Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
Vom Netzwerk:
politischer Korrektheit war. Die Firma wollte modern wirken, und da musste man eine Frau in der Direktion haben. Aber die Wut und die Verbitterung drohten ihn aufzufressen, und letzten Endes hatte er etwas getan, was er nie zuvor gemacht hatte. Er war zu dem Direktor gegangen, dem er unterstellt war, und hatte ihn gefragt, warum die Wahl nicht auf ihn gefallen war. Was hatte Birgitte Halvorsen, das er nicht hatte?
    Der Direktor hatte ihn gebeten, sich zu setzen.
    » Birgitte kann Menschen mitreißen .«
    Birgitte, nun waren sie offensichtlich beim Vornamen.
    Der Direktor hatte hinzugefügt:
    » Sie kann Menschen motivieren und sie dazu bewegen, einen zusätzlichen Einsatz zu leisten. Diese Eigenschaft können wir auf höchster Ebene gebrauchen .«
    » Aber ich kann Menschen auch dazu bringen, etwas zu tun « , hatte John Hansen protestiert.
    » Du motivierst Menschen nicht in der Weise, wie es Birgitte tut « , hatte der Direktor geantwortet.
    » Das tue ich wohl. Ich habe mich nach all den Jahren, die ich dieser Firma gewidmet habe, wohl um diese Beförderung verdient gemacht. Ich habe Dana Oil mein Leben gewidmet, und zwar nicht nur, weil ich während meiner Karriere keine anderen Angebote bekommen habe .«
    Der Direktor hatte über seine Antwort nachgedacht, bevor er sie formuliert hatte.
    » John, ich kann es ebenso gut sagen, wie es ist: Wir sind nicht der Ansicht, dass du das hast, was man als Leiter auf Spitzenniveau benötigt. Das wird niemals passieren .«
    Das wird niemals passieren.
    Dieser Satz hatte tagelang in seinem Kopf widergehallt. Wochenlang. Monatelang. Noch immer.
    Seit diesem Donnerstag waren die Dinge bergab gegangen– bei der Arbeit und im Privaten. Kristin, die er über eine Kontaktanzeige in Den Blå Avis getroffen hatte und mit der er drei Jahre lang zusammen gewesen war, hatte ihn verlassen. Die erste Frau, zu der er jemals eine richtige Beziehung gehabt hatte. Er hatte tatsächlich begonnen zu glauben, dass es etwas werden könnte– sie wirkte, als könne sie ihn aufrichtig gut leiden. Aber selbstverständlich ging es in die Brüche.
    Sie hatte alle möglichen Entschuldigungen vorgebracht, warum die Beziehung für sie nicht richtig war; seine Bitterkeit sauge all ihre Energie auf. Aber John Hansen wusste, um was es sich wirklich drehte: Sie hatte darauf gesetzt, dass er befördert werden würde, sodass sie sich Direktorenfrau nennen konnte. Wie alle anderen Weiber hielt sie nur nach dem Mann mit dem schönsten Titel und dem dicksten Geldbeutel Ausschau. Dem Pfau mit den größten Federn.
    Auch bei der Arbeit war der Alltag immer unerträglicher geworden. Keiner der Kollegen hatte es direkt gesagt, selbstverständlich nicht, aber er war sich sicher, dass sie sich hinter seinem Rücken freuten, dass er nicht befördert worden war.
    Als ihm die Leitung den Posten in Kenia angeboten hatte, hatte er zugesagt. Sie wollten ihn anscheinend außer Landes haben, und auch er selbst sah keinen Grund, in Dänemark zu bleiben. Im Ausland würde er wenigstens die Chance haben, einen großen Ölfund zu machen, die Kasse des Unternehmens zu füllen und damit die Anerkennung zu bekommen, die er rechtmäßig verdient hatte.
    Nach einem soliden Schritt nach unten auf der Karriereleiter saß er nun in Nairobi. Seine letzte Chance.
    Er wusste gut, dass er in Kenia auf einem Rückzugsposten platziert worden war. Auf dem afrikanischen Kontinent war Ostafrika nicht der Ort, an dem man als Ölmann stationiert wurde. Afrikas Ölmekka lag im Westen– in der afrikanischen Achselhöhle, wie die Bucht an der Elfenbeinküste genannt wurde. Hier wartete das Öl im nigerianischen Delta, in der Tiefe vor Angolas Küste und, wie man jetzt wusste, vor den Ländern an der Küste zwischen den beiden großen westafrikanischen Ölnationen.
    Im Vergleich mit Westafrika war Ostafrika ein nobody, was die Erdölgewinnung betraf. Aber das war nur eine Frage der Zeit.
    Wenn Kenia, Ostafrikas stolzer großer Bruder, ein großes Öl produzierendes Land geworden und Dana Oil unter den ersten internationalen Unternehmen gewesen war, die das schwarze Gold fließen sahen, dann konnten sie es begreifen, alle diejenigen, die ihn über die Jahre hinweg verhöhnt hatten. Wenn John Hansen erst an der Spitze des ostafrikanischen Ölbooms stand, würde sich das Blatt wenden!
    Auch deshalb sollte sich Fräulein Kayserfresse fernhalten. Er kannte diesen Typ. Sie würde glauben, Kenia bedeute Karen Blixen und kleine süße Löwen, und wenn man nur

Weitere Kostenlose Bücher