Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
gemeint.
Er hielt etwa hundert Meter Abstand zu dem Taxi; und aus dieser Entfernung hatte er das weiße Auto gut im Blick, als es vor einem Gebäude mit einem diskreten, hellroten Schild im Fenster parkte.
Das Taxi war stehen geblieben, und das Gleiche hatte John Hansen in gebührendem Abstand in den knapp vierzig Minuten getan, die vergingen, bevor Allan Steenberg wieder auf die Straße trat. Das weiße Hemd war noch immer faltenfrei, der dunkelblaue Anzug saß noch immer korrekt, und der Direktor hatte den gleichen seriösen Gesichtsausdruck wie beim Hineingehen. Der einzige Unterschied war die Krawatte, die jetzt locker auf seiner Brust herabhing.
Steenberg hatte ein einziges Mal über die Schulter geschaut und sich dann in das wartende Auto gesetzt, das zurück in Richtung Zentrum fuhr. Als das Taxi weg war, war John Hansen so nah an das Haus herangefahren, dass er lesen konnte, was auf dem hellroten Schild stand. » Mama Black Mamba «, hatte er auf einer zerknüllten Quittung notiert und sie in das Handschuhfach geworfen. Hier hatte sie seither gelegen.
Eine Stunde später traf eine Mail ein.
Ich werde sehen, was ich tun kann. Und erwarte im Gegenzug, dass diese Sache nie wieder erwähnt wird.
A. S.
Über John Hansens runden Wangen breitete sich ein Lächeln aus. Der Trumpf hatte seine Arbeit getan.
Im Laufe eines Tages würde Caroline Kayser von dieser Sache abgezogen werden, und Ogatos Druckmittel würde nicht mehr so stark sein.
Das Ganze würde gelingen.
26
Caroline schob ihre Sachen auf die eine Seite des Bettes und warf sich auf die freie Hälfte.
Sie sah sich im Zimmer um. Sie wohnte jetzt seit einer Woche im Hilton-Hotel und hatte sich allmählich daran gewöhnt, dass es aussah, als sei sie bei einem passionierten Brøndby-Fan eingezogen.
Ihre Gedanken kreisten um das Abendessen, besonders um eine Situation: Charles Kariukis Reaktion, als sie Katari erwähnt hatte. Sie konnte sich nicht damit brüsten, jemand zu sein, der andere Menschen durchschaute, aber in diesem Fall war sie sich sicher, Charles Kariuki kannte Katari. Die Luft war mit einem Mal so mit Geheimnissen aufgeladen gewesen, dass man sehr ignorant sein musste, das nicht zu bemerken.
Warum er nicht zu seinem Wissen stehen wollte, wusste sie hingegen nicht. Aber die Sache war es wert, wie Daniel vorgeschlagen hatte, die Zähne zusammenzubeißen und sich noch einen Tag den staubigen kenianischen Landstraßen auszusetzen, um sich Katari näher anzuschauen.
Sie griff nach ihrem Handy und schickte Daniel eine SMS und fragte, ob er die Möglichkeit habe, mitzukommen, wenn sie für morgen ein Auto organisierte. Die Antwort kam umgehend: Die würde er haben.
Das war eines der Dinge, die sie in Kenia überraschten– dass im Großen und Ganzen alle Leute in Nairobi mit einem Mobiltelefon am Ohr herumliefen. Sie wusste nicht genau, was sie sich vorgestellt hatte, aber auf jeden Fall kein Land voller schicker Mobiltelefone. Das passte nicht in das Bild, welches sie von Afrika hatte.
Sie überlegte, Stanley anzurufen, um die Fahrt für den nächsten Tag zu arrangieren, entschloss sich aber zu warten. Es war dreiundzwanzig Uhr, und er hatte zwei Töchter, die in die Schule mussten.
Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf und rief Stanley an, der sofort abnahm.
» Haben Sie die Möglichkeit, heute für mich nach Katari zu fahren? « , fragte sie, nachdem sie ihn begrüßt hatte.
Am anderen Ende der Leitung wurde es still.
» Ich kann Sie nicht mehr fahren, Madam « , antwortete Stanley.
» Was ist dann mit morgen? «
» Ich kann Sie leider nicht mehr fahren, überhaupt nicht .«
» Wie meinen Sie das? «
Stanley schwieg, bevor er mit leiser und entschuldigender Stimme erklärte:
» Ich habe nicht mehr die Erlaubnis, für Sie zu fahren .«
» Wurde Ihnen gekündigt? «
» Nein .«
Caroline, die bis jetzt im Zimmer herumgegangen war, blieb stehen.
» Aber Sie dürfen für andere fahren? «
» Ja .«
» Nur für mich nicht? «
» Das ist korrekt .«
» Hat John Hansen das festgelegt? « Sie spürte die Wut in ihrer Brust brodeln.
Stanley antwortete nicht, und sie nahm das als Bestätigung ihrer Frage.
» Es tut mir wirklich leid, Madam, aber ich werde gefeuert, wenn ich für Sie fahre. Und das kann ich mir nicht leisten, denn ich muss dafür sorgen, dass meine Töchter in die Schule kommen .«
» Okay, ich finde eine andere Lösung « , antwortete Caroline. Die Kinderkarte war unmöglich zu schlagen.
» Ich wünsche
Weitere Kostenlose Bücher