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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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seine Schultern zu zittern begannen und er unter der Last zusammenzubrechen drohte, warf er den Brocken vor sich auf den Boden. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Stein auf und hinterließ eine mehrere Zoll tiefe Delle im Erdreich.
    Ein Stück von Roran entfernt versuchten zwanzig Krieger der Varden, ähnlich große Felsbrocken in die Höhe zu stemmen. Nur zweien gelang es. Die übrigen Männer kehrten zu den leichteren Steinen zurück, die sie gewöhnt waren. Es freute Roran, dass die Monate in Horsts Schmiede und die jahrelange Landarbeit ihn so stark gemacht hatten, dass er Kriegern, die seit dem zwölften Lebensjahr Tag für Tag ihre Körper stählten, mindestens ebenbürtig war.
    Er schüttelte die Arme aus und atmete ein paarmal tief durch, genoss die kühle Luft auf seinem nackten Oberkörper. Er fasste sich an die rechte Schulter und massierte sie. Von der Bisswunde, die ihm der Ra’zac beigebracht hatte, war nicht die kleinste Narbe zurückgeblieben. Er grinste breit, glücklich darüber, wieder vollständig genesen zu sein, obwohl er es für so unwahrscheinlich gehalten hatte wie eine Kuh, die plötzlich Purzelbäume schlägt.
    Ein schmerzerfülltes Stöhnen ließ ihn zu Albriech und Baldor hinüberschauen. Die Brüder trugen einen Übungskampf mit Lang aus, dem Veteranen vieler Schlachten, der sie die Künste des Krieges lehrte. Selbst im Kampf zwei gegen einen behielt Lang die Oberhand. In einer einzigen fließenden Bewegung hatte er Baldor entwaffnet, ihm mit dem hölzernen Übungsschwert einen Rippenstoß versetzt und danach Albriech so schwer am Bein getroffen, dass der nun mit dem Gesicht im Gras lag. Roran konnte sich vorstellen, wie die beiden sich fühlten. Er hatte davor selbst gegen Lang gekämpft und sich ein Dutzend blaue Flecke eingehandelt. Eigentlich bevorzugte er ja seinen Hammer, aber er war der Meinung, er sollte notfalls auch ein Schwert führen können. Allerdings fand er, dass der Schwertkampf mehr Finesse erforderte, als bei den meisten Kämpfen nötig war: ein kräftiger Hammerschlag auf das Handgelenk eines Schwertträgers, und das Duell war beendet, bevor es richtig begonnen hatte.
    Nach der Schlacht auf den Brennenden Steppen hatte Nasuada Carvahalls Bewohnern angeboten, sich den Varden anzuschließen. Alle hatten das Angebot angenommen. Diejenigen, die abgelehnt hätten, waren bereits in Surda geblieben, als die Dörfler auf dem Weg zu den Brennenden Steppen in Dauth haltgemacht hatten.
    Jeder gesunde Mann hatte eine vernünftige Waffe erhalten und arbeitete nun eifrig daran, den erfahrenen Varden-Kriegern ebenbürtig zu werden. Die Menschen aus dem Palancar-Tal waren ein hartes Leben gewohnt. Ein Schwert zu schwingen, war nicht anstrengender als Holzhacken, und es war um einiges leichter, als in der brütenden Sommerhitze die Felder zu bewirtschaften. Wer ein nützliches Handwerk beherrschte, betrieb es im Dienste der Varden weiterhin, aber in der Freizeit übten sich alle mit Feuereifer im Waffengebrauch. Denn von jedem Mann wurde erwartet, dass er kämpfte, wenn die Schlacht rief.
    Seit seiner Rückkehr vom Helgrind unterzog sich Roran einem rigorosen Training. Den Varden zu helfen, das Imperium und damit auch Galbatorix zu besiegen, war das Beste, was er tun konnte, um Katrina und die Dorfbewohner zu schützen. Er war nicht so arrogant anzunehmen, er könnte in diesem Krieg das Zünglein an der Waage sein, aber er hatte Vertrauen in seine Fähigkeit, die Welt mitzugestalten. Und wenn er sich voll einbrachte, erhöhte das die Aussichten der Varden auf einen Sieg. Aber dazu musste er am Leben bleiben, und das bedeutete, seinen Körper zu stählen, die Werkzeuge und Techniken des Tötens zu beherrschen und möglichst nicht von einem erfahreneren Krieger niedergestreckt zu werden.
    Als er über das Übungsfeld zum Zelt zurückging, das er sich mit Baldor teilte, kam er an einem Grasstreifen vorbei, auf dem ein zwanzig Fuß langer Baumstamm lag. Die Rinde war abgeschält und das Holz glatt poliert von den Tausenden Händen, die es jeden Tag berührten. Roran bückte sich, schob die Hände unter das dickere Ende des Stammes, wuchtete ihn ächzend hoch und stellte ihn senkrecht. Dann stieß er ihn um und wiederholte das Ganze noch zweimal.
    Danach hatte er genug und verließ das Feld, um durch das angrenzende Labyrinth der grauen Zeltplanen zu trotten. Er winkte Loring und Fisk und anderen Bekannten zu, aber auch ein halbes Dutzend Fremden, die ihn erkannten. »Sei gegrüßt,

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