Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
schwieg einen Augenblick.
» Das kann ich gut verstehen. Aber es hört sich an, als hättest du das gut gemeistert .«
» Danke « , antwortete Caroline, unsicher darüber, was genau sie gut gemeistert hatte.
Eine Weile war es still im Telefon.
» Das hat eine etwas andere Wendung genommen als erwartet « , sagte Markvart dann.
Sie konnte hören, dass er mit den Fingern auf das Lenkrad trommelte.
» Um es ganz deutlich zu sagen: War es diese Mama Lucy, die sich über uns beschwert hat? «
» Ja .«
» Und es gab niemand anderen, der das getan hat? «
» Nicht, soweit ich gehört habe .«
» Dann ist die Wahrheit doch, dass es jetzt nichts mehr für dich in Kenia zu tun gibt, Caroline .«
» Was meinst du? « , fragte sie erstaunt.
» Deine Aufgabe war es, herauszufinden, was getan werden musste, um die Klagen über uns zu stoppen, und wenn es nur diese Mama Lucy war, die sich beschwert hat, ist die Sache wohl abgeschlossen. Auf eine höchst beklagenswerte Weise, ja, aber trotzdem abgeschlossen .«
» Aber Markvart, die anderen Leute in ihrem Dorf waren sehr wütend. Sie geben Dana Oil die Schuld an ihrem Tod .«
Das Fingertrommeln gegen das Lenkrad wurde wieder aufgenommen.
» Ja, okay, das kann ich selbstverständlich erkennen… «
» Jetzt haben sie etwas Neues, um sich darüber zu beschweren .«
Es gab eine lange Pause, bevor Markvart wieder sprach. Dieses Mal mit Entschlossenheit in der Stimme.
» Nein, Caroline, wir hören hier auf. Dana Oil hat nichts mit Mord zu tun. Das ist vermutlich ein Mord aus Eifersucht, so ist es doch bei den meisten Morden– wirklich banal. Vielleicht wollte ihr Mann ihr ans Leben. Das kann der Grund sein, warum er in der Nacht, in der sie ermordet wurde, nicht da war, oder? «
» Das weiß ich nicht… «
» Unter keinen Umständen sollten wir uns von Dana Oils Seite aus einmischen. Bring eines der Mädchen in der Reiseabteilung dazu, dein Ticket zu ändern, damit du übermorgen nach Hause kommen kannst. Nutze den morgigen Tag zum Entspannen, mach eine Pause am Pool und schließ die Dinge anständig mit John Hansen ab. Es ist wichtig, dass unsere Abteilung in den Lokalbüros einen guten Eindruck hinterlässt .«
Caroline hörte den entschlossenen Klang in der Stimme ihres Chefs und wusste, es war zwecklos, mit ihm zudiskutieren. Es hörte sich so an, als würde er meinen, sie hätte die Aufgabe gut gelöst. Auf jeden Fall hatte er gesagt, dass es jetzt nichts mehr für sie in Kenia zu tun gab.
Auf der anderen Seite war sie gezwungen zu beweisen, dass sie bereit war, den Kampf hier unten aufzunehmen. Sie wollte nicht riskieren, nach Hause zu kommen und beschuldigt zu werden, es nicht gewagt zu haben, es mit » der wirklichen Welt « aufzunehmen.
» Glaubst du nicht dennoch, ich sollte noch einmal in das Dorf fahren, wenn sich alles wieder ein bisschen beruhigt hat? «
Das Motorengeräusch im Hintergrund ebbte ab und verschwand dann ganz.
» Nein, Caroline, das glaube ich nicht. Ich habe nicht die geringste Lust, dass sich einer meiner Mitarbeiter in eine Morduntersuchung einmischt. Ich will gut auf euch aufpassen– auch auf dich. Und jetzt muss ich mich leider beeilen, ich bin jetzt zu Hause und bekomme Ärger mit Mette, wenn ich mich mit dem Handy zum Abendessen an den Tisch setze. Wir sprechen uns, Caroline, schick mir eine Mail, wann du wieder im Büro bist. Ruf wieder an, wenn du reden möchtest .«
» Okay .«
» Gut, bis dann .«
» Bis dann .«
Caroline nahm das Handy langsam vom Ohr.
Ein Mord aus Eifersucht war ihr nicht in den Sinn gekommen, aber das war wohl nicht ausgeschlossen. Das passierte jeden Tag auf der ganzen Welt.
Sie überlegte, ob sie Markvart von den Polizisten hätte erzählen sollen, die John Hansen kannten. Aber es war sicher gut, dass sie es nicht getan hatte, denn was hätte sie sagen sollen? » Ich habe einige Polizisten getroffen, die John Hansen kannten. Ist das nicht äußerst verdächtig? « Sie hätte wie eine der Menschenrechtsverfechterinnen geklungen, die ihre Verschwörungstheorien über Ölgesellschaften lancierten, die gemeinsame Sache mit den bösen Regierungen der ganzen Welt machten– allen voran den USA – und in ihrer Jagd nach Weltherrschaft keine Mittel scheuten.
Auf der anderen Seite bedeutete die frühe Heimreise, dass sie sich nicht viel länger in diesem von Bakterien befallenen Land aufhalten musste. Die Frage war selbstverständlich, was das in Markvarts Platzierung ihrer Person auf den
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