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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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sie seinem Vater und Katrina angetan hatten.
    »Das fragst du mich jeden Tag und meine Antwort ist immer die gleiche: besser. Hab Geduld. Ich erhole mich ja, aber es braucht Zeit... Das beste Heilmittel für mich ist, mit dir zusammen hier in der Sonne zu stehen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut mir das tut.«
    »Ich hab nicht nur das gemeint.«
    Knallrote Flecken erschienen auf Katrinas Wangen. Sie neigte den Kopf nach hinten und ein neckisches Grinsen breitete sich um ihre Lippen herum aus. »Ihr seid ganz schön dreist, mein Herr. Sehr dreist sogar. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit Euch allein sein sollte. Ich fürchte, Ihr könntet Euch gewisse Frechheiten herausnehmen.«
    Ihre temperamentvolle Erwiderung ließ ihn die Sorge um sie vergessen. »Frechheiten, was? Nun, da du mich ja sowieso für einen Schuft hältst, sollte ich vielleicht tatsächlich einige dieser 
Frechheiten
 genießen.« Damit küsste er sie, bis ihre Lippen sich von seinen lösten, er sie aber weiterhin in den Armen hielt.
    »Oh«, sagte sie atemlos. »Du bist gewiss kein Mann, dem man widerspricht, Roran Hammerfaust.«
    »Ganz recht.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf das Zelt hinter ihr. »Weiß Elain Bescheid?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
    »Das würde sie, wenn sie nicht so sehr mit ihrer Schwangerschaft beschäftigt wäre. Ich fürchte, wegen der Beschwernisse eurer Flucht könnte sie das Kind verlieren. Ihr ist ständig schlecht und sie hat immer wieder Schmerzen, die... nun, die sehr unangenehm sind. Gertrude kümmert sich um sie, aber sie kann nicht viel für sie tun. Wie auch immer, je schneller Eragon zurückkehrt, desto besser. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch für mich behalten kann.«
    »Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher.« Dann ließ er sie los und strich sich über das Wams, um die Falten zu glätten. »Wie sehe ich aus?«
    Katrina betrachtete ihn kritisch, befeuchtete sich die Fingerspitzen und strich ihm dann das Haar aus der Stirn. Sie bemerkte den Knoten im Kragenband. »Du solltest besser auf deine Kleidung achtgeben.«
    »Kleidungsstücke haben noch nie versucht, mich umzubringen.«
    »Mag sein, aber die Dinge haben sich verändert. Du bist der Cousin eines Drachenreiters und solltest deiner Stellung entsprechend gekleidet sein. Man erwartet das von dir.«
    Er ließ sie weiter an sich herumzupfen, bis sie mit seinem Erscheinungsbild zufrieden war. Nach einem Abschiedskuss ging er die halbe Meile zum Zentrum des riesigen Varden-Lagers, wo Nasuadas rotes Kommandozelt stand. Darüber flatterte im warmen Ostwind eine Fahne, auf der ein schwarzer Schild und darunter zwei gekreuzte Schwerter prangten.
    Die sechs Nachtfalken vor dem Zelt senkten die Waffen, als Roran auf sie zutrat. Einer der beiden Urgals, ein grobschlächtiger Riese mit gelben Zähnen, herrschte ihn an: »Wer bist du?« Sein Akzent war kaum zu verstehen.
    »Roran Hammerfaust, Sohn von Garrow. Nasuada hat nach mir geschickt.«
    Der Urgal hieb sich mit der Faust auf den Brustpanzer und verkündete: »Roran Hammerfaust wünscht eine Audienz bei Euch, Nachtjägerin.«
    »Lass ihn eintreten«, kam die Antwort von drinnen.
    Die Krieger gaben den Weg frei und bedächtig schritt Roran zwischen ihnen hindurch. Sie beobachteten Roran - und er sie - mit der reservierten Haltung von Männern, die womöglich im nächsten Moment gegeneinander kämpfen mussten.
    Im Zelt erschrak Roran darüber, dass die meisten Möbel zertrümmert oder umgestürzt waren. Lediglich ein Spiegel, der an einer Säule hing, und der große Stuhl, auf dem Nasuada saß, schienen unbeschädigt zu sein. Ohne weiter auf das Durcheinander zu achten, kniete er vor ihr nieder und verneigte sich.
    Nasuada unterschied sich in ihrem Verhalten und ihrem Auftreten so sehr von den Frauen, mit denen Roran aufgewachsen war, dass er nicht wusste, wie er sich benehmen sollte. Sie schien ihm fremdartig und gebieterisch mit ihrem reich bestickten Kleid, den Goldketten im Haar und der dunklen Haut, auf die die Zeltwand einen rötlichen Schimmer warf. Im harten Kontrast zu ihrer Kleidung standen die Leinenverbände an ihren Unterarmen, Zeugnis ihres erstaunlichen Mutes bei der Probe der Langen Messer. Das war eine Seite an ihr, die Roran zu verstehen glaubte, denn auch er brachte jedes Opfer, um jene zu schützen, die ihm wichtig waren. In ihrem Fall handelte es sich um eine Gruppe von mehreren Tausend, während er selbst seiner Familie und den Dorfbewohnern verpflichtet

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