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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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unförmigen Händen. Anders als ihre Eltern hatten die Scheusale etwa die Größe und Gestalt von Menschen. Pechschwarze Chitinpanzer umhüllten sie von oben bis unten, doch davon sah man kaum etwas, da sie selbst im Helgrind ihre dunklen Umhänge trugen.
    Sie kamen in beängstigendem Tempo näher. Ihre Bewegungen waren eckig und ruckartig wie die von Insekten.
    Trotzdem konnte Eragon sie und die Lethrblaka nicht spüren. 
Sind sie etwa auch nur Trugbilder?,
 fragte er sich. Nein, das war Unsinn. Das Fleisch, in das Saphira ihre Klauen schlug, war real. Ihm fiel eine andere Erklärung ein: Vielleicht war es einfach 
unmöglich,
 ihre Präsenz wahrzunehmen. Vielleicht hatten die Ra’zac die Fähigkeit, sich vor ihrer Beute, vor dem menschlichen Geist, zu verbergen, so wie Spinnen sich vor Fliegen verbargen. Dann verstand er jetzt endlich, warum sie für Galbatorix so erfolgreich Jagd auf Magier und Drachenreiter machen konnten, obwohl sie selbst nicht über Magie geboten.
    Verdammt!
 Eragon hätte sich am liebsten eine ganze Liste blumiger Verwünschungen ausgedacht, aber es war an der Zeit zu handeln, statt ihr Pech zu verfluchen. Brom hatte behauptet, die Ra’zac seien ihm bei Tageslicht nicht gewachsen. Das mochte gestimmt haben, denn Brom hatte viele Jahrzehnte Zeit gehabt, sich machtvolle Zauber gegen die Finsterlinge auszudenken. Aber Eragon wusste, dass er, Roran und Saphira ohne das Überraschungsmoment auf ihrer Seite große Mühe haben würden, mit heiler Haut davonzukommen, ganz zu schweigen davon, auch noch Katrina zu befreien.
    Die rechte Hand über den Kopf erhoben, rief Eragon: 
»Brisingr!«,
 und ließ einen lodernden Feuerball auf die Ra’zac zuschießen. Sie wichen dem Geschoss aus, es fiel zu Boden und löste sich nach wenigen Momenten auf. Der Zauber war dumm und kindisch gewesen und ohne jede Wirkung, falls Galbatorix die Ra’zac genauso vor Feuer geschützt hatte wie die Flugrösser. Trotzdem verschaffte der Angriff Eragon eine immense Genugtuung. Außerdem waren die Ra’zac lange genug abgelenkt, sodass Eragon zu Roran stürmen und sich mit seinem Cousin Rücken an Rücken aufstellen konnte.
    »Halt sie uns eine Weile vom Leib!«, brüllte er und hoffte, dass Roran ihn verstand. Offenbar begriff der, was Eragon meinte, denn er ging hinter seinem Schild in Deckung und hob kampfbereit den Hammer.
    Die Lethrblaka führten ihre Angriffe mit entsetzlicher Wucht und hatten bereits die Schutzzauber durchbrochen, die Eragon um Saphira gelegt hatte. Dadurch war es den Flugrössern gelungen, ihr an den Oberschenkeln eine Reihe von langen Schrammen beizubringen und ihr dreimal die Schnäbel ins Fleisch zu schlagen. Diese Verletzungen waren klein, aber tief und schmerzhaft.
    Im Gegenzug hatte Saphira einem der Lethrblaka den Brustkorb aufgerissen und dem anderen drei Fuß seines Schwanzes abgebissen. Zu Eragons Erstaunen war das Blut der Flugrösser von einem metallischen Blaugrün, was an die Farbe des Belags erinnerte, der sich auf altem Kupfer bildet.
    Im Moment hielten die Ungetüme Abstand zu Saphira und umkreisten sie. Doch immer wieder stürzten sie kurz vor und schnappten nach ihr, um sie in Schach zu halten. Offenbar warteten sie darauf, dass der Drache müde wurde und sie ihn dann mit einem gezielten Biss töten konnten.
    Im offenen Kampf hatte Saphira aufgrund ihrer Schuppen gewisse Vorteile - sie waren härter und widerstandsfähiger als die graue Haut der Flugrösser. Auch waren ihre Zähne auf kurze Distanz tödlicher als deren Schnäbel. Trotzdem fiel es ihr schwer, sich die beiden gleichzeitig vom Leib zu halten, denn wegen der niedrigen Decke konnte sie nicht springen und herumfliegen, um ihre Gegner auszumanövrieren. Eragon fürchtete, dass sie selbst im Falle eines Sieges schwere Verletzungen davontragen würde.
    Er atmete tief ein und wirkte einen einzigen Zauber, der alle zwölf Tötungstechniken umfasste, die Oromis ihm beigebracht hatte. Er achtete darauf, die Beschwörung als eine Abfolge mehrerer einzelner Schritte zu formulieren, damit er den Fluss der Magie sofort unterbrechen konnte, falls Galbatorix’ dunkle Kunst seinen Plan vereiteln sollte. Andernfalls würde sein Zauber ihm die Lebenskraft entziehen, bis er daran starb.
    Es war gut, dass er diese Vorsichtsmaßnahme ergriffen hatte. Sobald er die Magie entfesselte, spürte Eragon, dass sie keine Wirkung auf die Lethrblaka hatte, und brach den Angriff ab. Er hatte ohnehin nicht erwartet, mit den traditionellen

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