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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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gestern den ganzen Tag über nichts von ihm gehört. Aber heute Morgen hatte er dann angerufen. Mit der Neuigkeit.
    John Hansen hatte sich gemeldet. Er hatte Markvart die ganze Geschichte erzählt, all das, was in den vergangenen Tagen in Kenia passiert war, und die Nachricht überbracht, dass Martin tot war, innerlich verblutet. Die Schläfe, die sie mit den Scherben einer zerschlagenen Lampe durchbohrt hatte.
    » Das muss ein schreckliches Erlebnis für dich gewesen sein, Caroline « , hatte Markvart wieder und wieder gesagt. » Ganz entsetzlich .«
    Sie sollte sich die Zeit nehmen, die sie brauchte, um zu sich zu kommen. Und wenn es etwas gab, das er tun konnte, was auch immer… Caroline hatte sich bedankt. Das Einzige, was sie brauchte, war Ruhe. Selbstverständlich, sie solle sich nur ausruhen und sich erholen, dann würden sie später reden.
    Sie drehte sich auf die andere Seite, konnte aber nicht wieder einschlafen. Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf.
    Sie dachte an die Dörfer Asabo und Katari. An die Menschen, die sie dort getroffen hatte. An ihren Zorn und ihre Armut. Daran, wie sehr die Jagd von Dana Oil nach Öl das Leben in den beiden kleinen Dörfern verändert hatte; für die Einwohner Kataris zum Besseren und für die Asabos zum Schlechteren.
    Sie wusste gut, es war so, wie es war. Wenn westliche Unternehmen wegen der kostbaren Naturressourcen in ein Entwicklungsland einfielen, zerrte das an der Balance in dem Land. Aber eine Sache war es, darüber in einem Artikel in The Economist zu lesen, eine andere, es mit den eigenen Augen zu sehen, es zu riechen und zu spüren.
    Das war eine Nacht, in der Caroline in verwirrende Träume hineinglitt, ohne zu wissen, wann sie wach war und wann sie schlief.
    Als sie am nächsten Vormittag aufwachte, knurrte ihr Magen so laut, dass es unmöglich war, ihn länger zu ignorieren. Sie war gezwungen, sich hinaus in die wirkliche Welt zu begeben.
    Sie blinzelte, als sie aus der Haustür trat. Sie hielt einer jungen Frau mit Kinderwagen die Tür auf und ging dann die Landemærket in Richtung Købmagergade hinunter. Bei Rundetårn bog sie nach rechts ab und ging über den Kultorvet zur Købmagergade.
    Sie schob die Tür zum Lagekagehuset auf und zog eine Nummer, während sie die Auslage anstarrte: Zimthörnchen, Erdbeerkuchen und Muffins. Ganz rechts lag ein Berg Bananenmuffins. Sie dachte an Sally. Ob ihr Traum von einem Bananasplit wohl irgendwann in Erfüllung gehen würde?
    » Nummer einundsiebzig « , rief die junge Frau hinter dem Tresen, und Caroline schaute auf den kleinen, weißen Papierfetzen, den sie in der Hand hielt.
    » Ich habe Nummer siebzig. « Sie trat an den Tresen heran.
    » Die haben wir eben aufgerufen, aber es hat niemand geantwortet .«
    » Ich habe es nicht gehört .«
    » Wir haben mehrfach gerufen .«
    » Entschuldigung, aber ich habe es nicht gehört .«
    » Sie sind dann als Nächstes dran . «
    Caroline bestellte ein Ciabatta-Brot und eine Packung Riberhus-Käse.
    » Darf es noch etwas anderes sein? «
    » Nein, danke. Doch, einen Schokoladenmuffin .«
    » Das macht neunzig Kronen .«
    Sie schob ihre Kreditkarte in das Lesegerät.
    Mit vollem Magen war sie bereit zur Konfrontation mit der Welt draußen. Sie holte ihren Laptop, schaltete ihn ein und bereitete sich auf die vielen Mails vor, die von den Kollegen gekommen sein würden. Einige, um zu fragen, ob sie okay war, andere, um zu hören, was in aller Welt nur da unten in Kenia passiert war.
    Drei Mails trafen ein. Sie wartete. Es kamen keine weiteren.
    Die erste war von Jens; er wollte nur willkommen zu Hause sagen, da sie endlich nach Hause gekommen war. Mehr stand nicht dort, sodass er die Geschichte wohl noch nicht gehört hatte.
    Die zweite war von ihrer Mutter. Sie wollte Caroline an den Abschiedsempfang ihres Vaters am Freitag erinnern und mitteilen, dass sie sich freuten, sie zu sehen. Und wenn sich Caroline im Rahmen des Empfangs ein bisschen Christian annehmen könnte, würde das eine große Hilfe sein. Caroline nickte. Christian war in der Tat der Einzige, den zu sehen sie sich freute.
    Die letzte Mail war von Markvart. Es war die Einladung zu einer Sitzung für morgen, wieder ohne irgendeine Tagesordnung. Sie konnte sehen, dass Allan Steenberg auch zu der Sitzung geladen war. Sie mussten das hier sehr ernst nehmen. Es war bestimmt nicht Brauch, Direktionsmitglieder bei Sitzungen dabeizuhaben. Tatsächlich war sie nie bei einer Sitzung gewesen, bei der es nur drei Teilnehmer

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