Die Weisheit des Feuers
die Werkatze zu ihm gesagt:
Wenn die Zeit kommt und du eine Waffe benötigst, schau unter den Wurzeln des Menoa-Baums nach. Und wenn alles verloren scheint und deine Kräfte nicht mehr ausreichen, geh zum Felsen von Kuthian und sprich laut deinen Namen, um das Verlies der Seelen zu öffnen.
Eragon wusste noch immer nicht, wo der Felsen von Kuthian war, aber bei ihrem ersten Aufenthalt in Ellesméra hatten er und Saphira mehrfach Gelegenheit gehabt, den Menoa-Baum zu untersuchen. Sie hatten keinen Hinweis auf die Stelle entdeckt, wo die angebliche Waffe liegen sollte. Moos, Erde, Rinde und hin und wieder eine Ameise waren das Einzige gewesen, was sie zwischen den Wurzeln des Menoa-Baums gefunden hatten, und nichts deutete darauf hin, wo sie graben sollten.
Solembum hat vielleicht gar kein Schwert gemeint,
merkte Saphira an.
Werkatzen lieben Rätsel genauso wie Drachen. Falls sie überhaupt existiert, könnte es sich bei der Waffe auch um ein Pergament handeln, auf dem ein Zauber geschrieben steht, um ein Buch oder ein Bild, einen spitzen Felsbrocken oder um einen anderen gefährlichen Gegenstand.
Was immer es ist, ich hoffe, wir finden es diesmal. Wer weiß, wann wir Ellesméra wieder besuchen können.
Saphira fegte einen umgestürzten Baum beiseite, der ihr im Weg war, dann duckte sie sich und spannte ihre massigen Schultermuskeln an, bevor sie die samtigen Flügel ausbreitete. Eragon jaulte auf und packte den Sattelknauf, als sie mit unerwarteter Kraft nach vorne und oben schnellte und mit einem einzigen schwindelerregenden Satz über die Baumkronen sprang.
Über dem Meer aus wogendem Geäst wandt Saphira sich nach Nordwesten und nahm mit langsamen, schweren Flügelschlägen Kurs auf die Elfenhauptstadt.
FÄUSTE GEGEN HÖRNER
D er Überfall auf den Versorgungszug lief fast genau so ab, wie Roran es geplant hatte: Drei Tage, nachdem sie den Haupttrupp der Varden verlassen hatten, stürmte er mit seinen berittenen Kameraden den Hang zu einer Senke hinab und griff den Wagenkonvoi, der sich durch das Land schlängelte, seitlich an. Gleichzeitig sprangen die Urgals hinter den über die Talsohle verstreuten Felsen hervor und blockierten die Spitze des Trecks. Die Soldaten und Wagenlenker wehrten sich tapfer, aber der Überfall traf sie völlig unvorbereitet, und Rorans Trupp konnte sie bald überwältigen. Keiner der Angreifer wurde getötet und nur drei trugen Verletzungen davon, zwei Menschen und ein Urgal.
Einige Soldaten tötete Roran eigenhändig, aber die meiste Zeit über hielt er sich im Hintergrund und dirigierte die Kampfhandlungen, wie es jetzt seine Pflicht war. Ihm tat immer noch alles weh von den Peitschenhieben, und er wollte sich nicht mehr als nötig anstrengen, aus Angst, die Striemen, mit denen sein Rücken überzogen war, könnten wieder aufplatzen.
Bis dahin hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, zwischen den zwanzig Menschen und zwanzig Urgals Disziplin zu wahren. Auch wenn offensichtlich war, dass die beiden Gruppen einander weder mochten noch trauten - was er nur zu gut verstand, denn er verspürte denselben Abscheu vor Urgals wie alle, die in der Nähe des Buckels aufgewachsen waren. Dennoch hatten sie es geschafft, während der letzten drei Tage zusammenzuarbeiten, ohne dass es auch nur zu einem Wortgefecht gekommen wäre. Das hatte allerdings, wie er wusste, wenig mit seiner Tüchtigkeit als Befehlshaber zu tun. Nasuada und Nar Garzhvog hatten die Krieger, die unter ihm dienen sollten, sorgfältig ausgewählt. Ihnen allen eilte der Ruf voraus, aufgeweckt, einsichtig und vor allem von ruhigem, ausgeglichenem Gemüt zu sein.
Doch während seine Leute nun damit beschäftigt waren, die Toten auf einen Haufen zu schichten, und Roran die Reihe der Wagen auf und ab ritt, um die Arbeiten zu überwachen, hörte er vom hinteren Ende des Konvois ein schmerzerfülltes Heulen. Weil er dachte, es wäre vielleicht zufällig ein weiterer Trupp Soldaten aufgetaucht, rief er Carn und ein paar andere zu sich und gab Schneefeuer die Sporen.
Vier Urgals hatten einen feindlichen Soldaten an den Stamm einer knorrigen Weide gebunden und vergnügten sich damit, ihn mit ihren Schwertern zu stoßen und zu stechen. Fluchend sprang Roran vom Pferd und erlöste den Mann mit einem Hammerschlag von seinem Elend.
Eine Staubwolke hüllte die Gruppe ein, als Carn mit vier anderen Kriegern auf den Baum zugaloppiert kam. Sie zügelten ihre Pferde und nahmen mit gezogenen Waffen rechts und links von Roran
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