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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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empfinden wir Angst und Unbehagen. Am schlimmsten ist es in der Pubertät. Aber welcher größere Übergang ist schon leicht?

    Soc führte mir vor Augen, dass wir Tag für Tag geboren werden und sterben, durch die Leere gehen und am Morgen wieder aufwachen. Jeden Tag bewirken wir etwas, hinterlassen Spuren oder Unerledigtes, um das wir uns dann in der Regel am nächsten kümmern müssen. Vielleicht ist es mit mehreren Leben ja auch nicht anders.
    Konventionell betrachtet ist der Tod sehr real und häufig tragisch – wir verlieren all unsere Freunde und lieben Menschen, und zwar entweder durch deren Tod oder den eigenen. Verlust und Trauer sind ganz natürliche Bestandteile des Lebens. Niemand, der je am Totenbett eines Elternteils oder Freundes gesessen und danach die leere Hülle gesehen hat, kann die Realität des Todes leugnen.
    Wenn Socrates vom Tod sprach, dann von der transzendenten Wirklichkeit dessen, was wir in Wahrheit sind – das Bewusstsein, das hinter und aus Milliarden von Augenpaaren schimmert. So gesehen, ist der Tod nicht mehr als ein Wassertropfen, der sich mit dem Ozean verbindet – kein welterschütterndes Ereignis.
    Auf unserem Planeten sterben in diesem Moment Millionen von Lebewesen oder werden geboren, darunter auch Menschen. Eine Kreatur frisst die andere, alles in einem dynamischen Spiel des Wandels, alles ganz natürlich.
    Manche sehen im Leben die Chance, sich auf einen guten Tod vorzubereiten – das Bewusstsein so zu schärfen, dass der Übergang bewusst erfolgen kann. Ich freue mich auf meinen Tod, weil ich dann herausfinden werde, was als Nächstes kommt, falls überhaupt etwas. In der Zwischenzeit aber versuche ich so lange und erfüllt zu leben wie ich kann, denn jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, zu lernen, zu lehren, zu dienen.

    In der Hauptsache kommt es darauf an, vor dem Tod wahrhaftig zu leben und seinen Beitrag zu leisten. Socrates hat das Leben in seiner ganzen Fülle ausgekostet und war es zufrieden, als seine Zeit gekommen war. Wie sagen doch die Ureinwohner Amerikas so gern: »Heute ist ein guter Tag zum Sterben.«
    Aber auch zum Leben.

Zu Kapitel fünf: Der Weg in die Berge
    Das Wissen um den Pfad ist kein Ersatz dafür, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    M.C. Richards
    Antworten aus dem Inneren
    »Du wirst die Antwort auf deine Fragen selbst finden müssen. Am besten fang gleich damit an. Geh hinaus, hinter die Tankstelle. An der Mauer des Hofes liegt ein großer flacher Stein. Setz dich dorthin und bleib sitzen, bis du mir etwas Wesentliches zu sagen weißt.«
     
     
    Mit der Aufforderung, die Antworten auf meine Fragen selbst zu finden, gab mir Socrates den Anstoß, meine Psyche und mein Leben ins Gleichgewicht zu bringen. Bevor ich ihm begegnete, hatte ich wie die meisten Menschen im Westen im Sinne einer an Vordergründigkeiten orientierten, technologischen, informationsverschlingenden, alle Antworten im Außen suchenden Konsumgesellschaft
gelebt. Socrates regte mich nun an, auf mein inneres Wissen zu vertrauen und etwas von Wert in mir selbst zu suchen. Nachplappern von Dingen, die ich irgendwo gelesen oder gehört hatte, ließ er mir nicht durchgehen; als Student war ich darin ziemlich gut.
    Soc forderte mich auf, die grenzenlose Intelligenz zu achten und anzuzapfen, zu der wir alle Zugang haben, sofern wir Augen und Ohren aufmachen und vertrauen. Aber nur die wenigsten von uns verlassen sich auf ihre innere Verbundenheit mit dem, was C.G. Jung das kollektive Unbewusste nannte. Soc wartete, dass ich diesen gewaltigen inneren Quell entdeckte.
    Praktisch ausgedrückt: Wenn wir Golfspielen oder auch irgendetwas anderes lernen wollen, kann es von großem Nutzen sein, bei einem erfahrenen Coach oder Lehrer zu trainieren. Klug wäre es jedoch, das innere Wissen, den moralischen Kompass – den Funken der göttlichen Intelligenz, der ein wertvoller Schatz ist – nie von irgendwelchen äußeren Anweisungen überschatten zu lassen.
    Damit ich mich nicht allzu sehr auf ihn verließ, bestand Socrates darauf, dass ich die Antwort auf meine Fragen selbst fand. Er ermutigte mich, an die Quelle der Führung zu gehen, die im Herzen jedes Menschen sprudelt, dort, wo sein höheres Selbst spricht.
    Etwas Wesentliches
    Welche Bedeutung, so fragte ich mich, immer noch auf meinem Stein balancierend, mochte dieser kleine Zwischenfall haben? Und auf einmal wusste ich, dass ich Socrates etwas Wesentliches zu sagen hatte.

    Ich lief ins Büro hinüber, beugte mich vor Eifer

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