Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
bestechen ließen, einen bestimmten Lieferanten zu nutzen: » Gebt uns Geld, damit wir Nutten und leckeres Essen kaufen können, dann sorgen wir im Gegenzug dafür, dass Dana Oil euch als Papierlieferant verpflichtet anstatt eine der zwanzig anderen kleinen Papierfirmen. « Irgendwie so musste der Deal gelautet haben, den Internal Investigations dank der Unterlagen, die sie während ihres unangemeldeten Besuches gefunden hatten, aufgedeckt hatte.
Das Gleiche konnte bei John Hansen der Fall sein– auch er konnte entlarvende Beweise in seinem Büro liegen haben. Da Caroline aber nicht von Internal Investigations hierhergeschickt worden war, hatte sie keinerlei Befugnisse, John Hansens Schränke zu durchsuchen.
Sie musste es tun, ohne entdeckt zu werden.
Als sich die Dunkelheit eng um die Stadt schloss, zog Caroline ihre Pumps an, griff nach ihrer Tasche und verließ das Hotelzimmer.
» Taxi, Madam? « Der Wachmann vor dem hohen Glassilo des Hilton sah sie fragend an.
» Nein danke, ich werde zu Fuß gehen .«
Es konnte gut sein, dass es nicht empfehlenswert war, nach Einbruch der Dunkelheit allein durch Nairobi zu laufen, aber sie weigerte sich, sich noch einmal in eines der von Bazillen befallenen Taxen zu setzen, die vor dem Hotel warteten. Außerdem befand sich das Büro ganz in der Nähe.
Der Wachmann schaute ihr verwundert nach.
Der Dreck und der Smog umschlossen Caroline, sobald sie den Parkplatz des Hotels verlassen hatte, und sie lief schneller. Wie sie in ihren Papieren gelesen hatte, war dies auch die Art und Weise, wie man als Ausländer durch Nairobi laufen sollte. » Machen Sie den Eindruck, als würden Sie sich in der Stadt auskennen und wissen, wo Sie hinwollen « , lautete der Rat.
Sie eilte, ihre Tasche an sich gepresst, durch die Straßen und versuchte, die Umgebung nicht wahrzunehmen.
» Schauen Sie, Madam, wunderschöne Souvenirs für Sie « , rief ihr einer der letzten noch verbliebenen Straßenverkäufer des Tages zu.
Aus dem Augenwinkel heraus blickte Caroline zu ihm und sah ihn auf einem kleinen Schemel auf dem Bürgersteig sitzen. Eine zerschlissene Decke neben dem Schemel zeigte seine erbärmliche Sammlung an Souvenirs: eine gebrauchte Uhr und zwei kleine Plakate mit Zebras darauf. Das eine Auge des Mannes war von einer Klappe bedeckt, und das andere sah sie bittend an. Sie lief schnell an ihm vorbei.
Die Bluse klebte ihr am Rücken, als sie die Haile Selassie Avenue erreichte. Hätte sie doch nur einige locker sitzende Sachen anstatt der gewohnten, auf Figur geschnittenen Blusen mitgenommen.
Nach Aussage von Martin arbeitete im Kenia-Büro selten jemand am Abend, und bereits aus der Entfernung konnte sie sehen, dass es in allen Büros des gelben Gebäudes dunkel war. Einige Meter vor dem Gebäude blieb sie stehen. Es fiel ihr ein, dass sie keinen Schlüssel bekommen hatte, um sich durch den Haupteingang auf der Straße Zutritt zu verschaffen. Nur die schicke Karte. Prüfend ging sie zu der doppelten Glastür und fasste an den Türgriff. Sie könnte Glück haben. Das hatte sie nicht.
Sie überlegte. Eine Möglichkeit war es, bei Dana Oil anzurufen, aber zum einen war die Empfangsdame sicher bereits gegangen, und zum anderen würde sie gern die Möglichkeit haben, unbemerkt zu verschwinden, wenn John Hansen wider Erwarten noch in seinem Büro sein sollte.
In dem Moment ging die Tür auf, und ein großer Mann kam heraus.
» Wie gut, dass Sie kommen, ich habe meinen Schlüssel vergessen. « Caroline lächelte steif.
Der Mann erwiderte ihr Lächeln.
» Arbeiten Sie hier? «
» Ja, ich arbeite bei Dana Oil .«
» Ich bin mir sicher, dass ich mich an eine Frau wie Sie erinnern würde « , sagte der Mann und trat einen Schritt näher. Caroline ging einen Schritt zurück und hörte das Klicken, als die Tür hinter dem Mann ins Schloss fiel.
» Ich habe gerade erst angefangen. « Caroline lächelte breit. » Sie sind sicher so nett und schließen für mich auf .«
» Ja, selbstverständlich, für eine schöne Frau wie Sie tue ich alles. « Der Mann blinzelte und zog seinen Schlüssel aus der Tasche, steckte ihn in das Schloss und öffnete die Tür für sie.
» Bitte .«
» Danke, vielen Dank. « Den Blick des Mannes im Nacken, beeilte sie sich, durch die Tür und zum Fahrstuhl zu kommen. Die Türen öffneten sich, Caroline ging schnell hinein und drückte mit dem Nagel des Zeigefingers die 5 .
Mit einem Ruck setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung, und sie atmete tief ein. Jetzt
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