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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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also beides mit ein. Joseph, ihr und ich, wir alle haben Verluste und Enttäuschungen erlitten und überstanden, dabei Trauer und andere Emotionen empfunden, die wie Wunden alle mit der Zeit heilen. Manche Wunden hinterlassen Narben und Erinnerungen. Auch das gehört zum menschlichen Leben, zum Pfad des friedvollen Kriegers.
    Die Frage der Gewohnheiten
    »Habe ich eigentlich mal erwähnt, dass es gar keine schlechten Gewohnheiten gibt?«
    »Nein, hast du nicht. Und auf dein Geheiß habe ich mein Bestes getan, meine schlechten Gewohnheiten zu ändern.«
    »Das war nur, um deinen Willen zu stärken und um deine Instinkte aufzufrischen. Sicher, jede Gewohnheit, das heißt, jede unbewusste, zwanghafte, ständig wiederkehrende Handlung ist negativ. Die Handlung als solche aber wie Rauchen, Trinken, Drogennehmen, Süßigkeitenschlecken ist zweierlei; sie ist gut und schlecht. Alles hat seinen Preis und sein Vergnügen. Du musst beide Seiten sehen und abwägen, ob du die Verantwortung für dein Tun übernehmen kannst. Nur dann kannst du dich wie ein Krieger frei entscheiden: Du kannst es tun – oder auch lassen.

    Ein chinesisches Sprichwort sagt: ›Wenn du sitzt, dann sitze. Wenn du stehst, dann steh. Was du auch tust – niemals schwanken!‹ Also, wenn du deine freie Entscheidung getroffen hast, dann steh dafür ein und schwanke nicht. Mach’s nicht wie ein Prediger, der ans Gebet dachte, wenn er Liebe machte mit seiner Frau, und beim Beten ans Liebemachen dachte.
    (…)
    Mir ist egal, ob ich deinen neuen Idealmaßstäben entspreche oder nicht – jedenfalls sollst du wissen, dass ich mich voll und ganz in der Hand habe. Ich kenne keine Zwänge. Ich habe keine Gewohnheiten. Alle meine Handlungen sind bewusst, zielgerichtet und in sich vollkommen.«
     
     
    Socrates argumentierte manchmal in die eine Richtung, dann machte er eine Kehrtwendung und sprach sich für das exakte Gegenteil aus. Genau wie der sagenumwobene Sufi-Weise Mulla Nasrudin, der sich eines Tages einer Menschenmenge näherte, die sich um zwei Männer gebildet hatte, die entgegengesetzte Auffassungen vertraten. »Beruhigt euch!«, sagte Nasrudin. »Worum geht es denn eigentlich?« Daraufhin stellte der eine der beiden Kampfhähne seine Sicht der Dinge dar. »Du hast recht«, sagte Nasrudin am Ende kurz.
    »Aber du hast dir ja noch gar nicht angehört, was ich zu sagen habe«, beschwerte sich der andere.
    Nasrudin ließ es sich erzählen und antwortete schließlich mit derselben Sicherheit: »Du hast recht!«
    »Moment mal«, sagte einer der Herumstehenden. »Sie können doch aber nicht beide recht haben.«
    Nasrudin kratzte sich am Kopf und sagte: »Du hast recht.«

    Ein jeder hat recht, wenn man die Sache von seinem Standpunkt aus betrachtet oder sie von verschiedenen Seiten beleuchtet.
    Es gab einmal einen spirituellen Lehrer, der darauf bestand, dass sich eingefleischte Allesfresser strikt vegetarisch ernährten, während er die strikten Vegetarier zum Angeln mitnahm und darauf bestand, dass sie die Fische, die sie gefangen hatten, auch verzehrten. Mit seinen Worten und Verhaltensweisen demonstrierte mir Socrates, dass ein gutes Leben nicht auf strengen Regeln und Formeln beruht; vielmehr hat es etwas mit Geschmeidigkeit und Kraft zu tun, wenn wir unsere Neigungen und sogenannten Zwänge überwinden.
    Zunächst motivierte mich Socrates zu einer disziplinierten, reinigenden Diät und Lebensweise. Auf vielerlei Gebiet verordnete er mit äußerste Selbstbeherrschung, damit ich von meiner gewohnten Zügellosigkeit abließ. Als ich mich dann aber zu höchster puritanischer Inbrunst emporgeschwungen hatte, sagte er: »Du mit deiner Disziplin, pass bloß auf! Wenn du allzu selbstgerecht wirst, bringt dich der damit verbundene Stress um.« Also brachte er mich dazu, etwas lockerer zu werden.
    Socrates’ Lehren beruhten nicht auf Kategorien wie richtig und falsch, sondern auf der Geschäftsregel, dass jede Handlung Folgen hat. Er übernahm die volle Verantwortung für das Vergnügen, aber auch für die Konsequenzen. Er machte deutlich, dass Süchte – also das zwanghafte Bedürfnis, bestimmte Verhaltensweisen ständig zu wiederholen – überwunden werden müssen. Eine Zigarette hin und wieder oder auch mal ein Bierchen war für ihn kein Problem. Er kam Wochen oder Monate ohne Zigarette aus, dann zündete er sich eine
an und genoss sie, daraufhin rauchte er wieder tage-, wochen- oder monatelang gar nicht.
    An einem aber ließ Socrates auch keinen Zweifel:

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