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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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über den Schreibtisch und platzte heraus: »Es gibt keine alltäglichen Momente.«
     
     
    Leser des Pfades des friedvollen Kriegers erinnern sich vielleicht, dass ich lange auf dem Stein saß, bis ich schließlich etwas »Wesentliches« zu sagen hatte. Vieler Stunden angestrengter Betrachtung und etlicher Fehlstarts hatte es bedurft, bevor ich dann mit einer echten Einsicht aufwarten konnte – der Erkenntnis, dass es »keine alltäglichen Momente« gibt.
    Wenn man diesen Satz einfach so liest, besteht die Gefahr, dass er auch zu einer Sprechblase, einer Affirmation, einem Klischee wird. »Ja, klar«, denkt man vielleicht. »Weiß ich doch. Hab ich schon mal gehört.« Doch wenn wir uns den Inhalt dieses Satzes wirklich zu Herzen nehmen, verändert sich unser ganzes Leben. Dann fangen wir an, der Welt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
    Man erinnert sich nicht an bestimmte Tage, sondern immer nur an einzelne Momente. Das ganze Leben besteht aus einer Reihe von Augenblicken. Und völlig unabhängig von allen Überzeugungen oder Glaubensvorstellungen bleibt es bei der universellen Wahrheit, dass die Qualität dieser einzelnen Momente unsere gesamte Lebensqualität bestimmt.
    Socrates führte mir vor Augen, dass Sportler trainieren, Autoren das Schreiben und Musiker auf ihrem Instrument üben – friedvolle Krieger aber üben sich in allem. Die meisten Menschen haben jedoch längst mit dem Üben aufgehört und machen nur noch die Bewegungsabläufe – Zähneputzen, Abendbrot vorbereiten
und alle möglichen anderen Dinge, die wir schon Hunderte von Malen getan haben, ohne richtig darauf achten. Etwas zu üben aber impliziert die feste Absicht, seine Leistungen zu steigern und sich zu verbessern. So widmen wir uns also jeden Moment des Tages der Aufgabe, geschmeidiger zu gehen, runder zu atmen und überhaupt alles zu üben, was wir sonst einfach nur getan hätten. Das Üben öffnet uns für die Gegenwart des Augenblicks und macht aus jedem Moment einen außergewöhnlichen.
    Fragen wir uns tagsüber also ruhig immer mal wieder: »Tue ich das jetzt einfach nur, oder übe ich mich darin?«
    Eine Frage der Perspektive
    »Du musst schon mehr bringen als das Normale, Alltägliche oder Vernünftige. Das Reich der Krieger liegt jenseits des Durchschnitts. Und das wolltest du doch – über den Durchschnitt hinauswachsen, oder? Du wolltest überdurchschnittlich sein im Reich des Durchschnitts – jetzt hast du die Chance, guter Durchschnitt zu werden im Reich des Überdurchschnittlichen. «
     
     
    Noch einmal gefragt: Erwartet uns denn nun tatsächlich ein »Reich der Krieger«? Ja, ganz bestimmt – allerdings nur metaphorisch gesprochen. Das Reich des Kriegers befindet sich mitten in unserer Welt, mitten in diesem Moment. Um den Pfad des friedvollen Kriegers entdecken zu können, müssen wir nicht aus unserem Körper
heraustreten oder in eine andere Dimension vordringen. Während wir einen Fuß vor den anderen setzen, erscheint der Pfad – Schritt für Schritt.
    Socrates betonte gern, und da kann ich mich ihm nur anschließen, dass wir uns als friedvolle Krieger immer in der Ausbildung befinden – auch jetzt, da wir uns mit der condition humaine herumschlagen und uns im Alltag mit all seinen Stolpersteinen bezüglich Beziehungen, Gesundheit, Arbeit und Finanzen weiterentwickeln.
    Als Starturner im College war ich der Hecht im Karpfenteich. Als ich dann aber einen neuen Referenzrahmen betrat, in dem höhere Standards herrschten und größere Anforderungen gestellt wurden, wurde ich schnell auf Normalmaß zurechtgestutzt, musste mein Streben nach Überlegenheit aufgeben und akzeptieren, dass ich auch nur ein Mensch bin.
    Als Kind ging es mir so, dass ich mich unter den älteren, größeren Jungs ganz klein und unbedarft fühlte, aber stark und weise, wenn ich mit jüngeren Freunden zusammen war. Selbst damals schon musste ich begreifen, dass es immer jemanden gab, der etwas besser (oder auch schlechter) konnte als ich, und dass es keinerlei Sinn hatte, sich mit anderen vergleichen zu wollen.
    Da wir letzten Endes alle ein Leib und eine Seele sind, ist jedes Gefühl von Über- oder Unterlegenheit Illusion. Soll sich der Arm vielleicht mit dem Bein vergleichen? Das Hirn sich dem Herzen überlegen fühlen?
    Es gibt keine Überlegenen, keine Unterlegenen – nur uns alle, gemeinsam. Dass ich mich so für diese Perspektive stark mache, würde Socrates bestimmt gut gefallen.
    Die Knochenmassage
    »Du bewegst dich recht

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