Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
jeden Fall sein.
Eigentlich hatte er sich ein bisschen unwohl dabei gefühlt, die Trumpfkarte auszuspielen, denn das war nicht gerade die Art, Loyalität gegenüber seinen Chefs zu zeigen, aber dieser Hochmut seitens des Direktors machte es etwas leichter. Tatsächlich ließ ihm Allan Steenberg, soweit John Hansen es erkennen konnte, keine andere Möglichkeit, da er nicht zur Vernunft kommen wollte.
Es war ein Trumpf, den John Hansen in der Hinterhand gehalten hatte, bereit, ihn auszuspielen, wenn dies eines Tages notwendig werden würde.
Der Tag war gekommen.
Allan,
vielleicht kann ich dich am besten dazu bewegen, den Ernst meiner Anfrage zu verstehen, wenn ich dir sage, dass ich von deinem Besuch bei einer gewissen » Mama Black Mamba« während einem deiner Aufenthalte hier in Kenia weiß. Und dass ich, solltest du dich dieser Sache nicht annehmen, nicht ausschließen kann, dass auch andere davon erfahren werden.
Dieses Mal kam keine schnelle Antwort.
John Hansen las seine eigene Mail erneut. Sie war genau an der Grenze. Auf der anderen Seite war es doch nicht nur seinetwegen, dass er seinen Willen haben wollte. Er war überzeugt davon, je eher Caroline Kayser in einem Flugzeug in Richtung Europa saß, desto besser für Dana Oil.
Allan Steenberg war verheiratet und hatte Kinder. Das hatte John Hansen in einem der Berufsporträts gelesen, die er zwischendurch im Netz überflog. Es war allmählich fast eine Voraussetzung dafür, um Topchef zu werden, dass man im zwanzigsten Jahr glücklich mit einer Hausfrau verheiratet war und drei bis vier Kinder hatte, für die man Zeit fand, um mit ihnen zusammen sowohl Fußball zu spielen als auch zu den Pfadfindern zu gehen.
Die Ehe war als lang und glücklich beschrieben gewesen, aber John Hansen zweifelte dennoch daran, dass die Direktorenfrau Verständnis für die alternativen Befriedigungen der geschlechtlichen Gelüste ihres Mannes aufbringen würde.
Mittlerweile waren einige Jahre vergangen, seit eine Delegation aus dem Hauptquartier auf Besuch in Kenia gewesen war.
Die Gruppe, die neben Allan Steenberg aus zwei anderen Chefs und ein paar Laufburschen bestanden hatte, war auf einer wochenlangen Tour durch Sub-Saharan Africa gewesen. Das war die Bezeichnung für alle armen afrikanischen Länder südlich der großen Saharawüste, mit Südafrika als einzige Ausnahme. Die Delegation hatte die Länder besucht, in denen das Unternehmen aktiv war oder in denen es auf lange Sicht interessant werden konnte, nach Öl zu suchen. Es waren Kurzbesuche gewesen– einen Tag hier, zwei Tage dort–, um Flagge zu zeigen und zu signalisieren, » euer Land ist wichtig für uns « , anstatt etwas über die Länder und deren Potenzial zu lernen. Das überließ man den einzelnen Landeschefs, was John Hansen recht war.
Der Besuch in Kenia war ein zweitägiger Aufenthalt gewesen– ein Tag draußen auf dem Land, um sich potenzielle Bohrgebiete anzuschauen, und ein Tag in Nairobi für offizielle Treffen.
Tag zwei war mit einem Restaurantbesuch beendet worden. Als das Essen vorbei war, wollte die Gruppe, zu der auch einige von John Hansens Mitarbeitern sowie der Leiter der Bohrteams, Tim Wright, gehörten, in den Nachtclub, bis sie am nächsten Morgen nach Uganda fliegen sollten.
Nur Allan Steenberg und John Hansen verabschiedeten sich für den Abend. John Hansen hasste die noblen Nachtclubs. Das Einzige, was bei dieser Art von Clubs zählte, war, jung, gut aussehend und reich zu sein. Männer mit diesen Qualitäten saugten die gesamte weibliche Aufmerksamkeit auf und hinterließen nichts für Männer wie John Hansen. Allan Steenberg, der ein attraktiver Mann war, soweit John Hansen das einschätzen konnte, hatte gesagt, er sei müde und wolle gern zurück ins Hotel.
John Hansen hatte angeboten, ihn zu fahren. Das war eine seltene Möglichkeit gewesen, einen der höchstplatzierten Chefs unter vier Augen zu sprechen, aber das Angebot war abgelehnt worden. Er wollte ein Taxi nehmen. John Hansen hatte den Vorschlag mehrfach wiederholt, war aber jedes Mal abgewiesen worden.
Es war Zufall gewesen, dass er auf dem Weg nach Hause hinter Allan Steenbergs Taxi fuhr. Er hatte nicht vorgehabt, ihm zu folgen, bevor der Wagen die Abfahrt passiert hatte, die ihn direkt zum Hilton gebracht hätte, in dem die Delegation wohnte.
Da war John Hansen neugierig geworden. Wenn Allan Steenberg andere Pläne für die Nacht hatte, war seine Ablehnung von John Hansens Angebot nicht persönlich
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