Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
verstehe… «
» Mein Sohn « , brach es laut aus dem Dorfvorsitzenden heraus. » Mein eigener Sohn .«
» Ähm… was ist mit Ihrem Sohn? «
» Mein Sohn, Theodor, sitzt jetzt im Gefängnis von Nairobi .«
» Was hat er getan? «
» Mein Sohn war es! « , schrie er. » Mein eigenes Fleisch und Blut, der sie umgebracht hat! Ich habe einen Mörder großgezogen! «
Caroline starrte den Dorfvorsitzenden an.
» Sie?… Mama Lucy? «
Der Dorfvorsitzende nickte. Im gleichen Moment trat Martin ein, ging direkt auf den weinenden Kenianer zu und streckte die Hand aus.
» Vielleicht können wir helfen. Ich heiße Martin und arbeite ebenso wie Caroline für Dana Oil « , sagte er auf Englisch. Anschließend folgte ein schneller Satz auf Swahili, den Caroline nicht verstand. Der Blick des Dorfvorsitzenden wechselte zwischen ihr und Martin hin und her, er war augenscheinlich verwirrt über Martins plötzliches Auftauchen.
» Wie Caroline gesagt hat, wollen wir sehr gern helfen, und wenn es irgendetwas gibt, das wir tun können, müssen Sie es sagen. Wir müssen einander doch helfen .«
Er legte seine sonnengebräunte Hand auf die Schulter des Kenianers. Der Dorfvorsitzende schüttelte den Kopf.
» Nein… nein… ich glaube, es gibt nichts, was ihr tun könnt .«
Einen Augenblick lang war es still. Dann räusperte sichCaroline. Sie war gezwungen, es hinter sich zu bringen.
» Ich bin gekommen, um Sie etwas zu fragen, und ich möchte Sie bitten, gut zu überlegen, bevor Sie antworten. Wenn Sie uns helfen, können wir, wie Martin sagte, auch Ihnen helfen .«
Beide Männer schauten Caroline an. Sie räusperte sich. Jetzt war es so weit.
» Hat Katari Besuch von einem Mann gehabt, der für Dana Oil arbeitet? « Sie sah John Hansens vor Schweiß glänzendes Gesicht vor sich.
Die beiden Männer starrten sie an, beide schweigend. Der Blick des Dorfvorsitzenden begann wieder zu flackern. Caroline wartete, sah aber ein, dass keine Antwort kommen würde. Es war Zeit, alles auf eine Karte zu setzen.
» Habt ihr « , fragte sie und machte einen Schritt nach vorn, » habt ihr Besuch von einem weißen Mann gehabt, der an kleinen Mädchen interessiert ist? «
Sie trat so nah an den Dorfvorsitzenden heran, dass zwischen ihren Nasen nur noch eine Handbreit Platz war. Sie waren gleich groß und starrten einander in die Augen, bis er wegschaute. Eines seiner Augen zuckte.
» Nein, Madam, nein, das hatten wir nicht « , sagte er.
» Ich glaube, das hattet ihr. « Sie erhöhte den Druck. Die Angst davor, dass der Dorfvorsitzende es war, der ihr nach dem Leben trachtete, war wie weggeblasen von der Wut, die in ihr brodelte.
Er schaute ihr mit einem intensiven Blick in die Augen, sagte aber nichts. Martin ließ den Kenianer los und legte stattdessen die Hand auf Carolines Schulter.
» Caroline, wir müssen dem glauben, was er sagt. Das hier ist sehr unhöflich .«
Aber dieses Mal hatte Caroline kein Interesse an Höflichkeit. Sie konnten ihr alle zusammen den Buckel herunterrutschen mit ihrem Respekt vor kulturellen Unterschieden und ihren schlechten Entschuldigungen dafür, nicht ehrlich zu antworten.
» Ich glaube, Sie sagen nicht die Wahrheit. Ich glaube, Sie verheimlichen etwas, weil Sie Angst haben .«
Der Dorfvorsitzende schaute sie weiterhin starr an.
» Junge Mädchen werden missbraucht! « , schrie sie ihm ins Gesicht. » Ganz junge Mädchen, Kinder, leiden, weil weder Sie noch einer der anderen, die ich getroffen habe, ehrlich auf einfache Fragen antworten! «
Im gleichen Moment packte Martin sie am Handgelenk.
» Caroline, jetzt hörst du auf! «
Caroline schwieg, blieb stehen und starrte dem Dorfvorsitzenden in die Augen. Er starrte zurück.
» Wir müssen jetzt gehen, Caroline. « Martin zog an ihrem Arm, aber sie riss sich los.
» Lass mich los « , zischte sie, ohne die Augen von dem Kenianer abzuwenden. Aber Martin packte wieder zu, dieses Mal fester.
» Du führst dich auf wie eine Wahnsinnige. Der Vorsitzende hat gesagt, dass niemand hier war. Du kannst dir nicht erlauben, das zu bezweifeln. « Martin war jetzt zornig.
Caroline starrte den Dorfvorsitzenden böse an. Er senkte den Kopf, hielt aber den Augenkontakt. Der Blick war hart, und die Zuckungen bei dem einen Auge waren stärker geworden. Aber plötzlich bemerkte Caroline etwas anderes in seinem Blick. Es war, als würde er versuchen, ihr etwas zu sagen.
Martin zog fester, und sie musste ihm mit schnellen Schritten folgen, um nicht umgerissen
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