Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

zog sie durch die Tür und umarmte sie.
    » Oh, gleichfalls. « Caroline befreite sich ungeschickt aus der Umarmung ihres Chefs, und im gleichen Moment klopfte Allan Steenberg ihr auf die Schulter.
    » Willkommen zu Hause, Caroline. Wir sind unglaublich froh darüber, dich wieder zu Hause zu haben. « Er nahm ihre Hand und schüttelte sie. Caroline strengte sich trotz der Schmerzen in der Schulter an, den dunkelhaarigen Mann anzulächeln. Er war wie eine zehn Jahre ältere Ausgabe von Markvart. Die gleiche tadellose Kleidung, die gleiche perfekte, breite Kieferpartie und das gleiche gewinnende Lächeln. Fast gleich groß. Die Furchen in seinem Gesicht waren allerdings tiefer, und das Haar war einen Ton grauer.
    » Ja, danke… « Sie war zu nah an den inneren Kreisen der Macht aufgewachsen, um in Gesellschaft wichtiger Männer die Sprache zu verlieren, aber auf diese Begrüßung war sie nicht vorbereitet gewesen.
    » Wollen wir uns setzen? « Der Direktor wies mit der Hand in Richtung des großen, ovalen Sitzungstisches, der mit Tassen und Tellern für drei Personen gedeckt war. In der Mitte des glänzenden Tisches standen eine große Obstplatte, eine silberfarbene Alfi-Kanne sowie drei Flaschen Wasser.
    Daneben lag ein großer, weißer Umschlag.
    Steenberg und Markvart setzten sich und ließen den Platz neben dem Umschlag für Caroline frei. Sie zog den Stuhl zurück und setzte sich langsam hin.
    » Lass mich zuerst ein paar Worte im Namen der Leitung sagen « , begann Steenberg, während er Caroline bedeutete, sie solle sich bedienen. » Das, was du durchgemacht hast, sollte kein Mitarbeiter von Dana Oil erleben. Das ist ein schreckliches Erlebnis, was wir zutiefst bedauern, und wir haben alle Verständnis dafür, wenn du Zeit brauchst, wieder auf die Beine zu kommen .«
    Caroline nickte. Ein schreckliches Erlebnis war die Untertreibung des Jahres.
    » Wenn es irgendetwas gibt, das wir tun können, damit du mit heiler Haut durchkommst, musst du es unbedingt sagen. Halte dich nicht zurück. Wir haben sowohl Psychologen als auch andere Krisenberater, die wir dir sehr gern zur Verfügung stellen .«
    Sie nickte wieder und blickte verstohlen auf den Umschlag. Steenberg fuhr fort:
    » Wie ich auch zu Lars gesagt habe « – er schielte zu Markvart–, » soll Dana Oil kein Unternehmen sein, in dem sich die Mitarbeiter im Stich gelassen fühlen, wenn sie in Berührung mit… unerfreulichen Erlebnissen kommen. Das möchten wir dir gern versprechen .«
    » Danke .«
    Er fuhr damit fort, über die Politik des Unternehmens gegenüber Mitarbeitern in der Krise zu sprechen. Als er einige Minuten geredet hatte, hielt er inne.
    » Aber wir haben dich heute ja aus einem anderen Grund hierhergebeten .«
    Caroline nickte.
    » Neben dir liegt ein Umschlag. « Markvart übernahm, und sie schauten alle drei auf das weiße Viereck neben ihrer Kaffeetasse.
    » Wie du weißt, steht dem Unternehmen eine große Umstrukturierung bevor, die bedeutet, dass intern einige in andere Abteilungen wechseln werden und einige bedauerlicherweise das Unternehmen verlassen müssen. Das ist etwas, über das wir sehr traurig sind, aber es geht leider nicht anders .«
    Sie nickte wieder. Jetzt kam das Urteil.
    » Und der Grund dafür, dass wir dich heute hierhergebeten haben, ist, dass wir dich gern als neue Teamleiterin von Corporate Social Responsibility & Communications haben möchten .«
    Caroline schaute verblüfft auf.
    » Du wirst das Bindeglied zwischen mir und den Mitarbeitern, die derzeit deine Kollegen sind. Der Vertrag steckt in dem Umschlag .«
    » Was? « , brachte sie stammelnd hervor. » Jens’ Vertrag? «
    » Das ist die Stelle, die Jens bis jetzt innehatte, ja .«
    » Aber was ist dann mit ihm? « Sie schaute von Markvart zu Steenberg und wieder zurück zu Markvart.
    » Es wird, wie gesagt, zu großen Umstrukturierungen im Unternehmen kommen, und in der neuen Organisation wird kein Platz für alle Mitarbeiter sein .«
    » Dann wird Jens gekündigt? «
    » Eine Veränderung der Organisation wird immer Konsequenzen nach sich ziehen, die natürlich unangenehm sind .«
    » Aber… « Es fiel ihr schwer zu glauben, was sie hörte. Jens war eine der sicheren Karten in der neuen Organisation, davon war sie überzeugt gewesen. Er war kompetent und hatte bereits viele Jahre in dem Unternehmen gearbeitet. Womit, in aller Welt, hatte sie es verdient, diesen Platz zu übernehmen?
    » Der Vertrag steckt, wie gesagt, in dem Umschlag. Und als Neuerung