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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Tieren sprechen konnte, die er hütete. Die Tiere erzählten dem Jungen Geschichten von all den Orten, die sie gesehen hatten, und der Junge erzählte den Tieren davon, wie es war, ein Mensch zu sein und in einer Stadt zu wohnen.
    Als sie fünf Seiten gelesen hatte, rief die Mutter aus der Hütte nach ihr.
    » Sally, du musst jetzt damit anfangen, Brei zu kochen .«
    » Aber David ist noch nicht nach Hause gekommen. Wir haben kein Brennholz .«
    » Dann musst du losgehen und welches borgen .«
    Sally biss sich auf die Lippe. Sie hatte wirklich keine Lust, die Frauen um Brennholz zu bitten, weil sie an deren müden Augen sehen konnte, dass sie am liebsten ablehnen würden, wenn sie fragte.
    » Kann ich nicht einfach schnell in den Krater laufen? «
    » Darüber haben wir gesprochen, Sally. Das will ich nicht « , sagte die Mutter. Sally seufzte. Wäre sie doch nur ein Junge. Sie schaute in das Buch und merkte sich die Seite, bis zu der sie gekommen war. Dann stand sie auf und legte das Buch zurück auf den kleinen Tisch neben der Türöffnung.
    Hinter der Hütte lag der große, geflochtene Korb. Sie hob ihn mit beiden Händen hoch, befestigte den Trageriemen an der Stirn und ging, den knarrenden Korb auf dem Rücken, los.
    Als sie ein Stück von der Hütte weg war, schaute sie sich um. Sie dachte nach. Vielleicht konnte sie es trotzdem tun. Schnell zu dem Krater laufen, ein paar Zweige sammeln, nur genug für heute, und dann wieder zurückrennen. Wenn sie sich beeilte, musste das nicht länger dauern, als es brauchen würde, in den verschiedenen Hütten nachzufragen. Und wenn sich die Mutter wundern würde, dass sie zu lange weg war, konnte sie einfach sagen, dass sie einer der anderen Frauen helfen musste, um Brennholz zu bekommen. Das würde sie verstehen.
    Sally schaute sich wieder um. Von hier aus konnte die Mutter sie nicht sehen, also begann sie zu laufen. Mit ausgetretenen, braunen Sandalen an den Füßen sprang sie über die staubige Erde. Der Korb schlug ihr im Takt mit ihren Schritten gegen den Rücken. Schnell hatte sie das Dorf hinter sich gelassen. Niemand war zu sehen, nur der Krater am Horizont und die staubige Landstraße, die parallel zu dem Weg verlief, dem sie folgte. Es waren auch keine Autos auf der Straße.
    Sally lief weiter in Richtung Krater.

7
    Sie hatten vereinbart, dass Stanley sie um neun Uhr abholen sollte. Caroline schaute irritiert auf die leuchtende Rolex-Uhr. Es war fast zehn Minuten nach neun. Pünktlichkeit war wohl das Mindeste, was man von einem Fahrer erwarten konnte.
    Sie hatte ihn nach dem Treffen gestern mit John Hansen angerufen und ihn gebeten, sie heute nach Asabo zu fahren. Stanley hatte erwähnt, er wolle das mit seinem Chef abstimmen, das pflegte er zu tun, wenn er für andere fuhr, aber Caroline hatte gesagt, das habe sie geklärt. Es gab keinen Grund, die Dinge beschwerlicher als unbedingt notwendig zu machen.
    Elf Minuten später fuhr Stanley vor dem Hotel vor. Ohne ein Wort der Entschuldigung.
    Caroline setzte sich auf den Beifahrersitz in dem staubigen Land Cruiser und schwieg ebenfalls. Sie fuhren aufeine der mehrspurigen Umgehungsstraßen der Stadt. Gut vier Stunden Fahrt in Richtung Norden lagen vor ihnen.
    In der Mitte der Stadt passierten sie ein großes grünes Gebiet. Caroline sah auf die Schilder. Uhuru Park. Sie war sich sicher, den Namen schon gehört zu haben, und erinnerte sich, dass es dieser Park war, in dem in Verbindung mit der Wahl 2007 Proteste stattgefunden hatten. In den Nachrichten waren Bilder von den Konfliktengezeigt worden, und sie konnte sich erinnern, dass sie sich gewundert hatte. Kenia war in Afrika ein Musterland, und dann gingen die Menschen plötzlich mit großen Messern aufeinander los. Wegen einiger Stimmzettel.
    Sie fuhren an dem Park vorbei.
    An einer Kreuzung drängte sich eine Frau, die am Straßenrand entlanglief, am Auto vorüber. Sie war groß und schlank und balancierte einen großen, braunen Krug auf dem Kopf. Die Arme hingen am Körper nach unten. Die Frau schien den Krug nicht zu bemerken.
    Der einzige Wortwechsel im Auto war ein please, no, madam von Stanley, als Caroline das Fenster aufmachte, um frische Luft in das stickige Auto zu lassen. Sofort kam ihr in den Sinn, dass sie gelesen hatte, man solle die Autofenster immer geschlossen halten, wenn man durch die Stadt fuhr, um sich vor Dieben zu schützen, die ihre Hände durch die geöffneten Fenster steckten und Halsketten, Taschen oder was sie erreichen konnten,

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