Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
Vom Netzwerk:
daran zu denken, wie viel es in fünf Jahren kosten wird. Um gar nicht erst von zehn Jahren zu sprechen! Wir haben jeden Tag Besuch von den Chinesen, und das treibt die Preise auch noch nach oben . «
    Charles Kariuki schüttelte übertrieben den Kopf, und Caroline nickte, während sie an den Bericht dachte, den sie in John Hansens Schrank gefunden hatte.
    » Damit haben Sie wohl recht .«
    » Ja, das meine ich auch. Das pflege ich immer zu haben! « Er lachte laut schallend und nahm einen großen Schluck von seinem Bier. » Sechs Millionen Dollar sind selbstverständlich ein beträchtlicher Griff in die Tasche, bis man weiß, was man findet, aber in fünf Jahren hättet ihr es nicht für einen Bonus von unter zehn Millionen Dollar bekommen können .«
    Caroline nickte wieder. Verträge waren nicht ihr Spezialgebiet, aber sie wusste wohl, dass er vermutlich recht hatte.
    In der Ölbranche war es Brauch, dass die Unternehmen der Regierung des Landes, in dem sie nach Öl bohren wollten, einen sogenannten » Signaturbonus « zahlten. Eine Tüte voll Geld, die bezahlt wurde, um die Erlaubnis zu bekommen, nach Öl zu bohren.
    In den letzten Jahren hatte sich eine heftige Debatte über diese Art von Bezahlungen entwickelt. Bei ihrer Arbeit mit der Korruptionsstrategie war Caroline mehrfach auf dieses Dilemma gestoßen. Eine Sache war, dass die Gelder im Grunde genommen ein Geschenk waren, welches die Regierung bekam, ungeachtet dessen, ob das Unternehmen Öl fand oder nicht. Wenn das Öl zu fließen begann, musste das Unternehmen weiterhin einen großen Prozentsatz des Geldes, das es mit dem Öl verdiente, an die betreffende Regierung abführen.
    Aber das, was primär kritisiert wurde, war, dass der Signaturbonus in vielen Fällen zur Korruption beitrug, weil der Betrag, den die Gesellschaften als Bonus bezahlten, geheim gehalten wurde. Das bedeutete, der Empfänger– oftmals eine korrupte Regierung– bekam viele Millionen, die er ohne Wissen der Öffentlichkeit nach Gutdünken verwalten konnte.
    Um den Beschuldigungen bezüglich Korruption entgegenzuwirken, hatte eine Reihe von Unternehmen damit begonnen, zu veröffentlichen, wie viel sie an Bonus zahlten. Publish what you pay, wie die Initiative genannt wurde, sorgte dafür, dass alle prüfen konnten, wie viel Geld auf das Konto der Regierung geflossen war und so kontrollieren konnten, ob die Machthaber das Geld auf eine legitime Weise verwendeten oder ob zufällig ein ähnlicher Betrag auf ein überseeisches Konto auf einer Insel im Ärmelkanal transferiert wurde.
    Dana Oil hatte, nach massivem Druck von anderen Unternehmen in der Branche, auch damit begonnen, zu veröffentlichen, was sie den Regierungen in den ölreichen Ländern bezahlten; etwas, an dem Caroline in Form der Strategiearbeit beteiligt und worauf sie stolz war.
    Sie blieben sitzen und tranken das Bier aus, während Charles Kariuki weiter von den Glückseligkeiten sprach, die Kenia erwarteten, wenn die Ölgelder bald auf das Konto zu fließen begannen. Als die Flaschen leer waren, erhob sich Martin.
    » Ich glaube, ich werde mich auf den Heimweg machen. Möchtest du eine Mitfahrgelegenheit, Caroline? «
    » Ja, danke .«
    » Ja, ich muss wohl auch. Ich war in den vergangenen Tagen viel unterwegs, ich muss also auch nach Hause und mich ausruhen. « Charles Kariuki erhob sich und folgte seinen beiden dänischen Gästen nach draußen zum Auto, wo sie sich verabschiedeten.
    Auf dem Weg zum Hotel plauderten sie über den Abend und lachten gemeinsam über Carolines Entsetzen, Fleisch mit den Fingern zu essen.
    » Danke für den Abend, es war mir ein Vergnügen « , sagte Martin, als er vor den vielen Fenstern des Hilton anhielt.
    » Ebenfalls danke. Das war es wirklich .«
    » Ja .«
    » Wir sehen uns .«
    » Das hoffe ich .«
    Caroline schwieg einen Augenblick, aber als Martin nicht versuchte, die Abschiedsszene auszudehnen, öffnete sie die Autotür und stieg aus. Vergnügt grüßte sie den Wachmann, als er die Tür für sie aufhielt.

25
    Draußen war die Dunkelheit bereits hereingebrochen, und das Büro wurde von dem grellen Schein der Leuchtstoffröhre an der Decke erhellt.
    John Hansen saß hinter seinem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Als ehemaliger Pokerspieler wusste er, es galt, so lange wie möglich auf dem Gold sitzen zu bleiben. Die Trumpfkarte sollte erst gespielt werden, wenn es unbedingt notwendig wurde. Für den Anfang wollte er es mit moderaten Methoden probieren. Die müssten

Weitere Kostenlose Bücher