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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Gefühl, von einem Bumerang getroffen worden zu sein. Hart und direkt ins Genick.
    Selbstverständlich wusste er gut, dass das Spiel so lief. Den einen Augenblick profitierte man von der Flexibilität, die ein korruptes Regime bieten konnte, und im nächsten stand man, die Hände auf den Rücken gedreht, da. Aber eine Sache war es, das zu wissen, eine andere, es zu spüren.
    Korruption war einer der Eckpfeiler der kenianischen Gesellschaft; eine Spielregel, die man akzeptieren musste, wenn man ein Teil des Spiels sein wollte.
    In Kenia fand man Korruption auf allen Ebenen, ob es an der Spitze des politischen Systems oder kito kidogo – die kleine Korruption– war. Kito Kidogo war es zum Beispiel, wenn die Polizei forderte, die Ausgaben für das Benzin ersetzt zu bekommen, um zum Schauplatz eines Verbrechens fahren zu können, oder wenn der Arzt einen Schilling unter der Hand haben wollte, um dem Patienten in den Hals zu schauen.
    Korruption war unter dem legendären Präsidenten Jomo Kenyatta selbstverständlich geworden, er hatte diese– von den englischen Kolonialherren befreit und mit mehr Freiheiten ausgestattet, wenn es darum ging, sich selbst mit Eigentum oder attraktiven Landgebieten zu verwöhnen–, in der Gesellschaft verankert.
    Dennoch geschah es erst unter Daniel Arap Moi, Kenyattas Nachfolger und zwischen den 1980 er und 1990 er Jahren an der Macht, dass Kenia als eine Brutstätte der Korruption weltbekannt wurde. In diesem Zeitraum war es tatsächlich suspekt, wenn man einen einflussreichen Posten bekleidete und diesen nicht dazu ausnutzte, sich das Leben zu versüßen. Öffentlich angestellt zu sein, ob als Beamter oder Politiker, bedeutete nicht nur, das Recht zu haben, sondern auch die Pflicht, sich von den Bürgern für seine Leistungen bezahlen zu lassen. Und wenn man einen gewissen Wohlstand zusammengekratzt hatte, wurde erwartet, dass man ihn mit der Familie und mit seinem Stamm und seinem Dorf teilte. Hatte man die Möglichkeit, einem Genossen dabei zu helfen, eine gut bezahlte Stelle zu bekommen, tat man das auch.
    Die schlimmste Korruption allerdings fand man bei der Polizei. Der lange Arm des Gesetzes in Kenia war es gewohnt, bestochen zu werden, sodass er es ganz einfach als sein Recht betrachtete. Vor einigen Monaten war die kenianische Polizei sogar zu der korruptesten Institution in ganz Ostafrika gekürt worden. Eine Tatsache, die John Hansen ganz unterhaltsam hätte finden können, würde er sich jetzt nicht selbst in ihren Klauen befinden, ohne eine Möglichkeit zu sehen, sich loszureißen.
    Er schraubte den Verschluss von der Whiskyflasche und nahm noch einen Schluck.
    Als Erstes galt es, sich Zeit zu erkaufen.
    Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer von Ogatos Sekretärin, während er zum Gott weiß wievielten Mal darüber fluchte, dass sich der Mann zu wichtig fühlte, um seine direkte Nummer preiszugeben.
    Die Sekretärin teilte mit, dass sich Mr Ogato in einer sehr wichtigen Sitzung befand und den Anruf daher nicht entgegennehmen konnte. John Hansen rollte mit den Augen. Ich frage mich, ob das Sitzungslokal nicht 18 Löcher und ein Klubhaus hat, in dem man kühle Drinks serviert, hatte er Lust zu sagen. Aber eigentlich war das sehr gut, denn so vermied er es, Mr Ogato direkt ins Gesicht zu lügen. Nicht dass ihn das belasten würde, aber trotz allem war es praktischer, dies durch andere erledigen zu lassen.
    Ob er eine Nachricht hinterlassen wolle?
    Ja, danke, wenn die Sekretärin Mr Ogato mitteilen würde, dass Mr Hansen das, worüber sie gesprochen hatten, regeln würde. Ja, Mr Ogato würde wissen, um was es sich handelte.
    So. John Hansen nickte. Er spielte das Spiel noch immer besser als die meisten. Jetzt galt es nur, in den nächsten paar Tagen Ogatos Anruf abzuwehren. Dann hatte er vermutlich– hoffentlich– in der Zwischenzeit eine dauerhafte Lösung gefunden.
    Was seine emsige junge Kollegin betraf, hatte er zwei Möglichkeiten.
    Die eine war zu versuchen, sich gut mit ihr zu stellen. Ihr auf die ein oder andere Weise zu schmeicheln und sie für sich zu gewinnen. Auf jeden Fall so weit, dass sie die Treibjagd auf ihn beendete.
    Aber John Hansen war nie ein Freund der Frauen gewesen; es war einfach nicht seine Art, mit ihnen in einer Weise zu reden, wie es einige Männer vermochten, bei denen die Weiber über alles, was sie sagten, laut lachten. Außerdem hatte er bemerkt, wie Caroline Kayser ihn ansah. In dem Blick lag nicht Interesse, sondern

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