dämmert bald, und uns bleiben nur noch ein paar Stunden, bis die Clan-Versammlung tagt. Wir sollten so frisch wie möglich sein für das, was auf uns zukommt. Was wir heute tun und sagen, wird über das Schicksal meines Volkes entscheiden, meines Landes und das von ganz Alagaësia. Ah, und schau nicht so grimmig! Du solltest es lieber so sehen: Man wird sich bis ans Ende der Zeiten daran erinnern, wie wir uns auf dieser Clan-Versammlung geschlagen haben, egal ob wir nun erfolgreich sein werden oder scheitern, und ich hoffe natürlich, dass wir siegen. Das sollte dich mit Stolz erfüllen! Die Götter sind launisch und Unsterblichkeit können wir einzig durch unsere Taten erlangen. Doch ob Ruhm oder Schande, beides ist besser, als vergessen zu werden, wenn du diese Gefilde verlässt.«
     
    In den frühen Morgenstunden, als Eragon sich in den gepolsterten Armen eines viel zu kleinen Liegesofas hin und her wälzte, wanderten seine Gedanken ziellos umher und verloren sich in den zerstreuten Fantasien seiner Wachträume. Obwohl er das bunte Mosaik auf der gegenüberliegenden Wand wahrnahm, zogen darüber wie auf einem schimmernden Leintuch Szenen aus seinem Leben im Palancar-Tal vorbei. Sein Leben, wie es gewesen war, bevor ein launisches und blutiges Schicksal alles verändert hatte. Allerdings unterschieden sich diese Bilder von den Tatsachen und ließen ihn in Situationen eintauchen, die sich aus Fragmenten wirklicher Ereignisse zusammensetzten. In den letzten Momenten, bevor er sich aus seiner Benommenheit riss, flackerte es vor seinen Augen und die Bilder wirkten fast wie eine gesteigerte Realität.
    Er war in Horsts Werkstatt, die Türen standen offen und hingen schief in den Angeln wie der schlaffe Kiefer eines Idioten. Es war eine sternenlose Nacht, und die alles verschlingende Dunkelheit drängte gegen den Lichtschein der roten Glut der Kohlen, als wollte sie alles verzehren, was sich in ihrem rötlichen Kreis befand. Neben der Esse stand wie ein Gigant Horst. Die flackernden Schatten verliehen seinem Gesicht etwas Unheimliches. Er schwang den

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