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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Caroline rutschte aus und musste die Hände zu Hilfe nehmen, um nicht zu fallen. Eine der Plastiktüten ging kaputt, und als sie sich wieder aufrichtete, war ihre Hand voll dünner, klebriger und körniger Scheiße.
    Ein Blick über die Schulter bestätigte ihr, dass auch Martin auf dem Weg den Berg hinauf war. Sie lief weiter in Richtung Kuppe.
    Auf halbem Weg nach oben passierte es.
    Sie merkte es bereits, bevor sie fiel.
    Der rechte Knöchel, der Knöchel, der seinerzeit ihre Sportlerkarriere beendet hatte, gab nach, und sie fiel mit dem Kopf voraus in den Abfall. Sie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, schaffte es aber nicht, bevor sich Martin über sie werfen konnte. Alle Luft wurde aus ihrem Körper gepresst. Martin griff nach ihrem Handgelenk.
    » Das war dumm, Caroline, das war sehr dumm « , keuchte er.
    Sie rang nach Luft.
    » Lass mich los « , zischte sie, während sie darum kämpfte, ihre Arme aus Martins Griff zu befreien. Aber er war stark, stärker als sie, und drückte noch fester zu, während sein Körper sie auf den Abfall presste. Seine eine Hand packte sie am Nacken und drückte ihr Gesicht auf einen harten Gegenstand.
    Er atmete schwer.
    » Du hast geglaubt, du könntest davonlaufen, was? Du hast geglaubt, du hast das Ganze im Griff und könntest dich auf meine Kosten profilieren. Aber so etwas läuft nicht mit mir! «
    Sie versuchte zu antworten, aber Martin presste ihr Gesicht fester gegen den Plastikkanister, auf dem sie lag. Die Kante des Kanisters schnitt sich in ihre Wange. Sie stöhnte.
    » Warum hast du es nicht einfach unterlassen können, dorthin zu fahren? Ich habe dich doch, verdammt noch mal, darum gebeten, es zu lassen. Aber du musst deine Nase unbedingt in Dinge stecken, die dich nichts angehen. Miststück! «
    Er presste ihren Körper in den Müll, und der Gestank von Kacke war überwältigend. Caroline sammelte alle Kräfte, die sie hatte, und riss den Kopf nach hinten, um ihm mit dem Hinterkopf einen Stoß zu versetzen. Aber Martin drehte seinen Kopf rechtzeitig weg.
    » Du kleine Milbe « , zischte er und packte auch mit der anderen Hand Carolines Kopf.
    Caroline biss mit aller Kraft in seinen Unterarm. Es war zwar nicht fest genug, damit Martin seinen Griff löste, aber er war für einen kurzen Moment abgelenkt.
    Sie stieß sich ab, Martin rutschte zur Seite, und Caroline trat mit ihrem linken Bein nach hinten und nach oben. Er stieß einen Schrei aus, als ihr Fuß ihn zwischen den Beinen traf. Der Griff um ihr Handgelenk löste sich, und sie schwang ihren linken Ellenbogen gegen Martins Schläfe.
    Caroline riss sich los, kam auf die Beine und kämpfte sich die Anhöhe hinauf. Als sie endlich die Kuppe erreicht hatte, schaute sie sich verzweifelt um.
    Vor ihr erstreckte sich, so weit das Auge reichte, ein graues Gebiet. Sie starrte in die Dämmerung und sah, dass an einzelnen Stellen Licht zu erkennen war.
    Es verging ein Augenblick, bevor sie verstand, dass die graue Fläche unter ihr aus Tausenden von kleinen Blechdächern bestand. Dächer auf schiefen, baufälligen Hütten, die dicht nebeneinanderstanden. Es war fast unmöglich, zwischen den Häusern Wege auszumachen.
    Erschrocken starrte Caroline auf die Hütten.
    Ein Slum, so weit das Auge reichte.
    Hinter sich konnte sie etwas hören. Martin war auf die Beine gekommen. Schnell wählte sie einen neuen Fokus– eine der ersten Hütten– und stürzte sich den Abfallberg hinunter. Schmerz schoss durch den rechten Knöchel und verminderte ihr Tempo. Nach wenigen Sekunden hörte sie die Schritte hinter sich und Martins heisere Stimme.
    » Du entkommst mir nicht .«
    Caroline konzentrierte sich auf die Hütte. Vielleicht war sie dort in Sicherheit.
    Als sie sich näherte, sah sie, dass die Hütte verlassen war. Die eine Seite war zur Hälfte niedergebrannt, und die Hütte öffnete sich wie ein großer, schwarzer Mund. Sie bog scharf nach rechts auf den kleinen Pfad vor der Hütte ein. Die schweren Schritte dröhnten hinter ihr, und sie wusste, sie durfte keinen Fehler machen; sie konnte es sich nicht leisten, den falschen Weg zu wählen oder wieder umzudrehen, denn dann würde Martin sie einholen. Sie schaute über die Schulter zurück. Zwischen ihnen lagen fünfzig Meter.
    Der Pfad war schmal, knapp einen Meter breit. Von beiden Seiten lehnten sich baufällige Hütten drohend über den Weg und verschluckten das bisschen Licht, das vom Tag übrig war. Die Erde fühlte sich unter ihren Füßen wie hart gestampfter Lehm

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