Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Anhöhe zum Platz vor dem Hilton-Silo hinauffuhren, fühlte sich Caroline plötzlich unwohl. Sie hatte keine Lust, dort hineinzugehen. Sie wusste, es gab nichts mehr, wovor sie Angst haben musste. Martin lag im Krankenhaus. Es war unmöglich, dass er dort drinnen wartete. Trotzdem hatte sie keine Lust.
» Wollen Sie mit reinkommen? « , fragte sie Stanley.
» Nein danke, Madam .«
Sie zögerte einen Augenblick.
» Bitte? «
Er sah sie kurz an, nickte dann und öffnete die Autotür.
» Natürlich .«
Sie gingen über den gemusterten Steinboden zu dem langen Empfangstresen. Der Rezeptionist schaute den großen, dunklen Mann und die übel zugerichtete, weiße Frau prüfend an und reichte Caroline ohne ein Wort die Schlüsselkarte, um die sie gebeten hatte. Ihre eigene lag in der Tasche, die sie in Martins Auto zurückgelassen hatte.
Sie gingen zum Fahrstuhl und traten hinein. Als die Türen sich gerade schließen wollten, stellte eine Frau mittleren Alters ihren Fuß in den Spalt, und die Tür öffnete sich wieder.
» Komm jetzt, George « , rief sie über die Schulter.
» Ich bin auf dem Weg, Bobby « , antwortete eine träge Stimme, die offensichtlich George gehörte. Engländer, dem Dialekt nach zu urteilen. Bobby lächelte Stanley entschuldigend an.
» Es tut mir leid, er ist immer so langs… «
Sie verstummte mitten im Satz, als sie Caroline ins Gesicht sah.
» Gütiger Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?! «
Caroline tauschte einen Blick mit Stanley, bevor sie die Frau ansah. Dann schüttelte sie den Kopf.
» Es ist nichts, nur ein Unfall .«
Die Frau öffnete den Mund, schloss ihn aber schnell wieder. Sie schaute von Caroline zu Stanley und trat hinter ihren Mann. In der zwanzigsten Etage stiegen Caroline und Stanley aus. Auf dem Flur vor Carolines Zimmer standen zwei gepolsterte Stühle aus geschnitztem Holz. Stanley stellte sich neben einen der Stühle.
» Ich warte hier auf Sie .«
» Sie können gern mit reinkommen « , sagte sie und steckte die Schlüsselkarte in die Tür, aber Stanley schaute nach unten auf den dicken Teppich.
» Nein danke .«
» Okay, ich beeile mich .«
» Das brauchen Sie nicht .«
Caroline ging in das Hotelzimmer. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloss, sie stand einen Augenblick lang da und schaute in den Raum. Die Obstschale auf dem kleinen Beistelltisch war aufgefüllt worden, und die gelbe Bettdecke lag glatt über dem Bett.
Auf der Bettdecke entdeckte sie einen flachen, langen Gegenstand mit einem kurzen Griff. Caroline ging hin und hob ihn hoch. Sie setzte sich auf die Bettkante und wog ihn in der Hand. Dann legte sie ihn in den Koffer.
Sie ging ins Badezimmer, um ihren Kulturbeutel zu holen, und in dem unerbittlichen Spiegel des Badezimmers sah sie, was Bobby und George im Fahrstuhl gesehen hatten. Es hing ein Spiegel im Flur von John Hansen, aber sie hatte sich beeilt, daran vorbeizukommen, und im Fahrstuhl hatte sie den Blick bewusst von dem Spiegel abgewandt.
Erstmals seit dem gestrigen Tag schaute sie sich selbst an.
Die linke Wange war voll mit Schrammen und Abschürfungen, die sich von der Schläfe bis zum Kinn hinunter erstreckten. Es sah aus, als sei eine Katze auf ihrem Gesicht Amok gelaufen. Der Wangenknochen war von einem großen blauen Fleck bedeckt, der entstanden sein musste, als Martin ihren Kopf auf den Plastikkanister gedrückt hatte. Die Haare sahen aus, als hätte sie sie mit verbundenen Augen toupiert, und das T-Shirt schlackerte wie ein unförmiger Sack um ihren dünnen Körper. Die Ränder unter den Augen waren dunkel gewesen, als sie in Kenia angekommen war, aber jetzt waren sie fast violettblau.
Sie streifte das T-Shirt ab und legte es auf das Waschbecken. Der Brustkorb war eine einzige große Hautabschürfung, und am Rand des BH s entdeckte sie ein blaues Mal. Sie hakte den BH auf und ließ ihn auf den Fliesenboden fallen. Ihre ganze linke Brust war von einem großen, unförmigen blau-gelben Fleck bedeckt. Sie berührte ihn, zog ihre Finger aber schnell wieder zurück.
Dann warf sie den Rest der Kleider auf den Boden, stülpte eine Plastiktüte über den Verband der Hand und drehte die Dusche auf.
Der kalte Strahl traf sie hart ins Gesicht.
Sie schloss die Augen und stand steif da, während das eiskalte Wasser über ihren Körper lief. Auf den Armen und Beinen bildete sich Gänsehaut, und ihre Brustwarzen zogen sich zu kleinen, harten Knospen zusammen. Sie fing an zu zittern, zwang sich aber dazu, stehen zu bleiben.
Als
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