Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
besann sich und drückte auf einen Knopf, das Tor glitt zur Seite.
» Ach was! « Er klopfte an die Seite des Autos, als sie durch das Tor rollten.
Stanley fuhr vor das mittlere der großen Reihenhäuser und schaltete den Motor aus.
» Soll ich Sie hineinbegleiten, Madam? «
Caroline schüttelte den Kopf.
John Hansen war nicht einer der Menschen, nach denen sie sich sehnte, aber sie war gezwungen, all das, was in der letzten Woche passiert war, abzuschließen. Was auch immer sie von ihm halten mochte, er war der Chef hier in Kenia, und sie konnte nicht nach Hause fliegen, ohne mit ihm gesprochen zu haben.
Sie stieg aus dem Auto aus und ging die wenigen Schritte zur Haustür. Sie atmete tief ein und drückte auf die Klingel. Einen Augenblick später erklangen auf der anderen Seite der Tür schwere, schleppende Schritte. Eine Kette rasselte, ein Schloss klickte, und John Hansens draller Körper tauchte in der Türöffnung auf. Die Haare standen ihm vom Kopf ab, und seiner zerknitterten Kleidung nach zu urteilen, hatte er geschlafen. Er sah sie mit seinen kleinen Schweinsäuglein an.
» Guten Tag .«
» Guten Tag .«
» Wollen Sie hereinkommen? «
» Das ist wohl das Beste .«
Caroline trat in den Flur und folgte John Hansen durch das Haus. Es war spärlich möbliert. Im Wohnzimmer standen ein Flachbildschirmfernseher, ein schwarzes Ledersofa und ein großer Wohnzimmertisch aus Glas. In einer Ecke waren Zeitungen gestapelt, und in der entgegengesetzten Ecke stand ein gut ausgestatteter Barschrank aus dunklem Mahagoniholz. Müde wies John Hansen mit den Armen in Richtung der dunklen Couch.
» Sie sind sicher nicht der Typ, der einen Drink braucht? «
Caroline nickte. Wenn sie jemals an einem Sonntagvormittag den Wunsch nach einem Drink gehabt hatte, dann war es heute.
» Doch, danke, Gin Tonic, wenn Sie haben .«
Er sah sie überrascht an und schenkte ein, ein Drittel Gin und zwei Drittel Tonic. Er reichte Caroline das eine Glas, und sie gingen durch die Glastür des Wohnzimmers nach draußen. Auf der Terrasse stand nur ein Stuhl.
» Ich hole eben noch einen. « John Hansen gestikulierte in Richtung des Gartenstuhls und verschwand im Wohnzimmer.
Caroline setzte sich auf den Stuhl mit der hohen Rückenlehne, der mit einem dicken, blauen Kissen gepolstert war. Sie schaute über die grüne Rasenfläche und die gepflegten Blumenbeete und stellte fest, dass der kleine Garten überraschend schön war. John Hansen kam mit einem halb vollen Glas in der einen Hand und einem weißen Küchenstuhl in der anderen zurück. Er stellte den Stuhl auf den Boden und ließ sich schwer darauffallen.
» Prost. « Er erhob das Glas.
» Prost .«
Sie tranken und saßen einen Moment lang schweigendda.
» Ich muss wissen, was vorgefallen ist « , sagte John Hansen nach einer Weile. » Sie kommen hierher, in dieser Verfassung. « Er blickte Caroline ins Gesicht. » Und mein Stellvertreter liegt im Krankenhaus und schwebt zwischen Leben und Tod. So etwas gehört nicht zum Alltag, nicht einmal in Kenia .«
Caroline nickte. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Drink, dann atmete sie tief durch und begann zu erzählen.
Davon, wie Martin Dana Oil die Genehmigung gesichert hatte, in Block 12 A nach Öl zu bohren, indem er Charles Kariuki versprochen hatte, dass sein HeimatdorfKatari alle Vorteile erhalten würde. Davon, wie Martin nach und nach den Dorfvorsitzenden von Katariunter Druck gesetzt hatte, ihm eines der Mädchen des Dorfes zu geben, und wie der Dorfvorsitzende späterseinen Männern befohlen hatte, Mädchen in Asabo zu holen, weil er es nicht auf sich nehmen konnte, dass Martin den Mädchen aus Katari etwas antun würde.
Sie erzählte auch von dem Essen mit Charles Kariuki, der versucht hatte zu verbergen, dass er Katari kannte, von den Treffen mit dem Dorfvorsitzenden von Katari und dem Ältesten von Asabo und von dem Besuch beim Sohn des Dorfvorsitzenden im Gefängnis. Sie endete mit einer kurz gefassten Beschreibung ihrer und Martins Jagd durch den Slum. Das Einzige, was sie ausließ, war die Sache im Hotelzimmer.
Als sie fertig war, saßen sie lange schweigend da.
Auf dem Grundstück des Nachbarn konnte sie zwei Kinder spielen hören– einen Jungen und ein Mädchen.
» Martin war mein einziger Freund in Kenia « , sagte John Hansen schließlich.
Caroline sah ihn an.
Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Drink.
Als sie das Glas abstellte, vibrierte ihre rechte Hosentasche.
Verwirrt schaute sie nach
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