Die Weisheit des Feuers
Bewegung auf ihn zu und rammte ihm das Stabende in den Bauch.
Hätte Eragon Zar’roc geführt, hätte er den Ra’zac mit diesem Stoß getötet. So aber knackte nur etwas in dem Wesen und es rutschte ein Stück über den Boden. Es sprang sofort wieder auf und hinterließ einen bläulichen Blutfleck auf dem unebenen Fels.
Ich brauche ein Schwert,
dachte Eragon.
Er baute sich breitbeinig auf, als die beiden Ra’zac auf ihn zukamen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich dem Angriff zu stellen. Zwischen den buckligen Aaskrähen und Roran gab es nur noch ihn. Er begann, den Zauberspruch zu murmeln, der sich gegen die Lethrblaka als wirksam erwiesen hatte, aber bevor er auch nur eine einzige Silbe zu Ende brachte, sausten die Klingen der Ra’zac heran.
Sie prallten mit einem dumpfen Ton gegen den Rotdornstab, hinterließen aber nicht die geringste Kerbe in dem verzauberten Holz.
Links, rechts, rauf, runter. Eragon dachte nicht nach. Er agierte und reagierte, während er sich einen wilden Schlagabtausch mit den Ra’zac lieferte. Der Stab war ideal, um gleichzeitig gegen mehrere Gegner zu kämpfen, da man mit beiden Enden zuschlagen und abblocken konnte. Dieser Umstand war Eragon nun von Nutzen. Sein Atem ging stoßweise. Schweiß rann ihm über die Stirn und sammelte sich in den Augenwinkeln, auch am Rücken und in den Achselhöhlen lief ihm der Schweiß in Strömen. Der rote Schleier der Schlacht trübte seine Sicht und pulsierte im Gleichtakt mit seinem Herzschlag.
Nie fühlte er sich so lebendig und konzentriert wie im Kampf. Eragons eigene Schutzzauber waren dürftig. Da er den Großteil seiner Energie auf Saphira und Roran verwendet hatte, begann Eragons magischer Verteidigungswall bald, zu bröckeln, und der kleinere Ra’zac verletzte ihn seitlich am Knie. Die Wunde war nicht lebensbedrohlich, aber trotzdem ernst, denn das linke Bein trug nun nicht mehr sein volles Gewicht.
Die Eisenspitze gepackt, schwang Eragon den Stab wie eine Keule und hieb sie einem der Ra’zac auf den Kopf. Das Scheusal brach zusammen, aber ob es tot war oder nur bewusstlos, konnte Eragon nicht sagen. Er wandte sich dem verbliebenen Ra’zac zu, drosch auf dessen Arme und Schultern ein und schlug ihm mit einer plötzlich Drehbewegung das Schwert aus der Hand.
Bevor Eragon den Ra’zac erledigen konnte, flog der blinde Lethrblaka mit dem gebrochenen Flügel quer durch die Höhle und prallte gegen die Höhlenwand, worauf ein Steinhagel von der Decke prasselte. Der Lärm war so ohrenbetäubend, dass Eragon, Roran und der Ra’zac instinktiv zusammenzuckten und herumfuhren.
Saphira sprang dem verkrüppelten Flugross, dem sie soeben einen Tritt verpasst hatte, hinterher und grub dem Geschöpf die Zähne in den sehnigen Nacken. Mit letzter Kraft schlug das Lethrblaka noch einmal um sich, um freizukommen, dann warf Saphira den Kopf hin und her und brach dem Ross das Genick. Als sie von ihrem blutüberströmten Opfer abließ, erfüllte ihr martialisches Triumphgeschrei die Höhle.
Das verbliebene Lethrblaka zögerte keinen Augenblick. Es rammte Saphira, grub ihr die Klauen unter die Schuppen und zerrte sie zu Boden. Gemeinsam rollten sie auf den Felsvorsprung am Höhleneingang zu, schwankten dort einen Moment und stürzten dann nacheinander in die Tiefe. Es war eine kluge Taktik, denn so gelangte das Lethrblaka außer Reichweite von Eragons Magie. Denn gegen etwas, das er nicht wahrnahm, konnte er nur schwer einen Zauber wirken.
Saphira!,
rief Eragon.
Kümmere dich um dich selbst. Der Kerl entkommt mir nicht.
Alarmiert wirbelte Eragon herum, gerade noch rechtzeitig, um die beiden Ra’zac in einen der Tunnel davonhuschen zu sehen; der kleinere stützte den größeren. Mit geschlossenen Augen lokalisierte Eragon das Versteck der Gefangenen im Helgrind und murmelte ein paar Worte in der alten Sprache, dann sagte er zu Roran: »Ich habe Katrinas Zelle versperrt, damit die Ra’zac sie nicht als Geisel nehmen können. Jetzt können nur du und ich die Tür öffnen.«
»Gut«, sagte Roran mit zusammengebissenen Zähnen. »Kannst du gegen das hier auch etwas tun?« Mit dem Kinn deutete er auf die Stelle, auf die er die rechte Hand presste. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Eragon untersuchte die Wunde. Sobald er sie berührte, zuckte Roran zusammen und wich zurück.
»Du hast Glück«, sagte Eragon. »Die Klinge ist an einer Rippe abgeprallt.« Eine Hand auf die Verletzung und die andere auf die zwölf Diamanten in
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