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Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
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Ihnen viel Glück .«
    » Danke .«
    Sie legte zähneknirschend auf. Was bildete sich dieser Mann ein? Er konnte doch Stanley, Dana Oils Chauffeur, nicht verbieten, für sie zu fahren. Es mochte so sein, dass John Hansen der Chef in Kenia war, aber sie war ebenso sehr wie er in diesem Unternehmen angestellt.
    Sie überlegte, ihn anzurufen und ihren Ärger an ihm auszulassen. Aber zum einen würde das kaum etwas ändern, und zum anderen hatte sie Lust, ihn zu bestrafen. Ein Verweis von einem der Chefs würde einen Mann wie John Hansen weit mehr schmerzen, als ihre Wut es tun würde.
    Das Beste würde es sein, Markvart anzurufen und ihn zu bitten, sich der Sache anzunehmen. Er konnte John Hansens Chef dazu bringen, seinen Mitarbeiter auf seinen Platz zu verweisen. Caroline lächelte bei dem Gedanken an die Ermahnung, die den Nairobi-Chef erwartete, und wünschte, im Raum sein zu können und seine Demütigung mitzuerleben, wenn er den Anschiss bekam.
    Sie wollte aber noch eine Stunde mit dem Anruf bei Markvart warten. In Dänemark war es jetzt sieben Uhr, und auch wenn er ganz sicher ans Telefon gehen würde, hatte die Erfahrung gezeigt, dass der Chef um acht Uhr ein offeneres Ohr für die Qualen der Mitarbeiter hatte, nachdem die Kinder abgeliefert waren und die Sekretärin die erste Tasse Kaffee geholt hatte. Es gab keinen Grund, wegen einer einzigen Stunde seine eigenen Chancen zu verringern– erst recht nicht, wenn man beim Chef ohnehin keinen Stein im Brett hatte.
    Stattdessen rief sie Daniel an, der versprach, ein Auto und einen Fahrer zu besorgen. Solange Dana Oil bezahlen würde, müsste es sich machen lassen, beides bei einem von Nairobis unzähligen Anbietern von Safari-Touren zu mieten, meinte er. Die Anzahl der Touristen hatte während der Finanzkrise nachgelassen, sodass sie froh sein würden, etwas zu tun zu bekommen.
    Eine Stunde später rief sie bei Markvart an.
    » Ich wollte dich tatsächlich gerade anrufen « , sagte er, bevor Caroline dazu kam, etwas zu sagen.
    » Okay, was gibt es? «
    » Das hier geht einfach nicht, Caroline .«
    Sie schwieg verwirrt.
    » Was geht nicht? «
    » Jetzt bin ich zum dritten Mal von Bojesen angerufen worden. Er hat wieder Gerüchte aus Kenia gehört– dieses Mal, dass noch ein Mädchen vergewaltigt wurde, und etwas mit einem weißen Mann .«
    Jedes Wort des Chefs rammte Caroline ins Zwerchfell. Alle Luft wurde aus ihr herausgepresst.
    » Ich… « , begann sie, wurde aber unterbrochen.
    » Ich kann nur schwer verstehen, warum wir dieses Gespräch noch einmal führen müssen. Wie ich auch bereits zu einem früheren Zeitpunkt gesagt habe, habe ich volles Verständnis dafür, dass es eine schwere Aufgabe ist, die du da hast .«
    Der Knoten im Magen wuchs, während Markvart fortfuhr:
    » Aber es ist für mich ganz einfach unbegreiflich, wie Bojesen, ein mittelmäßiger Journalist, der hinter seinem Schreibtisch in Kopenhagen sitzt, etwas über Kenia wissen kann, über Beschuldigungen gegen uns in Kenia, ohne dass wir es zuerst erfahren. Kannst du mir erklären, wie das zusammenhängt? «
    Caroline biss sich fest auf die Unterlippe. Zum Teufel auch. Wenn sie sich nur beeilt hätte, Markvart anzurufen, als sie Asabo besucht und Sally getroffen hatte, hätte sie jetzt nicht wie ein Idiot dagestanden.
    Das war quasi wie mit Untreue. In der Regel war es für alle das Beste, wenn niemand etwas darüber erfuhr. Aber wenn es doch herauswollte, tat man gut daran, es selbst zu erzählen, anstatt es den Partner von anderer Seite hören zu lassen. Auf diese Weise stand man vielleicht als ein Arsch da, aber wenigstens als ein Arsch mit Gewissen, und man hatte gleichzeitig die Möglichkeit, die bestmögliche Version der Wahrheit zu liefern.
    Jetzt hatte Markvart sie mit heruntergelassenen Hosen erwischt, und er forderte eine Erklärung. Sie hatte zwei Möglichkeiten: Sie konnte lügen, auf die Gefahr hin, später entdeckt zu werden, oder sie konnte gestehen und die bestmögliche Version der Wahrheit präsentieren und hoffen, diese war gut genug, um das Erbarmen des Chefs zu wecken.
    Sie wusste, sie war gezwungen, sich für die letzte der beiden Möglichkeiten zu entscheiden. Das war eine der Grundregeln, die ihr ihr Vater beigebacht hatte, um im Geschäftsleben erfolgreich zu sein: » Du darfst niemals eine glatte Lüge erzählen, Caroline. So etwas wird immer aufgedeckt und kann deine Karriere zerstören. Präsentiere stattdessen die bestmögliche Version der Wahrheit– deine

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