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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Knie leicht gebeugt, bereit, bei der kleinsten Bewegung des Urgals in jede Richtung auszuweichen. Der Felsboden unter seinen nackten Fußsohlen war kalt, hart und rau.
    Ein leiser Windstoß ließ die Blätter der nahen Weide rascheln. Einer der Ochsen, die vor die Wagen gespannt waren, scharrte mit den Hufen im Gras und sein Geschirr knarzte.
    Mit johlendem Gebrüll stürzte sich Yarbog auf Roran und überwand die Entfernung zwischen ihnen mit drei donnernden Schritten. Roran wartete, bis er fast heran war, und sprang dann mit einem Satz nach rechts. Aber er hatte Yarbogs Geschwindigkeit unterschätzt. Mit gesenktem Kopf rammte der Urgal ihm die Hörner in die linke Schulter, sodass er quer über den Platz flog.
    Spitze Steine bohrten sich in Rorans Seite, als er am Boden aufschlug. Die kaum verheilten Wunden auf seinem Rücken schmerzten. Stöhnend rollte er sich ab und spürte, wie einige aufplatzten und das rohe Fleisch brannte. Winzige Steinchen und Dreck klebten an der Fettschicht, die seinen Körper bedeckte. Ohne die Füße zu heben, schlurfte er auf den knurrenden Urgal zu und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
    Wieder griff Yarbog an, wieder versuchte Roran, zur Seite zu springen. Diesmal gelang es ihm auch und der Urgal schoss knapp an ihm vorbei, fuhr herum und rannte zum dritten Mal gegen ihn an. Wieder schaffte es Roran, ihm auszuweichen.
    Da änderte Yarbog seine Taktik. Während er sich Roran im Seitwärtsschritt näherte wie ein Krebs, streckte er die langen Krallenhände nach ihm aus, um ihn in seine tödliche Umarmung zu zerren. Erschrocken wich Roran zurück. Was auch geschah, er durfte nicht zwischen Yarbogs Klauen geraten, denn dann würde der Urgal ihm mit seiner ungeheuren Kraft schnell den Garaus machen.
    Die Männer und Urgals rund um den Kampfplatz sahen schweigend und mit ausdruckslosen Gesichtern zu, wie sich Roran und Yarbog im Dreck gegenseitig vor und zurück trieben.
    Ein paar Minuten lang tauschten Roran und Yarbog schnelle Streifhiebe. Roran versuchte nach Möglichkeit, den Urgal nicht an sich heranzulassen, in der Hoffnung, sein Gegner würde sich müde kämpfen. Aber als der Kampf immer weiterging und Yarbog genauso frisch wirkte wie zu Beginn, wurde ihm klar, dass die Zeit nicht auf seiner Seite war. Wenn er siegen wollte, musste er den Wettkampf ohne weitere Verzögerungen zu Ende bringen.
    Um den Urgal zu provozieren, zog sich Roran in die hinterste Ecke des Karrees zurück und rief spöttisch: »Ha! Du bist ja so fett und langsam wie eine Milchkuh! Fang mich doch, Yarbog, oder sind deine Beine aus Schmalz? Am besten schneidest du dir gleich die Hörner ab. Das ist doch peinlich, wie du dich von einem Menschen zum Narren halten lässt. Was sollen denn die Frauen deines Stammes dazu sagen? Willst du ihnen etwa erzählen...«
    Rorans Worte gingen im Gebrüll Yarbogs unter. Der Urgal rannte auf ihn zu und drehte sich dabei leicht, um mit vollem Gewicht in ihn hineinzukrachen. Roran sprang aus dem Weg und griff nach der Spitze des rechten Horns, verfehlte sie jedoch und fiel der Länge nach Richtung Platzmitte, wobei er sich beide Knie aufschlug. Fluchend rappelte er sich auf.
    Yarbog konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, bevor ihn der Schwung über die Begrenzung des Feldes getragen hätte. Er drehte sich um und seine kleinen gelben Augen suchten nach seinem Gegner. »Ätsch!«, rief Roran. Er streckte dem Urgal die Zunge heraus und machte jede unflätige Geste, die ihm einfiel. »Du triffst ja nicht mal einen Baum, wenn er direkt vor dir steht!«
    »Stirb, du jämmerlicher Mensch!«, brüllte Yarbog und sprang mit ausgestreckten Armen auf Roran zu.
    Zwei Krallen zogen eine blutige Spur über Rorans Rippen, als er einen Satz nach links machte, aber es gelang ihm, sich an einem der Hörner festzuhalten. Schnell packte er auch das andere, bevor Yarbog ihn abschütteln konnte. Indem er die Hörner als Griffe benutzte, riss er den Kopf mit einem Ruck zur Seite und warf den Urgal unter Aufbietung seiner ganzen Kraft zu Boden. Sein Rücken quittierte die Anstrengung mit wütendem Protest.
    Sobald Yarbogs Brustkorb die Erde berührte, setzte ihm Roran ein Knie auf die rechte Schulter und nagelte ihn dort fest. Yarbog schnaubte und warf sich herum, um den Griff seines Widersachers abzuschütteln, doch Roran ließ nicht los. Er stützte sich mit dem Fuß an einem Felsbrocken ab und verdrehte den Kopf des Urgals, so weit es ging, dabei zog er so kräftig, dass es einem Menschen das

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