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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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zu werden. In der Türöffnung drehte sie den Kopf und schaute den Dorfvorsitzenden an, der sie immer noch anstarrte. Mit den Lippen formte er lautlos drei Wörter, aber Caroline konnte sie nicht deuten. Fragend zog sie die Augenbrauen hoch, aber bevor er die drei Wörter noch einmal sagen konnte, zerrte Martin sie aus der Tür.

36
    Etwas Kaltes berührte ihre Lippen.
    Sally öffnete die Augen, hob den Kopf und schluckte das Wasser, das in ihren Mund gefüllt wurde.
    Sie sah ihre Mutter vor der Matte hockend. Ihre Augen glänzten. Sie hatte ein staubiges, schwarzes Tuch um den Kopf gewickelt. Der Tragegurt, der über den krummen Schultern hing, war aus dem gleichen Stoff gefertigt. Die kleine Schwester darin schrie.
    Der Tisch an der Türöffnung knackte. Sally sah hinüber. Dort saß David. Abwesend fummelte er an der Tasche seiner Shorts herum.
    Draußen tuschelte eine Gruppe von Menschen miteinander. Die Wörter flossen in Sallys Kopf zusammen.
    Sie wünschte, sie würden ihres Weges gehen. Alle zusammen.
    Die Mutter hob den Krug wieder hoch, aber Sally drehte den Kopf zur Wand. Das Baby schrie immer noch.
    Jetzt schluchzte auch ihre Mutter.
    Sally schloss die Augen.

37
    Caroline folgte Martin wütend von dem Haus des Dorfvorsitzenden bis zum Auto. Er war, verdammt noch mal, unverschämt, sie in dieser Weise aus der Tür zu ziehen. So als würde er über sie bestimmen.
    Martin schloss das Auto auf und setzte sich schnell auf den Fahrersitz. Selbstverständlich hatte sie ihn gebeten mitzukommen und musste respektieren, dass er das tat,was er für richtig hielt. Aber es gab weiß Gott Grenzen!
    Verbissen ging sie zur Beifahrerseite hinüber.
    Die Reifen hinterließen Spuren im Kies, und um das Auto herum stieg Staub auf und verursachte eine hellbraune Wolke hinter ihnen, als sie vom Straßenrand auf den asphaltierten Weg fuhren.
    Sie fuhren schnell, schneller, als es Caroline lieb war. Als ein entgegenkommendes Auto vorbeikam, konnte sie den Luftdruck spüren. Sie holten einen ramponierten Jeep ein, der in hohem Tempo von der einen zur anderen Seite der Straße schlingerte. Der Fahrer des Jeeps bemerkte sie anscheinend nicht, denn er wechselte ständig die Straßenseite, um den Löchern auszuweichen, obwohl sie direkt hinter ihm waren.
    Martin fuhr in die Mitte der Straße, und als sich der Jeep auf der linken Fahrbahn befand, trat er aufs Gaspedal. Als sich die beiden Autos nebeneinander befanden, zog der Jeep schnell wieder nach rechts, direkt auf ihr Auto zu. Caroline stieß einen Schrei aus und streckte die Arme nach vorn, um den Aufprall abzufangen, zu dem es kommen würde, wenn die Autos kollidierten.
    Aber im nächsten Augenblick war ein Zischen zu hören, und sie hatten den Jeep überholt.
    Caroline schnappte nach Luft.
    » Zum Teufel! «
    Martin sagte nichts, atmete schwer.
    Als sie wieder Luft bekam, schaute sie ihn verstohlen an. Er starrte durch die Frontscheibe. Die Augen waren von einer dunklen Sonnenbrille verdeckt. Hinter dem Brillengestell konnte sie kleine Fältchen in der hellen Haut an den Augenwinkeln ausmachen, da Martin die Augen zusammenkniff.
    An seinem linken Mundwinkel bemerkte sie ein Zucken. Es sah aus, als würde er lächeln. Langsam fuhr er mit einer Hand über das zurückgegelte Haar, als ob er sichergehen wollte, dass es saß. Aus dem Radio dröhnte Metallicas Enter Sandman, die schweren Trommeln brachten die Lautsprecher zum Vibrieren. Caroline legte die Stirn in Falten, die Trommeln bereiteten ihr Kopfschmerzen. Martin drehte die Musik lauter.
    Als das Lied zu Ende war, übernahmen Queen mit Bohemian Rhapsody, und Martin drehte die Musik leiser. Schweigend fuhren sie weiter.
    Das Zucken war noch da, war stärker geworden.
    » Stimmt etwas nicht? « , fragte Caroline, nachdem sie lange gefahren waren, ohne etwas zu sagen, und ihre Irritation allmählich nachließ.
    » Nein .«
    Sie fuhren auf der staubigen Straße weiter. Schweigend.
    Plötzlich bog Martin von der Landstraße auf einen kleinen Nebenweg ab. Er war nicht asphaltiert, und Caroline hörte den Schotter unter den Reifen knirschen. Sie schaute sich um. Dort war keine Tankstelle, kein Kiosk, kein Mensch. Nur öde Landschaft.
    » Was machen wir? «
    Martin antwortete nicht.
    » Was machen wir, warum biegen wir hier ab? «
    » Es dauert nur eine Minute .«
    » Ja, aber was machen wir hier? « , drängelte sie.
    » Ich muss mal, okay? Und ich möchte nicht auf der großen Straße von einem betrunkenen Autofahrer überrollt

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