Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
dramatische Entwicklung. Sie steckte die Hand in die Tasche und nahm die silbergraue Rolex heraus. In Dänemark war es jetzt fünf Uhr am Nachmittag, sodass Markvart wohl gerade das Büro verlassen hatte, bevor sie zum Hotel zurückkam. Dann würde sie ihn über das Handy erreichen. Er bekam schließlich sein Chefgehalt, um zur Verfügung zu stehen.
Bevor sie etwas anderes machte, brauchte sie jedoch ein Bad. Es grauste ihr bei dem Gedanken daran, wie viele Bakterien auf ihrer Haut herumkrochen. Sie konnte nahezu sehen, wie sich die kleinen einzelligen Organismen vor ihren Augen vermehrten.
An der Stelle, an der Daniel eingestiegen war, hielt Stanley an der Seite an. Dieses Mal ohne die Begleitung wütender Autohupen.
» Lass uns morgen sprechen. Pass auf dich auf « , sagte Daniel und schaute Caroline lange und ernst an, bevor er aus dem Auto sprang und die Tür hinter sich zuknallte.
Bereits auf dem Weg in das blau-gelbe Zimmer begann sie damit, die Bluse aufzuknöpfen, und als die schwere Zimmertür hinter ihr ins Schloss fiel, hatte sie die Bluse ausgezogen. Sie warf sie auf den Boden, streifte die Schuhe ab und zerrte sich Hose, Slip und BH mit einer solchen Kraft vom Leib, dass einer der Haken ihres BH s abriss. Dann ging sie ins Badezimmer.
Ein langes Bad und eine halbe Flasche Shampoo später warf sie sich in den einzigen Sessel.
Jetzt konnte sie wieder klar denken.
Nach ein paar Minuten stand sie auf und zog sich saubere Sachen an. Es war undenkbar, nackt mit dem Chef zu telefonieren. Sie angelte das Mobiltelefon aus der Tasche und klickte sich bis zu den » Kontakten « vor, fand » Markvart– mobil « und drückte auf » anrufen « .
Es klingelte nur ein Mal, bis er abnahm.
» Ja? «
» Hallo, Caroline hier .«
» Ja, das kann ich sehen. Na, hast du da unten alles im Griff? «
Madonna und Motorenlärm mischten sich im Hintergrund, und sie ging davon aus, dass der Chef im Auto saß, auf dem Weg nach Hause in Richtung Holte, während er in die Freisprechanlage sprach. Sie atmete tief ein.
» Es haben sich einige Komplikationen ergeben, die ich mit dir besprechen muss. Kannst du jetzt reden? «
» Ich habe nicht viel Zeit, aber sag es einfach .«
Es erklang ein Klicken, und der Song » Like a prayer « verstummte. Sie räusperte sich.
» Diejenige, die sich über uns beschwert hat, Mama Lucy, sie… sie… «
Caroline spürte, wie sich ihr Hals plötzlich zuschnürte.
» Was ist mit Mama Lucy? «
» Sie wurde ermordet « , antwortete Caroline und hörte mit Erschrecken, wie sich die eigene Stimme überschlug.
Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Das einzige Geräusch war der Lärm des Motors.
» Was meinst du genau damit– sie wurde ermordet? « , fragte Markvart.
Als Caroline die Kontrolle über ihre Stimme wiedergefunden hatte, fuhr sie in einem ruhigeren Tonfall fort:
» Sie sagen, ihr wurde in der Nacht der Hals durchschnitten, von einigen Männern, die in ihr Haus eingebrochen sind .«
» Wer sagt das? «
» Die Leute in dem Dorf .«
» Und wer waren die, die eingebrochen sind? «
» Das wissen sie nicht, weil sie Decken über die Köpfe ihrer Kinder gezogen hatten und ihr Mann nicht zu Hause war, als es passiert ist .«
Sie machte eine Pause, bevor sie hinzufügte:
» Aber sie glauben, Dana Oil hat etwas damit zu tun .«
» Was glauben sie?! «
» Dass wir es sind, die den Mord beauftragt haben .«
» Wie, in aller Welt, kommen sie darauf? «
» Sie glauben, wir wollten ihr den Mund stopfen, weil sie uns gegenüber Kritik geäußert hat .«
» Selbstverständlich wollten wir ihr gern den Mund stopfen, aber wir würden niemals auf die Idee kommen, jemanden umzubringen « , brach es aus Markvart in einem für ihn ungewöhnlich unkontrollierten Tonfall heraus.
Das Lächeln hielt seine Gefühle normalerweise zurück.
Er machte eine Pause. Caroline sah es vor sich, wie er einen tiefen Atemzug nahm und das Gesicht in Falten legte, die signalisierten, » wir haben keine Probleme, wir haben Herausforderungen « . Es waren die Falten, die viele dazu brachten, ihm eine Zukunft an der Spitze von Dana Oil zu prophezeien– vielleicht sogar im Eckbüro des Direktionsflurs.
» Das muss ein schlimmes Erlebnis für dich gewesen sein « , sagte er dann.
Caroline spürte die Tränen in ihre Augen steigen. Sie war es nicht gewohnt, von einem Chef diese Fürsorge zu erfahren. Sie räusperte sich.
» Ja, das war schon irgendwie ein Schock « , räumte sie ein.
Markvart
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