Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
Caroline reagieren konnte, hielt er ihr begeistert ein langes Messer unter die Nase.
» Ein echtes Panga! Viele glauben, Panga sei nur Swahili für eine Machete, aber in Wirklichkeit ist das eine ganz andere Art von Messer. Echt kenianisch. Wäre es nicht toll, so eines mit nach Hause zu nehmen? «
Sie starrte das Messer mit der langen Klinge an, das der Mann ihr hinhielt.
War es so eines, mit dem Mama Lucy der Hals durchschnitten worden war?
» Ich muss… « , begann Caroline und trat einen Schritt zurück. Die Übelkeit presste sich durch ihre Kehle nach oben.
» Normalerweise ist dieses Messer hier sehr teuer, aber weil du meine Freundin aus Dänemark bist, kann ich dir einen richtig guten Preis machen « , unterbrach der Mann sie, legte das Messer auf den Tisch und nahm den Taschenrechner aus der Gesäßtasche seiner zerschlissenen Jeans.
Er tippte, löschte, was er geschrieben hatte, und tippte erneut.
» Ich kann es dir für viertausend Schilling verkaufen. Aber das ist sehr billig, daran verdiene ich selbst nichts, daher musst du mir versprechen, niemandem zu erzählen, wie billig du es bekommen hast. « Der Verkäufer sprach mit gequälter Stimme und trat ganz nah an Caroline heran.
Sie zog einen 5000 -Schilling-Schein aus der Tasche, warf ihn auf den Tisch vor ihnen, riss das Messer an sich und lief, so schnell sie konnte, aus dem Laden.
» Ich muss nur etwas Wechselgeld finden « , rief ihr der Verkäufer hinterher, aber Caroline blieb nicht stehen. Dreihundert Kronen waren ein geringer Preis, um von dort wegzukommen.
Mit dem Panga in der einen Hand und dem Wasser in der anderen lief sie zum Auto. Stanley saß auf dem Vordersitz des staubigen Fahrzeuges und Daniel hinten.
Sie setzte sich ins Auto und knallte die Tür zu.
Während draußen die Landschaft vorbeirauschte, sah Caroline hinunter auf das lange Messer mit dem kurzen, braunen Schaft, das auf ihren Beinen lag. Sie musste es wegwerfen, wenn sie zurück ins Hotel kam. Das war kein Andenken, das sie von Afrika mit nach Hause nehmen wollte. In der Tat fühlte sie kein Bedürfnis, überhaupt irgendwelche Erinnerungen mit nach Hause zu nehmen.
» Es gibt etwas, über das ich gern mit dir sprechen möchte, Caroline . «
Daniel räusperte sich.
Widerstrebend wandte sie sich um. Es war ihr unangenehm, wenn Leute im Gespräch ihren Namen verwendeten. Das war zu intim.
» Ich hoffe, du bist nicht der Ansicht, ich gehe zu weit mit dem, was ich jetzt sage .«
Sie starrte ihn an. Das fehlte ihr gerade noch. Eine Liebeserklärung von irgendeinem schwarzen Mann, der sich in ihre blonden Haare verliebt hatte.
Er räusperte sich wieder, bevor er fortfuhr:
» Ich will deine Firma und deine Kollegen nicht für irgendetwas beschuldigen… «
Daniel machte eine Pause. Er schielte zu Stanley, während Caroline erleichtert ausatmete. Es war keine Liebeserklärung, es war Business, damit wurde sie fertig. Er fuhr fort:
» Wie gesagt, will ich niemanden für etwas beschuldigen. Aber ich finde, es ist ziemlich suspekt, dass die Polizisten deinen Kollegen kannten und dass Mama Lucy, die eure größte Kritikerin war, ermordet wurde… «
Sie sah in das ernste, schwarze Gesicht und konnte spüren, dass sie neugierig war, dass sie gern mehr von seinen Überlegungen hören wollte, aber sie wusste, es war ausgeschlossen, sich auf diesen Pfad zu begeben. Man kratzte nicht in aller Öffentlichkeit am Image des Unternehmens. Illoyale Mitarbeiter standen nicht hoch im Kurs.
Stanley starrte durch die Frontscheibe.
» Ich weiß nicht, was du versuchst anzudeuten, aber ich möchte dich bitten, sofort damit aufzuhören « , antwortete sie scharf.
Daniel erwiderte ruhig, als hätte er ihre Reaktion erwartet:
» Ich deute nichts an; ich sage nur, dass es mich wundert. Und daher schlage ich dir vor, aufmerksam zu sein, mit wem deine Kollegen Geschäfte machen. Das ist alles .«
Er sah sie lange an. Dann schüttelte er den Kopf.
» Nun, du musst wohl auch Zeit haben, die Gegend anzuschauen, durch die wir fahren « , fügte er in einem unnatürlich leichten Tonfall hinzu.
Caroline drehte sich wieder nach vorn.
Sie dachte an die Aufgabe, die vor ihr lag. Die schien plötzlich ernster und komplizierter zu sein, als sie angenommen hatte.
Sie wog ihre Möglichkeiten ab. Bevor sie etwas anderes tat, war sie gezwungen, Markvart zu kontaktieren. Er hatte darum gebeten, über die Entwicklung der Situation unterrichtet zu werden, und der Mord an Mama Lucy war eine
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