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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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ich Susie dumpf zustimmte und sagte: »Ja, tolle Vorlesung«, war mir schon klar, dass ich es eigentlich nicht so meinte – jedenfalls nicht mehr. Natürlich spricht nichts dagegen, aufs College zu gehen und informative Vorlesungen über Geschichte, Philosophie oder andere Disziplinen zu hören. Doch nach den Erlebnissen, die ich hatte, kamen mir reine Informationen platt, trocken und zweidimensional vor. Ich wusste jetzt, was »höhere Bildung« eigentlich bedeutet, denn sie war mir begegnet: in Form eines kauzigen erleuchteten Automechanikers in einer alten Tankstelle. Durch seine Lehrstunden bekam ich das Gefühl, dass die Kluft zwischen der Welt der Konventionen und dem Transzendenten immer tiefer wurde.
    Die Dunkelheit vor der Morgendämmerung
    »Meinst du nicht, du solltest dafür sorgen, dass es mir besser geht? Ich dachte, das wäre die Aufgabe eines Lehrers.«

    Was in meiner Frage an Socrates zum Ausdruck kommt, ist, dass ich erwartet hatte, etwas dafür zu bekommen, dass ich mich diesem ganzen Theater aussetzte. Ich dachte, es müsste mir besser gehen, dabei fühlte es sich so an, als würde alles nur noch schlimmer. Das Phänomen der »Erstverschlechterung«, also dass etwas schlimmer wird, bevor es sich verbessert, ist ziemlich weit verbreitet, sogar notwendig, und es tritt keineswegs nur auf dem Gebiet der spirituellen Praxis auf. Zu derartigen Gefühlen der Desillusionierung kommt es im Prozess des Fortschritts bei allen anspruchsvolleren Aktivitäten – sei es beim Sport, in der Musik oder auch den Kampfkünsten.
    Als ich anfing, Aikido zu lernen, forderte mich der Übungsleiter, mein Sensei, immer wieder auf, mich zu »entspannen«. Das fand ich total frustrierend, weil ich nämlich durchaus das Gefühl hatte, entspannt zu sein. Doch angesichts der ständigen Ermahnungen meines Lehrers schien ich mich immer mehr zu verkrampfen. Die Anforderungen, die ich an mich stellte, hatten sich ebenso gesteigert wie mein Wissen um das Problem: die Anspannung. Doch je deprimierender und deutlicher mir meine Verkrampftheit wurde, desto näher rückte auch die Möglichkeit, dass ich mich wirklich entspannte. Denn sobald man ein Problem einmal erkannt hat, ist es schnell gelöst.
    Einem Flugzeug vergleichbar, das sich durch eine Wolkenwand in die Lüfte erhebt, geraten wir Menschen in Turbulenzen, wenn wir eine höhere Bewusstseinsstufe erreichen. Wir spüren, was möglich ist, erhöhen die Ansprüche und sehen uns mit größerer Klarheit. Kurz vor Sonnenaufgang ist es immer am dunkelsten – auch in der menschlichen Psyche.
    Entscheidungsfreiheit
    »Ich weiß, wo der Fehler liegt! Bisher war ich überzeugt, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg suchen muss im Leben. Dass keiner ihm sagen kann, wie er leben sollte.«
    Socrates schlug sich vor die Stirn und sah mich entgeistert an. »Welch eine Logik! Ich bin doch ein Teil des Weges, den du dir selbst ausgesucht hast. Oder habe ich dich etwa aus dem Kinderwagen geraubt und hier eingesperrt? Immerhin kannst du jederzeit gehen«, sagte er.
     
     
    Ein kindlicher Anteil von mir wünschte sich einen weisen Lehrer, während der heranwachsende dagegen rebellierte. Hin- und hergerissen zwischen » Vertrauen zu meinem Lehrer« und »Selbstvertrauen« wiederholte ich meine Befürchtung, Socrates könne mir vorschreiben wollen, wie ich leben sollte. Wo doch nur ich wusste, was für mich gut war.
    Da Socrates an diesem Thema keinerlei Interesse hatte, erinnerte er mich daran, dass er mich nicht an einen Stuhl gefesselt hatte: Ich könnte jederzeit gehen. Diese Erkenntnis half mir, das Jammern einzustellen und meinen Widerstand aufzugeben, sodass ich anfangen konnte, die Verantwortung für meine Entscheidungen zu übernehmen. Ich war weder Socrates’ Geisel noch sein Opfer, sondern hatte aus freien Stücken entschieden, mich dieser Erfahrung auszusetzen.
    Wenn wir unser Leben mit einem Film vergleichen, gibt es Zeiten – die manchmal ein ganzes Leben dauern können –, in denen wir uns wie Schauspieler oder Doubles fühlen und aufführen, die bloß darauf warten, dass uns jemand sagt, was wir als Nächstes zu tun haben.
Dann agieren wir nicht, sondern reagieren nur. Ich musste daran erinnert werden, dass wir Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller unseres Films sein und unser ganzes Leben verändern können, indem wir eine tragendere Rolle darin übernehmen.
    Als friedvolle Krieger und reife Erwachsene vertrauen wir auf den Lauf des Lebens und sehen in den Menschen und

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