Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
klug.
    Vanin spuckte durch seine Zahnlücke und verfehlte den Topf gerade eben. Sein Inhalt roch wunderbar, vor allem nach dem, was Latelle kochte, aber Mat entschied sich, auch hier nicht zu essen. Der Fette klopfte seinen Holzlöffel gegen den Topfrand, um ihn zu säubern, und schaute mit seinen mit dicken Lidern versehenen Augen zu Mat hoch. Sein rundes Gesicht wirkte oft so, als wäre er fast am Schlafen, aber nur ein Narr hätte das auch geglaubt. »Bei diesem Tempo kommen wir gegen Ende des Sommers in Lugard an. Wenn wir überhaupt dort ankommen.«
    »Das werden wir, Vanin«, sagte Mat mit mehr Zuversicht, als er im Augenblick verspürte. Der raue Wollmantel, den er vor ein paar Stunden trocken angezogen hatte, wies den Regen nur an einigen Stellen ab, und Wasser tropfte ihm den Rücken hinunter. Es fiel schwer, zuversichtlich zu sein, wenn einem eiskalter Regen das Rückgrat hinunterlief. »Der Winter ist fast vorbei. Wir werden schneller vorankommen, sobald es Frühling ist. Du wirst es erleben. Zur Frühlingsmitte sind wir in Lugard.«
    Er war ebenfalls nicht so recht davon überzeugt. Am ersten Tag hatten sie nicht mehr als acht Meilen zurückgelegt, und danach bedeuteten zehn einen guten Tag. Nur wenige Ortschaften entlang der Großen Nordstraße - ein Name, der sich sehr schnell zu verändern begann, als der Zirkus nach Norden kroch - verdienten den Namen Stadt. Die Menschen nannten sie die »Ebou Dar-Straße« oder »die Fährstraße«, manchmal auch einfach nur »die Straße«, so als würde es nur die eine geben. Aber Luca hielt bei jeder Stadt an, ob es nun eine richtige war oder auch nicht, ob sie von einer Mauer umgeben wurde oder nicht. Und auch bei jedem Dorf mit sechs Straßen und einem Dorfplatz, ganz egal, wie erbärmlich er auch war. Es brauchte fast einen halben Tag, um den Zirkus und die ihn umgebende Segeltuchwand mit dem gewaltigen blauen Spruchband und den roten Buchstaben, das über dem Einging hing, aufzubauen. Valan Lucas Großer Wanderzirkus. Es war Luca einfach unmöglich, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen, eine Besuchermenge anzuziehen. Oder die Münzen in ihren Geldbeuteln. Oder die Gelegenheit, einen seiner hellroten Umhänge anzulegen und sich in ihrer Bewunderung zu sonnen. Luca gefiel das fast so sehr wie die Münzen. Fast.
    Die Exotik der Darsteller und der in Käfigen gehaltenen Tiere aus weit entfernten Ländern reichte aus, um Leute anzuziehen. Was das anging, reichten sogar schon Tiere, die nicht so selten waren; nur wenige Menschen waren so weit gereist, um einen leibhaftigen Bären oder gar einen Löwen gesehen zu haben. Allein schwere Regenschauer hielten die Menge ab, und wenn der Regen zu schlimm wurde, weigerten sich die Jongleure und Akrobaten sowieso, ohne eine Überdachung aufzutreten. Was Luca mürrisch herumlaufen und aufgeregt davon plappern ließ, genug Segeltuch finden zu müssen, um jeden Akt zu überdachen, oder ein Zelt machen zu lassen, das groß genug war, den ganzen Zirkus aufzunehmen. Ein Zelt! Der Mann war in seinen Ambitionen nicht zu überbieten. Warum nicht gleich auch noch einen Palast auf Rädern, wenn er schon mal dabei war?
    Wären Luca und das langsame Fortkommen des Zirkus das Einzige gewesen, worum sich Mat hätte sorgen müssen, wäre er ein glücklicher Mann gewesen. Manchmal wurden sie von zwei oder drei langsam fahrenden, früh aufgebrochenen Wagenzügen aus seanchanischen Siedlern mit ihren seltsam geformten, spitz zulaufenden Wagen und dem merkwürdigen Vieh überholt, bevor sich der erste Zirkuswagen in Bewegung setzte. Manchmal wurden sie von Reihen seanchanischer Soldaten überholt, die in langsamem Tempo marschierten, Reihen aus Männern mit Helmen, die an Insektenköpfe erinnerten und die schneidig ausschritten, und Reihen von Reitern, deren Rüstungen aus sich überlappenden Platten mit Streifen bemalt waren. Einmal saßen die Reiter auf Torms , Kreaturen mit bronzenen Schuppen, die an Katzen in der Größe von Pferden erinnerten. Solange man davon absah, dass sie drei Augen hatten. Zwanzig oder mehr schlängelten sich in einem geschmeidigen Kriechgang vorwärts, und zwar schneller, als ein Pferd traben konnte. Weder Reiter noch ihre Tiere widmeten dem Wanderzirkus einen zweiten Blick, aber die Pferde drehten durch, als die Torms vorbeizogen, sie wieherten schrill und bäumten sich in ihren Geschirren auf. Die Löwen und Leoparden und Bären brüllten in ihren Käfigen, und das Rotwild warf sich blindlings gegen die

Weitere Kostenlose Bücher