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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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deutlich zu hören.
    Martin reagierte nicht. Sie passierten die dritte Abfahrt, ohne dass er Anstalten machte abzubiegen. Da wusste sie mit Sicherheit, dass sie zu weit gefahren waren und sich auf dem Weg zu einem anderen Ort als ihrem Hotel befanden.
    In ihr wuchs die Panik, und sie merkte, wie die Tränen ihr in die Augen traten.
    » Martin, ich will jetzt aussteigen .«
    Sie sah ihn an, konnte aber hinter den schwarzen Brillengläsern keine Reaktion ausmachen.
    » Martin, hörst du, was ich sage?! Ich will aussteigen! «
    Aber Martin fuhr weiter in Richtung Süden.
    Er manövrierte das Auto zwischen den übrigen Wagen hindurch, als wären sie zweidimensionale Konkurrenten in einem Videospiel, und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, sobald auch nur fünfzig Meter der Straße vor ihnen frei waren.
    Ein heftiger Ruck warf Caroline nach rechts, und sie blieb nur deshalb auf dem Sitz, weil der Sicherheitsgurt sie festhielt. Als sie es geschafft hatte, sich wieder aufzurichten, entdeckte sie, dass Martin die Mombasa Road verlassen hatte und nach links auf eine neue Straße abgebogen war. Sie mussten jetzt im südlichen Teil Nairobis sein, auf dem Weg Richtung Osten. Sie versuchte, sich zu orientieren, und schaffte es, auf einem Straßenschild » Eastleigh « zu lesen, bevor sie daran vorbeirasten. Waren sie auf dem Weg dorthin? Martin hatte bei einer ihrer Touren von Eastleigh gesprochen– einem Ghetto für eingewanderte Somalier mit hoher Kriminalitätsrate.
    » Martin « , versuchte sie es wieder, » Martin, sag mir, wo wir hinfahren! «
    » Wie müssen nur an einen Ort, an dem wir in Ruhe miteinander reden können .«
    Caroline sah ihn an. Sie starrte auf ein versteinertes Gesicht.
    Einen Augenblick lang hoffte sie, aus dem Albtraum aufzuwachen, in dem sie sich befand. Aber sie wusste, das hier war Wirklichkeit und dass es in ihrer eigenen Verantwortung lag zu entkommen.
    Er würde sie nicht gehen lassen.
    Weiter vorn war eine Ampelkreuzung. Als sie kurz vor der Ampel waren, wechselte sie von Grün auf Gelb. Martin war gezwungen zu bremsen, und Caroline erkannte ihre Chance. Die einzige Möglichkeit, die sie bekommen würde.
    Sie befanden sich auf der Außenspur, und es gab zwei Spuren auf der Innenseite, auf denen die Autos fuhren. Langsam legte sie die rechte Hand auf die Schnalle des Sicherheitsgurtes. Die Ampel wechselte auf Rot, kurz bevor sie die Kreuzung erreichten, und Martin trat kräftig auf die Bremse. Die Reifen quietschten. Als das Auto stand, öffnete Caroline den Sicherheitsgurt, während sie mit der linken Hand die Autotür aufstieß.
    Der Fahrer des Autos, das auf der mittleren Fahrspur angefahren kam, drückte auf die Hupe, als sie heraussprang, schaffte es aber zu bremsen, ohne sie anzufahren. Schützend hielt Caroline eine Hand hoch und rannte über die beiden inneren Fahrspuren. Als sie den Randstreifen erreichte, hörte sie hinter sich eine Autotür knallen, gefolgt von dem Geräusch mehrerer Autos, die stark abbremsten, und sie wusste, Martin war hinter ihr her.
    Entlang des Randstreifens erstreckte sich ein großer, flacher Platz. Das erste Stück des Platzes war von rissigem, grauem Beton bedeckt, und danach folgte Schotter. Caroline lief, so schnell sie nur konnte, über den offenen Platz. Ein Stück weiter weg stand ein alter Traktor, und am Ende des Platzes erstreckte sich eine Anhöhe. Ansonsten war der Platz leer.
    Hinter sich konnte sie Martins Schritte hören. Auch er hatte jetzt die Stelle erreicht, und seine Schritte näherten sich schnell. Caroline versuchte, sich daran zu erinnern, was sie damals, als sie gelaufen war, getan hatte, um zu gewinnen. Es galt, einen Punkt am Horizont zu finden und sich darauf zu fokussieren. Sie entschied sich für die Kuppe der Anhöhe. Das Einzige, was zählte, war, zuerst dort oben hinzukommen. Sie konzentrierte sich auf ihr Ziel und lief los.
    Sie hörte, wie das Geräusch der Schritte hinter ihr leiser wurde. Zentimeter für Zentimeter zog sie davon.
    Als sie sich der Anhöhe am Ende des Schotterplatzes näherte, stieg ein übler Geruch auf. Am Fuß der großen Erhebung erkannte sie, warum.
    Der Berg vor ihr bestand nicht aus Schotter, sondern aus alten Verpackungen, toten Tieren und Plastiktüten mit etwas, das Menschenkacke sein konnte. Es war eine Müllkippe.
    Sie zögerte eine Sekunde, hörte dann aber, wie sich Martins Schritte von hinten näherten. Sie lief weiter nach oben.
    Es war schwierig, auf dem Abfall festen Fuß zu fassen.

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