Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

sie das Wasser abdrehte, war die Haut an ihrer Hand runzelig. Sie trocknete sich ab, zog saubere Sachen an und packte den Kulturbeutel in den Koffer. Dann zögerte sie und zog ihn wieder heraus.
    Als sie auf den Flur hinaustrat, stand Stanley noch immer neben dem gut gepolsterten Stuhl. Caroline streckte ihm eine volle Plastiktüte entgegen.
    » Das T-Shirt ist dort drinnen, und ich habe gedacht, dass Sie alles andere Ihren Töchtern geben können. Also, die Sachen werden ihnen jetzt noch nicht passen, aber vielleicht irgendwann, wenn sie sie haben möchten… «
    Stanley nahm die Tüte, öffnete sie und schaute auf das T-Shirt, zwei zusammengelegte Hosenanzüge, zwei weiße Blusen und ein Glätteisen.
    » Und dann habe ich auch gedacht, ob… ob Sie das hier vielleicht der Frau geben würden, die in der Hütte wohnt, in der die Männer Martin gefunden haben? « Caroline reichte Stanley zögernd ein Bündel Geldscheine. Er nickte, steckte das Geld in die Tasche, und ohne ein weiteres Wort gingen sie nach unten zum Auto.
    Während sie auf die breite Straße fuhren, dachte Caroline darüber nach, wie viel sich in der letzten Woche verändert hatte. Die Vögel mit den schädelähnlichen Köpfen wachten immer noch in den Kronen der Bäume entlang der Straße, aber dieses Mal ekelte sie sich nicht vor ihnen. Sie hatte Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres.
    Nach einer halben Stunde wuchs am Horizont ein flaches, graues, halbmondförmiges Gebäude empor. Stanley bog auf die lange Einfahrt zum Flughafen ein und suchte einen Parkplatz. Als er den Motor ausgeschaltet hatte, saßen die beiden einen Augenblick lang still da. Dann stieg er aus und hob Carolines Koffer aus dem Kofferraum. Sie öffnete die Tür und trat zu ihm hinter das Auto.
    » Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Tausend Dank für alles– auch Ihrer Familie .«
    Stanley lächelte verlegen, sagte aber nichts.
    » Wir werden wohl noch voneinander hören « , fügte Caroline hinzu. » Es gibt ja quasi noch etwas, das noch nicht richtig abgeschlossen ist . «
    Er nickte. Sie zögerten beide. Es war Zeit, auf Wiedersehen zu sagen, aber sie wusste nicht, wie. Wie war die richtige Verabschiedung von einem Chauffeur, der ihr das Leben gerettet hatte? Sie streckte die Hand aus, und als Stanley sie nahm, beugte sie sich zu ihm vor. Ihre Oberkörper stießen zusammen, und sie klopften einander auf den Rücken, bevor sie sich beide schnell wieder aufrichteten.
    » Also dann, auf Wiedersehen– und danke .«
    » Auf Wiedersehen, Madam Caroline. Eine sichere Reise .«
    » Danke .«
    Sie nahm ihren Koffer und humpelte durch die Tür des Flughafengebäudes, hinein in die farbenfrohe Menschenmenge, die sie verschlang.

44
    Die Lehrerin nahm einen Stapel Papier von dem Pult und begann, in der Klasse herumzugehen. Sie reichte jedem der kleineren Schüler auf dem Fußboden einen Bogen und ging weiter nach hinten in die Klasse zu den älteren Schülern. Hier legte sie drei Bögen auf jedes Pult– einen für jeden der Schüler, die sich das Pult teilten.
    Sally saß außen, und als die Lehrerin vorbeigegangen war, stieß ihr Makena mit dem Ellenbogen in die Seite.
    » Gib sie weiter .«
    » Was? « Sally sah die Freundin verwirrt an. Dann entdeckte sie die weißen Papierbögen, die die Lehrerin hingelegt hatte, und schob sie weiter.
    » Du brauchst doch auch einen .«
    Die Freundin schaute Sally verwundert an und schob einen Bogen zurück.
    » Ach ja .«
    » Haben alle einen Bogen mit Fragen bekommen? « , fragte die Lehrerin.
    Die Schüler nickten.
    » Gut. Wie ihr wisst, ist das hier eure Englischprüfung. Und wie ich euch auch erzählt habe, gilt es, auf so viele Fragen wie möglich richtig zu antworten. « Die Schüler nickten wieder.
    » Gut, wenn alle bereit sind, möchte ich noch sagen: viel Glück. Bitte fangt an! «
    Makena und die anderen Schüler in der Klasse nahmen ihre Bleistifte und beugten sich über den Prüfungsbogen. Nachdem sie die Fragen gelesen hatten, begannen sie, die Finger um die kurzen Bleistifte gekrümmt, auf die Bögen zu schreiben.
    Sally saß eine Weile da und sah ihren Klassenkameraden zu, schließlich schaute sie auf ihren Bogen hinab und las die Fragen. Die meisten handelten von dem Buch mit Peter und dem Schnee.
    Sie hatte es geschafft, das Buch fertig zu lesen. Das wusste sie mit Sicherheit, weil sie sich daran erinnerte, wie sie das Buch mit einem extra lauten Knall zugeklappt hatte, nachdem sie die letzte Seite gelesen hatte. Dennoch war