Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Geist herauszubilden.
Über das erste Buch
Sturm der Veränderung
Wir verändern uns – müssen uns verändern. Dagegen können wir genauso wenig tun wie die Blätter, wenn sie im Herbst gelb werden und abfallen.
D. H. Lawrence
Zu Kapitel eins
Ein Hauch von Magie
Seid keine Magier, seid magisch.
Leonard Cohen
Die Wirklichkeit des Schamanen
»Ja. Der Wind ist umgeschlagen. Dies kündigt einen Wendepunkt in deinem Leben an. Vielleicht weißt du es nicht – und auch ich habe es bis jetzt nicht gewusst –, aber diese Nacht ist ein entscheidender Augenblick für dich. Du bist fortgegangen, aber du bist wiedergekommen. Jetzt weht der Wind für dich aus einer anderen Richtung.«
Er sah mich nachdenklich an. Dann schlenderte er ins Büro zurück, als sei nichts gewesen.
Zu den verschiedenen Rollen, die Socrates einnahm (vom strengen Arbeitgeber bis zum humorvollen Exzentriker), gehörte auch die des Schamanen, der die Schattenreiche bereist, ein Wandersmann in den Tiefen des Unterbewusstseins. (Und gerade in dieser Rolle war
er ganz hervorragend.) Dem Wispern der Natur entlockt der Schamane Bedeutungen und Botschaften, die er an seine Mitmenschen weitergibt. In dieser Eigenschaft legte Socrates großen Wert auf Omina und Zeichen aus der Natur. Das Umschlagen des Windes wies ihn auf die kommenden Veränderungen in meinem Leben hin.
Manche halten dergleichen für puren Aberglauben – für gedankliche Spielereien, Rückfall in eine primitive Kultur. Ich glaube aber, dass die Urvölker uns Heutigen, die wir von den Grundrhythmen, die sich den Körperzellen mitteilen, weitgehend abgeschnitten sind, viel Wertvolles zu sagen haben.
Alle kleinen Kinder sind Schamanen. Aber sie wandeln in Traumlandschaften, die sie nicht verstehen. Menschen, die ihre Intuition intensiv trainiert haben, bedienen sich dagegen bewusst verschiedener Orakel, beispielsweise der Astrologie, Tarotkarten oder Runen, als Mittel der Sammlung. Das Orakel des Schamanen ist die Natur. Sie flüstert ihm ein Geheimnis zu, wenn andere nur den Wind hören.
Veränderungen akzeptieren
»Sei unbesorgt«, wiederholte er. »Denk an den Spruch des Konfuzius: ›Nur der erhabene Weise und der unwissende Narr verändern sich nicht.‹«
Mit diesen Worten legte er mir seine Hände leicht an die Schläfen.
Mit diesem Konfuzius-Zitat wollte Socrates ausdrücken, dass Narren wie Steine sind und Weise wie Wasser. Steine an sich verändern sich nicht; sie können höchstens gebrochen werden oder schleifen sich im Laufe der Zeit ab. Wasser dagegen verändert sich ständig und bleibt sich trotzdem immer gleich. Es passt sich seinem Gefäß vollkommen an. Und selbst wenn sich der Aggregatzustand verändert, wenn es also gefriert oder gasförmig wird, behält Wasser seine wesentliche Natur bei.
Die Weisen unter uns verlieren nie das Gleichgewicht, während sie auf den Wogen des Wandels durchs Leben surfen; sie nehmen selbst die wildesten Flüsse ohne größere Anstrengungen. Sie sind wie das ruhige Auge inmitten eines Hurrikans.
Wer mit seinem Leben unglücklich ist, wünscht sich häufig eine Veränderung der Umstände oder der Menschen um ihn herum. Wenn aber alles gut läuft (oder gar nicht einmal so), sträuben wir uns gegen jegliche Veränderung – vor lauter Angst vor dem Unbekannten. Auch gegen die natürlichen Veränderungen, die mit den Jahren kommen, versuchen wir uns zu wehren. (Von wegen »in Würde altern«! Überhaupt nicht älter werden, das ist es, was wir wollen.) Doch zu den Geschäftsregeln, denen das Leben unterliegt, gehören nun einmal auch Veränderungen.
Ungeachtet aller Hoffnungen, Anstrengungen und Strategien ist Veränderung tatsächlich das Einzige, was konstant bleibt. Denken wir nur an die Passage aus Alice im Wunderland von Lewis Carroll:
» Wer bist du?«, fragte die Raupe.
»I-m Moment, Sir, w-weiß ich es nicht so genau«, antwortete Alice ziemlich scheu. »Heute in der Früh, als
ich aufwachte, wusste ich noch, wer ich war. Aber seither muss ich mich wohl einige Male verändert haben.«
Irgendwann lernen wir alle, dass Veränderungen unvermeidlich sind und dass es weise wäre, flexibel zu sein und sie zu akzeptieren, denn nichts bleibt für immer gleich. Bis dahin wehren wir uns dagegen, und dieser Widerstand erzeugt Stress, Leid und Schmerz.
Doch aus Schmerzen lernen wir auch. Wir alle mussten schon einmal körperlich, emotional und geistig Schmerzen erleiden – und häufig hat uns das Unglück ein
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